Ritter des dunklen Rufes
der aufstieg und ihn einhüllte. Auf einer Scheibe aus Gold stieg er durch den Regenbogen und schwebte über den weit unter ihm liegenden Wald am Meer. Dann sah er eine schimmernde Gestalt am Himmel über dem Flüchtlingslager. Er eilte darauf zu und erkannte Cairbre. Der Rote Ritter drehte sich zu ihm um.
»Dein Zauberer ist nicht mehr, und diese Lumpenarmee bereitet uns keine Kopfschmerzen«, sagte der Ritter. »Was für eine Verschwendung von Zeit und Energie.«
»Ich finde, du solltest den Wald verlassen«, sagte Lámfhada. »Du bist hier nicht willkommen.«
Über Cairbres blasses Gesicht huschte die Andeutung eines Lächelns. »Du kannst mich nicht verletzen, Kind. Du kannst mich nicht aufhalten. Ich gehe, wohin ich will.«
»Nicht mehr«, erwiderte Lámfhada und hob die Hand. Eine goldene Kugel bildete sich um Cairbre. Er zog sein Schwert und schlug darauf ein, aber er war gefangen.
»Ohne Ollathair hast du nichts«, tobte Cairbre. »Niemand kann es mit Samildanach aufnehmen.«
»Ich kann!« sagte Lámfhada. »Und jetzt verschwinde!« Die Kugel raste mit beängstigender Schnelligkeit davon, und der junge Zauberer folgte ihr bis zum Waldrand. Hier war die Harmonie der Farben gestört, das Rot schob alles vor sich her. Lámfhada hob die Arme, und eine Mauer aus Gold erschien, bewegte sich nach Westen und Osten und stieg über seinen Kopf nach Norden. Er öffnete die Hand, befahl seinen Fingern, rot zu werden. Als sie es waren, berührte er die Mauer. Brennender Schmerz durchzuckte ihn. Er zog sich zurück, hielt sich die Hand und kehrte in seinen Körper zurück.
Die Roten Ritter würden nicht mehr hinter Llaw Gyffes herspionieren können, und das würde sie beunruhigen. Er wusste nun, was er tun musste, und schlimmer noch, was ihnen allen geschehen würde. Aber er hatte keine Angst … denn er war nicht allein.
Manannan überzeugte Llaw von der Notwendigkeit, in ein sichereres Lager auf den hochgelegenen Wiesen umzuziehen, wo sie neue Häuser bauen, und Tag und Nacht jeden beobachten konnten, der sich näherte. Zwei Tage lang marschierten hundertzwölf Flüchtlinge weit hinauf in die Berge, wobei sie an mehreren kleinen Dörfern vorbeikamen. In jedem erhielten sie Lebensmittel und Unterkunft.
Am dritten Tag stieß Elodan mit seiner Nachhut zu ihnen. Sie hatten den Soldaten aufgelauert, als sie nach Norden zogen, und fünf von ihnen getötet, ohne selbst Verluste hinnehmen zu müssen. Schließlich erreichten die Flüchtlinge die Bergwiesen und begannen damit, Bäume zu fällen und den Boden zu bereiten, um neue Heimstätten zu bauen. Das Wetter war ruhig und gemäßigt, aber jeder wusste, dass der Winter noch nicht vorbei war, und die behelfsmäßigen Unterkünfte wurden so schnell wie möglich errichtet, damit sie bei den letzten starken Schneefällen fertig waren.
Llaw Gyffes und Grunzer waren unermüdlich in ihrer Arbeit, säuberten Bäume von Ästen, schleppten Holz über den gefrorenen Boden, organisierten Arbeits- und Jagdgruppen. Elodan nahm seine zwanzig Mann wieder mit in den Wald, wo sie nach Soldaten Ausschau hielten und andere Flüchtlinge zum Hauptlager schickten. Nuada beteiligte sich nicht an den anstrengenden Arbeiten, verdiente sich sein Brot jedoch abends an den Lagerfeuern mit Geschichten und Spaßen, Erzählungen und Liedern.
Manannan und Morrigan, ohne ihre Rüstungen, arbeiteten mit den Flüchtlingen. Der Einstige Ritter hatte kein Geschick als Zimmermann oder Baumeister, arbeitete aber hart, um jenen zu helfen, die geschickter waren als er.
In der siebten Nacht nach Ruads Tod war ein neues Dorf fertig, mit mehr als dreißig notdürftigen Behausungen. Elodan war zurückgekehrt und berichtete, dass die Soldaten zwei weitere Siedlungen überfallen hatten und der Blutzoll hoch war. Mehr als hundert Tote hatten sie in der ersten gezählt, aber in der zweiten hatten die Wölfe viele fortgeschleppt, so dass die genaue Zahl dort nicht zu bestimmen war.
Nuada bat um ein Treffen aller Anführer und wählte als Ort dafür eine tiefe Höhle oberhalb der Wiese. Hier entzündete er ein großes Feuer und wartete, dass die anderen eintrafen. Der Heiler Gwydion saß neben Lámfhada und sah zu, wie die anderen kamen. Grunzer kam als erster, kurz, untersetzt und bärtig; er setzte sich mit dem Rücken zur Wand, die Augen auf den Höhleneingang gerichtet. Gwydion stellte fest, dass seine rechte Hand nie weit vom Griff seines Schwertes entfernt war. Llaw Gyffes kam als nächster, zusammen mit
Weitere Kostenlose Bücher