Ritter 01 - Die Rache des Ritters
geschenkt, die ich in Ehren halten kann. Das ist Belohnung genug.«
»Wenn du keine andere Belohnung willst«, neckte er sie, »dann werde ich für mich etwas verlangen.«
Raina lachte, als er sich auf sie legte. Wie von selbst spreizten sich ihre Beine für ihn, und er drang in sie ein. »Versucht Ihr, mir Angst zu machen, Mylord?«
»Du siehst nicht ängstlich aus«, scherzte er und wiederholte ihren Wortwechsel von vor einigen Stunden. »Nenn mir die Belohnung, Weib.«
»Also gut«, gab sie mit vorgetäuschter Verzweiflung nach. »Als Belohnung wünsche ich mir, für immer hier bleiben zu können.«
Lachend rollte er sich herum, zog sie mit sich, bis sie auf ihm saß, ihre Beine zwischen seinen. »Du würdest dir wünschen, diese Lichtung nie zu verlassen? Wie würden wir unsere Tage verbringen? Das würde ich gern hören.«
Er schloss die Augen, legte sich unter ihr zurecht und wartete. Raina strich ihm durchs Haar und betrachtete sein schönes Gesicht – die kleinen Fältchen in den Augenwinkeln, die glatte Stirn und die Spur von Bartschatten auf seinem wie gemeißelt aussehenden Kinn. Er war so ganz und gar Mann, und doch sah er manchmal so unschuldig aus. Sie sehnte sich danach, sich in seine Arme zu schmiegen, seinen Kummer fortzustreicheln und seine Siege mit ihm zu teilen … immer.
Und weil sie ihn so sehr liebte, öffnete sie ihm ihr Herz.
»Wir werden unsere Tage so wie diesen verbringen, ohne Störungen, ohne Sorgen. Hier draußen, wo alles frisch und grün ist und niemand uns finden kann. Wir hätten uns und brauchten nichts anderes mehr.«
»Ein schöner Gedanke, aber was würden wir essen?«, fragte er. »Und wo würden wir wohnen? So selig und glücklich, wie wir begonnen haben, so sehr werden du und dein Magen mich verfluchen, wenn der Winter kommt.«
»Du stillst meinen Appetit, und deine Arme wärmen mich. Ich schwöre, mehr Annehmlichkeiten brauche ich nicht.« Sie runzelte die Stirn und zog ihn am Ohr. »Das ist mein Wunsch. Du solltest gut zuhören, Mylord.«
»Das tue ich, Mylady … mit großem Interesse.« Sein Gesicht nahm einen verwegenen Ausdruck an. »Und jetzt erzähl mir von unseren Nächten.«
»Hmmm«, sagte Raina nachdenklich und stellte sich endlose Nächte in Gunnars Armen vor. »Unsere Nächte wären wunderbar, geradezu magisch. Du würdest mich hingebungsvoll lieben, mein Herz und meine Seele mit deiner schamlosen, süßen Folter umgarnen, und ich würde mich der Aufgabe widmen, für jede Nacht eine neue Art zu finden, dir Lust zu bereiten … etwas, das dich so wahnsinnig vor Verlangen nach mir macht, dass du nie mehr von meiner Seite weichst, auch nicht für den kürzesten Augenblick.«
Er zog ihre Hand an seine Lippen und küsste die Innenfläche. »Bei Nächten von solcher Leidenschaft kommen doch zweifellos auch Kinder in diesem Wunschtraum vor?«
»Oh ja«, fuhr sie mutig fort. »Starke, gut aussehende Söhne, die zu guten Männern heranwachsen, wie ihr Vater einer ist.«
Gunnar brummte protestierend. »Ich würde gern eine Tochter haben. So vorlaut wie du und mit der gleichen spitzbübischen Nase und mit einem Lächeln, mit dem sie ihren Vater dazu bringt, alles zu tun, was ihr Herz sich wünscht.« Eine Falte legte sich plötzlich auf seine Stirn, und er schaute finster zu ihr hoch. »Oder nein – sie hat das mürrische Aussehen ihres Vaters, denn sonst würde ich gezwungen sein, meine alten Jahre damit zu verbringen, Horden von verliebten Bauernburschen verjagen zu müssen.«
Raina kicherte, als sie sich den in die Jahre gekommenen Gunnar vorstellte, der absichtlich ahnungslose Bewerber zu Tode erschreckte. »Ihr Vater wäre der einzige Mann, für den sie Augen hätte«, beruhigte ihn Raina, »zumindest für eine gewisse Zeit.« Sie strich ihm über die Stirn und ließ die Finger durch sein Haar gleiten. »Aber eines Tages wird sie jemandem begegnen, der ihr Herz mit seiner Zärtlichkeit erobern wird, und sie wird nichts anderes mehr wollen, als jeden wachen Augenblick in seinen Armen zu verbringen.«
Er schwieg einen Moment, bevor er fragte: »Und was geschieht, wenn kein Mann Gnade vor den Augen ihres Vaters findet?«
»Dann wird das Herz ihres Vaters mit Gewissheit brechen, denn eine Liebe, die so stark und so wahrhaftig ist wie ihre, braucht keine Erlaubnis. Sie weiß nur, dass es so sein muss.« Raina hielt den Atem an in der Stille, die folgte. Sie war sich ganz und gar bewusst, dass sie genauso gut von sich und Gunnar hätten sprechen
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