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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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machen. Vielleicht war es dieses hochmütige Recken des Kinns, die stolze Geste, mit der sie ihr Haar zurückwarf, oder es waren die kleinen Falten, die sich zwischen ihren Augenbrauen bildeten, wenn sie nachdachte oder zornig war. Alles an ihr beeindruckte ihn auf die eine oder andere Weise, und es schien, als ob er immer aufs Neue Faszinierendes an ihr entdeckte, wenn er sie ansah. Was oft geschah, wie er zu seinem nicht geringen Ärger bemerkt hatte.
    Wann immer sie in der Nähe war, fand er es nahezu unmöglich, seine Augen von ihr zu lassen. Aber weitaus beunruhigender war die Tatsache, dass er sie auch dann nicht aus seinem Kopf bekam, wenn sie nicht bei ihm war. Sein Verstand, so schien es, gaukelte ihm ununterbrochen ihr Bild vor, ungewollt und erbarmungslos. Bei Gott, und dabei trieb sie ihn zum Wahnsinn!
    Er musste seinen Ärger loswerden. Musste ein Mittel finden, die Verspannungen in seinem Rücken loszuwerden – von der Anspannung, die sich an anderen Körperstellen bemerkbar machte, ganz zu schweigen. Er führte nun schon seit Tagen mit seiner verführerischen Gefangenen Wortgefechte; vielleicht wäre ein Schlagabtausch anderer Form angebracht, mit jemandem, der seinen Zorn verdiente. Als er Burcs Stimme vom Burghof her hörte, fasste er einen Entschluss: Er würde seine Männer zu einem Wettkampf auffordern.
    Am Eingang zur großen Halle traf er auf Dorcas, eine der drei Frauen, die in seiner Burg lebten. Sie war ein hübsches junges Mädchen, das im letzten Winter von zu Hause verstoßen worden war, nachdem sie von einem Adligen verführt und entehrt worden war. Die kleine Blondine war dabei, alte Binsen vom Boden in den Kamin zu fegen, und blickte auf, als Gunnar die Treppe herunterkam. Er winkte sie zu sich.
    »Lass eine neue Strohmatte in die Kammer neben meinem Zimmer bringen«, wies er sie an. »Und der Kamin muss gereinigt und genug Holz für die Nacht bereitgelegt werden. Und bring auch ein paar Kerzen in die Kammer, wenn du welche auftreiben kannst.« Er dankte ihr und wandte sich ab, um auf den Burghof zu gehen. Dann hielt er für einen Moment inne. »Und noch etwas, Dorcas«, sagte er, »falls sie danach fragen sollte, sag ihr, dass das alles deine Idee war.«
    Mit einem ergebenen Nicken und einem kaum wahrnehmbaren Lächeln wandte das Mädchen sich ab, um seine Anweisungen auszuführen.
    Ein Berg von Tuniken, Bruchen und Beinlingen türmte sich in einer Ecke neben dem großen Bett in Rutledges Schlafzimmer. Agnes stapfte in das Zimmer und steuerte auf den Kleiderhaufen zu, während Raina unschlüssig an der Tür verharrte.
    »Worauf wartet Ihr denn noch?«, fragte Agnes ungeduldig. »Diese Kleider stehen nicht auf und waschen sich von selbst!«
    Raina betrat den Raum und schaute sich nervös um. Hier also schläft er, dachte sie und strich mit der Hand über das ungemachte Bett, als sie daran vorbeiging. Und hier vergnügt er sich mit seinen Frauen. Alles an der spartanischen Ausstattung war von beeindruckender Wirkung: das vorhanglose Bett, das ausreichte, um einer ganzen Familie Platz zum Schlafen zu bieten, die klaffende Öffnung der Feuerstelle, die wie der Eingang zu einer dunklen Höhle in der gegenüberliegenden Wand gähnte. Eine große Truhe stand am Fußende des Bettes und daneben ein Gestell, über das das Kettenhemd gehängt wurde. Alles sprach von Krieg und Gewalt. So wie der Mann selbst, dachte Raina mit einem Stirnrunzeln.
    Eine Tunika traf sie im Gesicht.
    »Hört auf mit dem verdammten Träumen und helft mir lieber, das hier einzusammeln.« Agnes schien ebenso ungeduldig zu sein, wie sie kurzatmig war.
    Raina ging zu der alten Frau. »Ich habe nicht geträumt«, sagte sie, während Agnes ihr einen stinkenden Haufen von Kleidern zuschob. »Puhh!«, keuchte Raina. »Vielleicht sollte man die lieber wegwerfen als waschen!«
    Agnes runzelte nur die Stirn und legte noch eine getragene Hose mehr auf Rainas Kleiderberg, der ihr inzwischen bis zum Kinn reichte. »Nun, das hier ist die letzte«, verkündete sie. Als sie an Raina vorbeirauschte, trug sie selbst nur ein leichtes Bündel von Kleidern, das sie sich unter den rundlichen Arm gestopft hatte. »Folgt mir«, befahl sie.
    Agnes ließ Raina keine Möglichkeit zu widersprechen, als sie schnell das Zimmer verließ und den Gang hinunterging. Raina folgte ihr und musste dabei immer wieder die Kleidungsstücke aufsammeln, die bei jedem ihrer Schritte von dem riesigen Berg auf ihren Armen herunterfielen. Sie ging vorsichtig die

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