Ritter-Geist
Landschaft dahin und wurde immer schneller. Schon bald galo p pierte sie so schnell wie ein Gespensterpferd, und ich wurde von dem ganzen Geschaukel seekrank. Doch immerhin hatten wir e i nen Mordszahn drauf!
Gegen Mittag legte sich ein Schatten über uns. Ich hob den Kopf und erblickte einen großen Vogel, der am Himmel kreiste. Es war ein Rokh, und er sah sehr hungrig aus – während der Inflation s füßler genau die richtige Größe für einen Imbiß zu haben schien. »In Deckung!« rief ich, denn um eine derartige Gefahr zu erke n nen, brauchte ich nicht sehr viel Intelligenz.
Threnodia schoß unter einen nahe gelegenen, umgestürzten Baum, in der Hoffnung, sich darunter verstecken zu können. Ich stieg ab, zog mein Schwert und hielt den Schild fest in der Hand. Dann baute ich mich neben dem umgestürzten Baum auf, mit dem Gesicht nach außen, während Threnodia versuchte, sich unter ihn zu quetschen. Doch es hatte den Anschein, als sei es äußerst schwierig, einen Inflationsfüßler vor einem wachen Raubvogel zu verstecken. Der Rokh führte eine Kurskorrektur durch und verlor an Höhe. O weh! Diese Vögel sind vielleicht groß! Jedesmal ve r gesse ich wieder, wie groß sie in Wirklichkeit sind – bis ich dem nächsten begegne. Die riesigen Schwingen bedeckten den ganzen Himmel, und die monströsen Klauen kamen auf mich zu wie… eben wie die Klauen eines Rokhs. Die kann man mit nichts vergle i chen!
Ich hatte schon einmal gegen einen Rokh gekämpft und wußte, daß er uns überlegen war. Doch ein Barbarenkrieger macht sich keine Sorgen über seine Erfolgschancen, er kämpft einfach weiter, besonders wenn er dumm ist. Als der Fuß also nach mir griff, hielt ich ihm meinen Schild entgegen und ließ mein Schwert kreisen.
Mein Schwert traf sein Ziel und hackte das Ende einer Klaue ab. Blut spritzte hervor, und einige Sekunden später, als der Schmerz endlich im Kopf des Rokhs ankam, stieß er einen ohrenbetäube n den Krächzer aus, der die Wolken in ihrer Umlaufbahn erschü t terte.
Nun hatte ich die Aufmerksamkeit des Rokhs auf mich gelenkt – und was für eine schlimme Aufmerksamkeit das doch war! Der Fuß wich zurück, wobei er eine kleine Palme ausriß, komplett mit Wurzeln. Der Vogelkopf senkte sich, und die Augen starrten mich an. Der Schnabel pickte nach mir, und der war von der Größe der Schnauze eines ausgewachsenen Drachen. Ich war erledigt!
Doch da kam mein Schild hoch und blockte den Schnabel ab. Fast glaubte ich, daß die Wucht des Aufpralls, als der Schnabel gegen den Schild hieb, mir den Arm brechen, mich umwerfen und den Schild möglicherweise sogar in Grund und Boden stampfen würde, aber es gab überhaupt keinen Rückstoß. Merkwürdig!
Wieder krächzte der Rokh los, dann starrte er mich an, direkt von oben, und ich wußte, daß ich wie ein Käfer zermalmt und unten gegen die Felsen gespuckt werden würde. In diesen kleinen runden Rokhaugen loderte nämlich Feuer.
Einmal mehr hob sich der Schild, und diesmal wußte ich, daß ich es nicht selbst war, der ihn bewegt hatte. Das Ding bewegte sich aus eigener Kraft und riß meinen Arm einfach mit sich! Über me i nem Kopf blieb er in waagerechter Lage schweben und blockte den herabschießenden Vogelschnabel ab.
Der traf mit einem kolossalen Scheppern dagegen, doch wieder spürte ich keinen Aufprall. Der Vogel dagegen wurde zurückg e schleudert, als wäre er von einem Steinberg abgeprallt, und der Schnabel war verbogen.
Ich war zwar nicht schnell von Begriff, doch endlich wurde selbst meinem Hirn klar, womit ich es hier zu tun hatte. Dies war die Magie des Schildes! Eigentlich war er dazu gedacht gewesen, das magische Schwert abzuhalten, doch er war nicht schlau genug, um zwischen verschiedenen Angriffsformen zu unterscheiden. Deshalb wehrte er alles ab, was auf ihn zukam. Solange ich diesen Schild festhielt, konnte mich niemand erfolgreich angreifen.
Der große Vogel mit dem eingeschlagenen Schnabel kam zu demselben Schluß. Er wich zurück, breitete die Schwingen aus und hob sich in die Lüfte. Der Luftdruck preßte die nahen Büsche platt und riß einem Eichelbaum einen ganzen Ast ab; der knallte gegen den Boden, worauf uns seine Eicheln wie Hagelkörner bomba r dierten. Doch mein Schild schützte mich auch vor denen. Thren o dia kam herausgekrabbelt, ein wenig zerzaust; ihr papierner Leib war nicht besonders widerstandsfähig gegen solche scharfen Wi n de; und ich mochte gar nicht erst daran denken, wie sie wohl nach einem Regen
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