Ritter 01 - Die Rache des Ritters
Erleichterung. »Ich habe gehofft, dass sie das bedeuten. Aber ich wollte meinen erst an meiner Hand tragen, wenn auch du deinen tragen würdest. Gebt mir Eure Hand, Mylord.«
Raina steckte ihm den schweren Ring an den Finger, und Gunnar wiederholte diese Geste, indem er ihr den Ring seiner Mutter auf den vierten Finger der linken Hand steckte. »Ach Lämmchen«, sagte Gunnar rau an ihrer Wange. »Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr. Ich war ein Narr, dich gehen zu lassen.«
»Nun, dann sorge dafür, dass du es nie wieder tust«, schalt Raina ihn sanft und küsste ihn.
Sie küssten sich leidenschaftlich und lange, und ihre Umarmung war heftig – sie wussten beide, dass dies das letzte Mal sein konnte. Und dennoch waren sie entschlossen, es als nur den sehr dunklen Anfang einer strahlenden und verheißungsvollen Zukunft zu sehen.
Und genau in diesem Augenblick vernahmen sie ein tiefes, grollendes Lachen. Es kam von der im Dunkeln liegenden Treppe.
26
»Wie unglaublich rührend.«
Raina schaute über die Schulter und sah Nigel halb verschluckt von der Dunkelheit am Fuß der Treppe stehen. Er hatte sich mit einer Schulter gegen die Wand gelehnt. Seine rechte Hand ruhte lässig auf dem Griff seines Schwertes. »Ich habe dich gewarnt, meine Süße. Was wolltest du denn damit erreichen, dich mitten in der Nacht hierherzuschleichen? Eine mutige Rettung zu mitternächtlicher Stunde?«
»Ich wollte ihn nur wiedersehen.« Sie sah Gunnar an, den Blick fest auf ihn gerichtet, als sie ihm ihren Dolch zuschob. »Um Lebwohl zu sagen.« Sie nahm ihren Mut zusammen, erhob sich und wandte sich Nigel zu.
»Tatsächlich?«, fragte er gedehnt. »Für mich hat sich das nicht wie ein Lebewohl angehört.« Er stieß sich von der Wand ab und kam mit wiegenden Schritten auf sie zu. »Du überraschst mich, Rutledge.« Über Rainas Schulter warf er Gunnar einen Blick zu, als dieser sich – vergebens – mühte, auf die Beine zu kommen. »Ich hätte erwartet, dich hier tot vorzufinden.« Er kicherte. »Oder doch zumindest ziemlich nah dran.«
»Was bist du nur für ein Ungeheuer?«, rief Raina und stellte sich zwischen Nigel und Gunnar. »Wie konntest du das tun?«
»Ich habe es noch nicht getan, Liebes. Genau genommen bin ich jetzt hier, um es zu Ende zu bringen. Sei so nett, und entferne dich ein Stück von ihm, hörst du?«
»Nein«, erwiderte sie. »Du wirst ihn in Ruhe lassen, Nigel. Du hast ihn schon jetzt fast umgebracht.«
»Ein Versehen, das ich sofort wiedergutmachen werde. Geh zur Seite.« Als sie sich nicht rührte, blickte er über ihre Schulter zu Gunnar. »Sie ist eine sehr willensstarke Frau, nicht wahr?« Er starrte sie finster an. »Das, meine Liebe, ist ein Wesenszug, den ich bei meiner Gattin nicht dulden werde.«
»Gattin?« Gunnars Stimme hinter ihr klang keuchend, ungläubig.
»Hat sie es dir nicht gesagt?« Nigel zeigte auf Raina und wackelte mit dem Finger. »Schämt Euch, Lady, dass Ihr den armen Kerl in Unwissenheit gelassen habt. Ja, Rutledge, Raina und ich werden morgen früh heiraten.«
»Eher würde ich sterben – «, stieß sie hervor, aber Nigel hatte blitzschnell die Hand ausgestreckt und sie bei den Haaren gepackt. Er wand sie um seine Faust und zerrte Raina an seine Seite. Ihr Versuch, keinen Schmerz zu zeigen, scheiterte. Ein Wimmern kam von ihren Lippen.
Die Ketten, die Gunnar an die Wand fesselten, klirrten, als er gegen sie kämpfte. »Du feiger Hurensohn! Ich werde dich töten!«
»Ich würde wirklich gern sehen, wie du das anstellen willst«, höhnte Nigel, machte einen Schritt vor und zwang Raina auf die Knie – nur ein kleines Stück außerhalb Gunnars Reichweite.
Zusammengesunken und keuchend, als würde es ihn all seine Kraft kosten, begegnete Gunnars Blick dem Rainas. Seine Augen waren so erfüllt von Liebe, von Schmerz und etwas, das so viel tiefer war, dass Raina glaubte, das Herz würde ihr brechen. Sie hob die Hand und streckte sie nach ihm aus. Sie musste ihn berühren und sich dabei schwören, dass es nicht zum letzten Mal sein würde.
Nigel riss sie mit einem grausamen Knurren zurück. »Sie gehört jetzt mir.« Er wand ihr Haar noch fester um seine Faust, sodass ihr keine andere Wahl blieb, als ihn anzusehen. »Und ich kann mit ihr machen, was ich will.« Zu ihrer Schande fühlte Raina eine Träne über ihre Wange laufen.
»Lass sie los, verdammt! Lass sie los oder ich werde – «
»Oder du wirst was?«, höhnte Nigel. »Was wäre, wenn ich sie gleich hier
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