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Risotto Mit Otto

Titel: Risotto Mit Otto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Troni
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hatte. Wenn ich daran dachte, dass ich die Reise nach München überhaupt nur wegen diesem Betrüger hatte antreten dürfen …
    Dementsprechend entschlossen setzte ich mich am frühen Nachmittag in die Bahn und redete mir auf dem Weg bis zum Tizianplatz Mut zu. Ich war seit einer ganzen Weile nicht mehr bei dem alten Herrn gewesen und dachte beim Anblick der gepflegten Anlagen und wie aus dem Ei gepellten Häuser, dass München wahrlich viele Gesichter hatte. Es gibt hier traumhaft schöne und für Menschen wie mich unbezahlbare Ecken, etwa in Bogenhausen, Schwabing oder Grünwald, ein paar Szeneviertel wie am Glockenbach oder Haidhausen, wo vor allem junge Familien leben, Arbeiterviertel wie Sendling und Giesing, in denen man völlig anderen Leuten begegnet, und dann die weniger schönen Gegenden mit riesigen Wohnblocks wie Perlach, Milbertshofen oder die alten Militärgelände, auf denen die Stadt in den letzten Jahren ganze Viertel neu hochgezogen hat. München explodiert, es wollen immer mehr Menschen hier leben, der Wohnraum ist knapp, und die Mieten sind entsprechend teuer.
    Ich habe nichts zu verschenken, dachte ich und drückte energisch auf den Klingelknopf neben dem Schild mit Signor Collutis Initialen.
    Diesmal öffnete mir der alte Herr persönlich, wie immer in eleganter Hose, Hemd, Strickweste und Krawatte, ganz italienischer Signore. Der Mafioso hatte offenbar Freigang oder trieb gerade ein paar Schutzgelder ein, denn es war niemand sonst im Haus. Formvollendet bot der alte Herr mir einen Kaffee und ein paar Kekse an und begann, mit mir über die Heimat zu plaudern. Er verwechselte mich wohl gerade mit der Gesellschafterin, als die mein Vater mich ihm angedient hatte, doch in dieser Rolle gefiel ich mir ganz und gar nicht.
    »Scusi« , begann ich das kritische Gespräch, ohne zu wissen, wofür ich mich da gerade entschuldigte, »aber ich müsste dringend mit Ihnen über etwas reden.«
    »Nur zu«, sagte er und sah mich auffordernd an. Offensichtlich war er sich keines Unrechts bewusst.
    »Also, meine Eltern zahlen Ihnen doch noch jeden Monat Miete«, ich zögerte, »dabei wohne ich gar nicht hier.« So, nun war es heraus. Erleichtert atmete ich auf und trank einen Schluck Kaffee, wobei ich mein Gegenüber nicht aus den Augen ließ.
    »Aaaaaah«, meinte er gedehnt, »daher weht der Wind.«
    Weiter sagte er nichts, was mich völlig aus dem Konzept brachte. Wir musterten uns schweigend, und ich hatte das Gefühl, er taxierte mich eingehend, um seine Chancen abzuwägen. So seriös und freundlich er auf den ersten Blick wirkte, irgendwie hatte er jedoch auch etwas Verschlagenes an sich, und auf einmal war es mir unangenehm, mit ihm alleine zu sein. Vorsichtig spähte ich in den Flur, nicht dass der Mafioso doch vor der Tür lauerte, bereit, mir auf den kleinsten Wink des Alten mehr oder minder sanft klarzumachen, wer hier die Bedingungen stellte.
    Hätte ich doch bloß Otto mitgenommen, schoss es mir durch den Kopf. Ihm gegenüber würde Signor Colluti sich ganz bestimmt nicht so siegesgewiss geben. Aber ich hatte die Sache ja mal wieder im Alleingang lösen wollen
    Mit zitternden Knien straffte ich die Schultern und setzte mich aufrecht hin, in der Hoffnung, dass der alte Herr mich dann ernster nehmen würde. »Also ich finde das alles nicht in Ordnung«, sagte ich und wartete ab. Im Schweigen bin ich geübt, denn babbo kann man mit dieser Methode immer erweichen, und ich habe es mehr als einmal geschafft, ihn so aus der Reserve zu locken. Darauf vertraute ich auch jetzt.
    »Was hast du dir denn vorgestellt, mein Kind?« Er war noch immer sehr freundlich. Irgendwie zu freundlich.
    Okay, das war nicht ganz die Reaktion, mit der ich gerechnet hatte, aber immerhin schien er verhandlungsbereit.
    »Wo ist eigentlich Ihr …«, versuchte ich mir ein bisschen Luft und damit Zeit zu verschaffen.
    »Du meinst Salvatore? Er übernimmt nur ab und zu Aufgaben für mich, die ich nicht mehr oder nur noch schwer selbst erledigen kann. Er ist nicht jeden Tag hier.«
    Hatte ich’s doch gewusst! Das klang verdächtig nach Schutzgeld und Co. Vorsichtig tastete ich in meiner Jeans nach meinem Handy und überlegte fieberhaft, wie und an wen ich einen Notruf absetzen konnte. Meine Eltern fielen raus, die waren zu weit weg. Warum war nur Otto nicht hier?
    Signor Colluti seufzte. »Aber zurück zu meiner Frage.«
    »Na ja, Sie könnten mir das Geld von meinen Eltern einfach geben«, schlug ich vor und wartete gebannt auf

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