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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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Ehepaar an Zither und Akkordeon Weihnachtslieder, und als der Weihbischof vorbeikam, um seine Predigt zu halten, standen alle Leute im Saal auf, um gemeinsam ein Weihnachtslied zu singen. Ich war so ergriffen, dass mir sofort wieder das Wasser in die Augen stieg, und lächelte verlegen Otto zu, der neben mir stand und aus vollem Halse mitsang.
    Während ich den Abend noch mal Revue passieren ließ, hatte Otto uns einen Glühwein gemacht. Er und die M&Ms waren über die Feiertage in München, die anderen waren alle ausgeflogen.
    »Danke noch mal für den tollen Abend, den werde ich bestimmt nie vergessen«, sagte ich.
    »Das ist doch viel sinnvoller, als sich gegenseitig mit unsinnigen Geschenken zuzumüllen, die man sowieso nicht braucht, weil man sich alles, was man will, besser selbst kaufen kann«, meinte er nur.
    Ich dachte an die zum Bersten gefüllte Reisetasche mit den vielen unsinnigen Geschenken, mit denen ich meine Familie und Valeria hatte zumüllen wollen, und wurde nachdenklich. Wenn mir noch vor vier Monaten jemand gesagt hätte, dass ich Obdachlose bedienen und auch noch Freude daran haben könnte, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Dabei hatte ich selten so eine tiefe Zufriedenheit gespürt, hatte an nichts, was ich mir je gekauft oder was ich geschenkt bekommen hatte, eine solche Freude gehabt.
    In der Nacht zum 31. Dezember hatte es wieder geschneit, und da wir am Tag zuvor schon alle Einkäufe für unseren geplanten Mädelsabend erledigt hatten, beschlossen Isabelle, Beate und ich spontan, alle zusammen rodeln zu gehen. Die M&Ms und Elin schlossen sich ebenfalls an, und so fuhren wir vom Harras mit dem Bayernticket in Richtung Bayrischzell zum Sudelfeld. Da meine Garderobe auf derlei Unternehmungen nicht ausgerichtet war, statteten mich meine beiden Nachbarinnen von der Skimütze auf dem Kopf bis zu den wasserfesten Boots an den Füßen mit ihren Sachen einmal komplett aus. Ich sah zwar aus wie aus dem Zirkus, aber dann beschloss ich, mir einfach die Mütze tief ins Gesicht zu ziehen und darauf zu hoffen, dass weder Vale noch eine andere meiner modebewussten italienischen Freundinnen an diesem Tag zufällig einen Ausflug in die bayerischen Alpen machte und mich in diesem Aufzug sah.
    Das Rodeln machte einen Heidenspaß, und bald war mein Outfit nebensächlich. Die M&Ms hatten es am besten drauf und fegten den Berg runter, als gäbe es kein Morgen, während ich und Elin, mit der ich mir einen Schlitten teilte, in fast jeder Kurve unsanft in einem Schneehaufen landeten. Auf einmal war ich heidenfroh um die unsexy lange Unterwäsche, in die ich mich nur nach längerem guten Zureden durch Beate gewagt hatte – ebenfalls in der Hoffnung, heute nicht so schwer verletzt zu werden, dass ich ins Krankenhaus kam, wo die Ärzte mich ausziehen und meinen unschönen Anblick ertragen mussten. Mamma hatte mir und den Zwillingen von klein auf eingeschärft, wie wichtig es war, ordentliche und saubere Unterwäsche zu tragen, da man nie wissen könne, in welche Situation man gerate.
    Völlig durchnässt, durchgefroren und überglücklich landeten wir am frühen Abend wieder in München und stürzten uns in die letzten Vorbereitungen. Wir wollten in der Nachbar-WG feiern und fingen an, die Küche zu dekorieren. Isabelles Freund Paul und Otto feierten mit den Volleyballern, die M&Ms waren auf einem Schwulenevent, und der zurückgekehrte Friedrich wollte zu Hause bleiben und Joe Kugel um Mitternacht vor einem Herzinfarkt bewahren, was ich ungewohnt selbstlos von ihm fand.
    Ein bisschen schade war es schon, dass Valeria und die anderen in Riccione dieses Jahr ohne mich feiern mussten – immerhin war ich die letzten zehn Jahre nicht ein einziges Mal ohne meine beste Freundin ins neue Jahr geschlittert, aber ich fühlte mich mit meinen super sympathischen Nachbarinnen inzwischen so wohl, dass für Traurigkeit und Wehmut gar kein Platz war.
    Elin blieb gleich bei uns, und wenn Beates Freundin Simone gegen acht vorbeikam, wollten wir mit dem Raclette beginnen. Ich hatte den seltsamen Tischofen mit den winzigen Pfännchen anfangs recht kritisch beäugt, vor allem weil ich fand, dass der Raclettekäse durchaus etwas weniger »würzig« hätte riechen können. Aber die anderen hatten mich schnell überredet, und mir gefiel vor allem der Gedanke, dass sich das Essen über mehrere Stunden hinziehen und nicht wie sonst so oft in Deutschland innerhalb von einer Viertelstunde erledigt sein würde.
    Mit dem Genießen haben

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