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Ritualmord

Titel: Ritualmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Tränen in den Augen traten.
    »Flea?«
    Sie schüttelte den Kopf und legte ihm eine Hand auf den Arm, bis sie die Tränen unter Kontrolle hatte. »Sei vorsichtig«, sagte sie mit dünner Stimme. »Bitte sei vorsichtig.«
    Er umarmte sie, und obwohl er schmächtig war, fühlte sie 
    sich einen Augenblick beschützt. Er roch nach Seife; es war irgendein lächerlicher Blumenduft, Geranie vielleicht - er würde es nie hinkriegen, etwas Männliches zu benutzen. »Mach dir keine Sorgen um mich. Ich bin jetzt ein großer Junge.«
    Nein, das bist du nicht, wollte sie sagen. Du bist immer noch mein kleiner Bruder. Aber das behielt sie für sich. Sie lächelte und nickte, und als er weg war, stand sie noch lange in der Tür und sah zu, wie die Abendsonne über die Terrassen wanderte. Wie anders hätte doch ihr Leben aussehen können, wenn da nicht dieses Sinkloch in einer Tausende von Meilen weit entfernten Wüste gewesen wäre.
    Im Lauf dieses Nachmittags im Gewahrsamstrakt gab es einen Augenblick, in dem Mabuzas Nervosität in etwas überging, das tiefer reichte. Hätte Caffery es beschreiben müssen, hätte er gesagt, es war der einzige Augenblick, in dem Mabuza wirklich Angst hatte, nämlich als sie auf den Tokoloshe zu sprechen kamen.
    »Hat Diamini je von seinem Interesse an muti gesprochen?«, fragte Caffery. »An Hexerei? Hat er erwähnt, dass er Amulette benutzte, um böse Geister abzuwehren?«
    Mabuza bewegte die Augen nicht, aber Caffery sah, dass er schluckte. Sein Adamsapfel bewegte sich gequält auf und ab, und Caffery wusste, dass sie da einen wunden Punkt berührt hatten.
    »Nein«, antwortete Mabuza hastig. »Nicht mehr als sonst jemand aus unserem Land.«
    »Wissen Sie, woher er einen Geierkopf bekommen haben könnte? Es ist nämlich eine ziemlich ernste Sache, so etwas zu besitzen. Geier stehen auf der Liste der gefährdeten Tierarten.«
    »Ich weiß es nicht, Sir.« Sein Blick huschte zur Tür und wieder zu Caffery. »Wirklich, ich habe keine Ahnung.«
    »Tut mir leid. Macht diese Frage Sie nervös?« 

    Mabuza nagte an der Unterlippe. »Sie wissen nicht, womit Sie es da zu tun haben, Sir. Es ist etwas, das Sie nicht verstehen.«
    »Nicht?«
    »Sie sprechen über etwas Afrikanisches. Etwas, das Afrika gehört.« Er schob seinen Hemdsärmel hoch und kniff das Fleisch an seinem Arm zusammen. »Es ist hier drin. In unserem Fleisch. Und nicht«, er deutete mit dem Kinn auf Caffery und den Officer in der Ecke, »nicht in Ihrem. Spielen Sie mit diesen Dingen nicht herum. Spielen Sie nicht.«
    »Dieses Fett auf Ihren Armen... ?«
    Mabuza blinzelte. Er schaute seine Arme an, als wäre er überrascht, sie hier zu finden. Dann versteckte er sie unter dem Tisch.
    »Wischen Sie es nicht ab. Ich weiß, was es ist. Es ist wegen des Tokoloshe, stimmt's? Es soll ihn fernhalten.«
    Jetzt wurde Mabuza sehr still. Seine Augen quollen aus den Höhlen, und Caffery dachte, er wolle wieder aufspringen. Aber er senkte den Kopf und murmelte in leisem Flüsterton eine Reihe von Worten in einer Sprache, die Caffery nicht kannte. Schweiß trat ihm auf die Stirn.
    Caffery beobachtete ihn schweigend; er wusste, dies war eine Art von Angst und Beklommenheit, die er niemals verstehen würde. Als er den Cheftechniker gefragt hatte, ob Mabuzas Frau ihn beim Sicherstellen der Teppichfasern gesehen habe, hatte der geantwortet: »Das hat sie genauso gesehen, wie sie alles sehen konnte. Wenn Sie die Wahrheit wissen wollen: Sie hat sich benommen, als hätte sie Angst um ihr Leben.« Und jetzt reagierte auch Mabuza mit Angst. Mit echter Angst. Was immer er auf dem Ponton vor dem Restaurant gesehen hatte, er hielt es für real.
    »Okay«, fuhr Caffery langsam fort, »ich sage Ihnen, was ich glaube. Ich glaube, Sie haben etwas gesehen, das Sie nicht erklären können. Deshalb haben Sie jemandem Geld gegeben - 
    eine Menge Geld -, damit er es abwehrt. Sie glauben, Sie haben einen Teufel gesehen, einen Tokoloshe, nicht wahr? Sie glauben, er bedroht Ihr Geschäft - und jetzt sind Sie zu allem bereit.«
    »Bitte machen Sie damit keine Scherze.« Mabuza hob die Hand und zerrte an seinem Kragen. Auf seiner Brust breiteten sich große runde Schweißflecken aus. »Ich bitte Sie, machen Sie keine Scherze damit.«
    Caffery klopfte mit seinem Stift einmal auf den Tisch. »Kannten Sie den Aberglauben, der besagt, dass Hände, die man unter dem Eingang seines Unternehmens vergräbt, das Geschäft beleben können? Und vielleicht den Schaden, den ein

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