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Ritus

Ritus

Titel: Ritus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ab. Das Tier winselte schrill auf, als es in den Leib und den rechten Hinterlauf getroffen wurde. Dummerweise hatte die Glock keine Glaser-Munition geladen. »Gib das Handy her!« Eric nahm die Verfolgung des verletzten Wesens auf, während der Tod seines Vaters immer drohender Gestalt annahm.
    Der Schakal hinkte zur Tür hinaus, sein Jäger hetzte hinterher.
    Auf dem Flur sah er sich einem Mann gegenüber; er stand zehn Meter vor ihm an einer offenen Tür und gestikulierte. Ohne zu zögern, feuerte Eric im Laufen und traf gut genug, dass der Feind sterbend auf den Boden fiel. Die Tür wurde ruckartig geschlossen, und ein Schloss klackte laut.
    Das A-Team säuselte unaufhörlich und unerbittlich.
    Eric blieb stehen und schoss die restlichen sechs Projektile nach dem Wandelwesen, ungeachtet des Handys, das er dabei beschädigen könnte.
    Der Schakal brach zusammen, lag verkrampfend da und bäumte sich gegen den Tod auf. Das Silber, das in seinem Körper wütete, verbrannte ihn von innen heraus.
    Eric steckte die Glock unter den Gürtel, zerrte das zerkratzte Handy aus der Schnauze und drückte atemlos den grünen Knopf. Sein Arm schmerzte vom Treffer des Schlagstocks höllisch.
    »Ich habe abgenommen, Upuaut«, keuchte er, wechselte mit einer Hand das Magazin der Sig Sauer und bewegte sich auf die Tür zu, hinter der sich noch jemand befand. »Lass meinen Vater in Ruhe, und ich gebe dir einen Vorsprung.«
    »Sie leben noch immer?« Die Stimme klang erstaunt. »Ich dachte, meine Tochter hätte sie erledigt.«
    »Die Tänzerin?«
    »Ja.« Die Frau schwieg, als fürchtete sie sich vor der Antwort auf die Frage, die sie nun unweigerlich stellen musste. »Was …?«
    »Was glaubst du?«
    Eric meinte, ein scharfes Einatmen zu hören; für einen quälend langen Moment herrschte unergründliches Schweigen.
    »Upuaut? Gib mir meinen Vater …«
    »Ich habe es mir anders überlegt«, raunte die Stimme. Eric hörte eine Reihe von dumpfen Schlägen. »Ihr werdet beide …«
    Achtlos ließ er das Telefon fallen, zog die Glock und warf sich mit Schwung gegen die Tür. Krachend riss das Schloss heraus, er taumelte in das dahinter liegende Arbeitszimmer und schoss auf alles Lebendige, was nicht das Gesicht seines Vaters besaß.
    Im Kugelhagel starben die letzten Gäste; ihre Innereien verteilten sich an der Wand hinter ihnen und beschmutzten die orientalischen Mustertapete, die Statuetten auf dem Sideboard und die Bücher.
    Die einzige Frau im Raum ließ ihr Handy fallen und war schlau genug, Erics auf einen Stuhl gefesselten Vater als Deckung zu benutzen. Aus dessen geschundenem Kopf sickerte ein Strom aus Blut, rann unter und über die Kleidung, tropfte über die gefesselten Hände auf den dunklen Holzboden. »Weg mit den Waffen«, rief sie. »Oder ich schlage ihn tot.«
    Er hatte Upuaut gefunden, die wie ein älteres Abbild der Tänzerin aussah, die erschossen im Zimmer nebenan lag. Sie trug einen dunkelgelben Hosenanzug mit ägyptischen Ornamenten. »Seit wann ist ein Gott feige?«, reizte Eric sie und ging in die Hocke. Er zielte unter dem Stuhl hindurch an den Beinen seines Vaters vorbei auf ihre Knie, die er deutlich sah.
    »Nur wenn sein Gegner im Vorteil ist«, gab sie zurück. »Sie haben sich zu sehr in Sicherheit geglaubt, Herr von Kastell. Doch nun ist der Krieg, den Sie meinem Volk erklärt haben, zu Ihnen gekommen!«
    Sein Zeigefinger bewegte sich langsam nach hinten, suchte den Druckpunkt der P9. »Dein Volk führt schon lange Krieg. Aber es gibt jemanden, der ihn beenden kann.«
    »Und Sie fühlen sich dazu auserwählt?«
    »Nenn es Familientradition.« Er atmete tief ein und konzentrierte sich auf den riskanten Schuss.
    »Sie und Ihr ach so schlauer Vater haben mich herausgefordert – mich, Upuaut, eine der Großen unter den Mächtigen! Das ist selbst für die Kastells zu viel. Sie halten sich für unheimlich klug und gut informiert.« Sie knurrte. »Dabei wussten Sie nicht einmal, dass ich eine Frau bin!«
    »Ich wusste auch nicht, dass du eine Tochter hast. Oder sollte ich besser sagen: hattest? Schade. Unter anderen Umständen wäre ich gerne mit ihr essen gegangen.« Eric drückte ab, das Glaser-Geschoss flog dem Ziel entgegen – aber es kam anders als erwartet. Upuaut federte in die Höhe und warf dabei den Stuhl um, die Kugel bohrte sich in die Schulter von Erics Vater – und begann ihr Vernichtungswerk.
    Die Frau sprang ihn an, die vom Blut seines Vaters rot gefärbten Hände zielten auf seinen Hals. Eric

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