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Ritter-Geist

Titel: Ritter-Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
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aussehen würde. Zwar konnte sie in dieser Gestalt nicht reden, dennoch war ich sicher, daß sie froh war, nicht von dem Rokh verschlungen worden zu sein. Ich saß wieder auf, und wir setzten uns erneut in Richtung Norden in Bewegung.
    Etwa drei Stunden nach Mittag gelangten wir wieder zu der Kunstbaumgruppe. Vielleicht war es ja recht passend, daß ich den magischen Schild dorthin zurückbrachte, wo das magische Schwert mich einst angegriffen hatte. Dennoch, als meine Dummheit lan g sam nachließ (vielleicht heilte mein Talent mein Gehirn auch von dieser Krankheit), wurde ich immer unruhiger, was unsere Reis e richtung anging. Schließlich befand sich Schloß Roogna in der genau entgegengesetzten Richtung.
    Threnodia brauchte drei Stunden, um wieder ihre normale G e stalt anzunehmen. Dann rief sie: »Ich bin richtig ausgehungert!«
    »Warum nicht in der Gestalt des Inflationsfüßlers essen?« fragte ich und konzentrierte mich gewaltig darauf, meine Frage richtig zu formulieren, denn in meinem gegenwärtigen Geisteszustand fiel es mir schwer, ganze Sätze zu handhaben. »Warum sich soviel Mühe machen, sich zurückzuverwandeln?«
    »He, Ihr macht ja Fortschritte«, bemerkte sie, wobei sie keine s wegs uneingeschränkt erfreut zu sein schien. »Ihr seid nicht mehr halb so dumm wie gestern abend.«
    »Ich weiß«, stimmte ich mit stumpfsinniger Zufriedenheit zu. In ihrer jetzigen Gestalt war sie jedenfalls recht schön. Wäre ich kl ü ger gewesen, so wäre mir wohl der Gedanke gekommen, daß sie, da sie ihre Gestalt ja kontrollieren konnte, mit Sicherheit dafür sorgen würde, daß es sich um eine schöne Gestalt handelte. We l che Frau, die Gelegenheit erhielt, sich anziehender zu machen, würde diese Macht nicht ausnützen?
    »Ich will Euch Eure Frage beantworten«, sagte sie. »Wenn ich in der Gestalt und der Körpermasse eines Inflationsfüßlers bliebe, würde ich auch entsprechend viel essen müssen – und das wäre weitaus mehr Nahrung, als mein gewöhnlicher Körper sie braucht. Außerdem ernähren sich Inflationsfüßler von Dingen wie Grun d kapital und Zinsen und Haushalten; da es davon in dieser Gegend aber keine gibt, hätte ich mich mit Käfern, schimmeligen Zweigen und solchen Sachen abgeben müssen, aber so ein Essen mag ich nun einmal nicht besonders. Also kann ich mich auch gleich in meine menschliche Gestalt verwandeln, damit ich auch wieder menschliche Nahrung zu mir nehmen kann, die ich vorziehe.«
    Ich wußte zwar nicht, was Soll und Haben waren, konnte aber verstehen, warum sie so etwas nicht essen wollte. »Aber…«
    »Aber wie kann eine menschliche Mahlzeit die Fleischmassen e i nes Tausendfüßlers ernähren?«
    »Weil ich immer nur für jede Form Nahrung aufnehmen muß, in der ich mich gerade befinde. Wäre ich so groß wie eine Mücke, könnte ich mich mit einer Mückenmahlzeit begnügen, würde dann wieder meine menschliche Gestalt annehmen und wäre doch nicht hungrig. Aber das würde drei weitere Stunden erfordern, und ich wäre die ganze Zeit angreifbar. Dann könnte jeder Vogel vorbe i kommen und mich verschlingen, während ich in Mückengestalt bin, und das wäre dann mein Ende. Deshalb lasse ich mich auf die kleinen Größen auch lieber nicht ein, und meine natürliche Gestalt erscheint mir als der beste Kompromiß.«
    Für meinen gegenwärtigen Intelligenzrahmen waren das doch ein paar Erklärungen mehr, als ich verdauen konnte. Ich lächelte l e diglich und nickte zustimmend. Es war offensichtlich, daß Thr e nodia wußte, was sie tat. Und außerdem – warum sollte ich einer so wunderschönen Frau Fragen stellen?
    Sie brauchte sich kaum anzustrengen, um mich zu narren; ich war ja nur zu erpicht darauf, mich selber zu narren!
    Also sammelten wir Nahrung und aßen, dann zogen wir uns aus der unmittelbaren Umgebung des toten Baums mit seinem Gn o meingang zurück und schlugen unser Nachtlager auf. Einmal mehr kuschelte sich Threnodia an mich, nachdem sie sich durch einen Rundumblick davon überzeugt hatte, daß kein Klapperstorch in der Nähe war.
    »Ah«, sagte ich und versuchte meine Gedanken irgendwie zu o r ganisieren. »Wir sollten nach Süden…«
    »Es gibt noch einen weiteren Grund, nach Norden zu gehen«, sagte sie schnell. Fast schien es mir, als hätte sie damit gerechnet, daß ich mich meines Auftrags wieder entsann und Zweifel hi n sichtlich unserer Reiseroute entwickelte, je größer meine Intell i genz wieder wurde. »Ihr habt doch gesagt, daß man Euch die

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