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Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Ritter 01 - Die Rache des Ritters

Titel: Ritter 01 - Die Rache des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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feucht vom Kuss des Taus, der im frühen Morgenlicht glitzerte. Dieser Ort war so ganz anders als das Getriebe und der Lärm auf Norworth. Es war friedlich hier, ruhig und ungestört. Ganz und gar nicht das, was sie von Rutledges Heim erwartet hätte.
    Mein Gefängnis, dachte sie rasch und verdrängte damit jeden weiteren romantischen Gedanken, bevor er Gelegenheit hatte, sich festzusetzen. Dieses einladende Land und die malerisch aussehende Burg waren nichts als Illusion – wie Rutledge selbst. Zuerst hatte er sich als ihr Beschützer aufgeführt, dann als ihr Begleiter, bevor seine wahre, dunkle Natur bei dem Turnier enthüllt worden war. Wäre sie klug, würde sie sich nach einer Fluchtmöglichkeit umsehen und nicht irgendwelchen Fantasien über etwas nachhängen, was vermutlich gestohlener Besitz war, konfisziert durch die Untaten dieses Schurken.
    Ehe sie noch an Flucht oder eine andere Möglichkeit des Entkommens denken konnte, ritt die Gruppe den Hügel hinauf und durch das geöffnete Tor des Torhauses auf den Burghof. Dass das alte eiserne Fallgitter funktionierte, überraschte Raina, als es sich rasselnd hinter ihr schloss. Der widerhallende Knall von Metall, das auf Boden traf, war ein unwiderlegbarer Beweis dafür, dass ihre Hoffnung auf Flucht jetzt zerstört war und die Freiheit jenseits dieses Tores lag.
    Während seine Männer ihre erschöpften Pferde zu den Ställen brachten, blieb Rutledge hinter ihnen zurück und wandte sich an Raina. »Dies hier ist gewiss nicht Norworth«, sagte er, »aber ich bin sicher, Ihr werdet es hier nicht allzu unbequem haben.«
    Raina lächelte leicht vor Überraschung und dachte, dass seine Feststellung seltsamerweise wie eine Entschuldigung klang. Ehe sie diesen Gedanken weiter verfolgen konnte, kam ein hoch aufgeschossener Junge hinter dem Turm hervor, sein glattes kupferrotes Haar reichte ihm bis auf die Schultern und war hinter die Ohren zurückgestrichen.
    »Willkommen, Mylord!«, rief er und rannte eifrig zu Rutledge, um ihm die Zügel abzunehmen, als dieser aus dem Sattel stieg. »Habt Ihr Erfolg gehabt, Mylord? Lasst keine Einzelheit aus, ich bitte Euch! Ist dieser niederträchtige Baron endlich tot? Hat er gewinselt, als Ihr ihn abgestochen habt wie das Schwein, das er ist?« Die Fragen des Jungen kamen eine nach der anderen, seine Stimme vibrierte vor leidenschaftlichem – wenn nicht morbidem – Interesse.
    Raina keuchte entsetzt. »Um Himmels willen! Welche Barbareien habt Ihr diesem Jungen beigebracht?«
    Als habe er sie erst jetzt bemerkt, richtete der Junge seine grünen Augen auf Raina, und Röte überzog seine von Sommersprossen übersäten Wangen.
    »Alaric«, sagte Rutledge, »das ist Lady Raina, die Tochter des niederträchtigen Barons.« Er versuchte, ein Grinsen zu unterdrücken, aber Raina sah die Erheiterung in seinen Augen, als er auf sie zukam und sie aus dem Sattel hob. »Sie wird in den nächsten Tagen unter meiner Obhut stehen.«
    »D’Bussys Toch…« Das schmale Gesicht des Jungen wurde noch eine Nuance röter. »Ich bitte um Verzeihung, Mylady«, sagte er mit einer raschen, respektvollen Verbeugung, dann lächelte er schüchtern und übernahm die Zügel ihres Pferdes. »Wir hatten noch nie einen Gast in der Burg.«
    Rutledge räusperte sich. »Ob die Lady als unser Gast bleiben wird oder nicht, bleibt noch abzuwarten, Alaric. Und jetzt hör auf, Maulaffen feilzuhalten, und tränke die Pferde, bevor sie vor Durst krepieren.«
    Der Junge neigte den Kopf und murmelte ein hastiges »Ja, Mylord« und machte sich an die Arbeit. Auf halbem Wege zum Stall schaute er zu Raina zurück und wäre dabei fast gestolpert.
    »Mein Squire«, erklärte Rutledge und nickte in Richtung des davongehenden Jungen. »Seine Wertschätzung weiblicher Schönheit wird nur noch von seiner Treue zu mir überboten, also denkt nicht einmal daran, ihn zu verführen und in eure Ränkespiele hineinzuziehen.«
    »Ihn verführen?«, entgegnete Raina scharf, die sich über seine Andeutung mehr ärgerte, als sie sein Kompliment erfreute. Sie trottete hinter ihm her, weil ihr keine Wahl blieb, als er sie an der Hand nahm und zum Turm führte. »An so etwas hätte ich niemals gedacht«, erwiderte sie heftig, »und ich bin Euch und Eure grundlosen Verdächtigungen gründlich leid.«
    Hinter ihnen stieß jemand ein tiefes, bösartig klingendes Kichern aus. »Die Hexe hat ’ne scharfe Zunge, Lord. Zu arrogant, um gut für sie zu sein, wenn Ihr mich fragt.«
    »Ich habe Euch aber

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