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Ritus

Ritus

Titel: Ritus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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erledigt«, warnte er ihn. »Noch einmal – und ein letztes Mal freundlich: Wer seid ihr, und was wollt ihr von der Frau, wenn ihr nicht zum Orden gehört?«
    »Das geht dich einen Scheiß an.«
    »Ach?«
    Er schwenkte den Lauf und feuerte am Gesicht des Mannes vorbei in den Boden, schwarze Rußpartikel färbten die Wange, Haare verschmorten im Mündungsfeuer. Aufschreiend hielt der Mann sich das Ohr.
    »Wer seid ihr, und was wollt ihr von der Frau? Wenn du nicht antwortest, wirst du meine dritte Frage nicht mehr hören können.«
    Der Mann hob abwehrend die Hand. »Stärke! Wir wollen ihre Stärke, ihre Überlegenheit! Sein wie sie!«
    »Überlegenheit?« Eric konnte es kaum fassen: Die Kerle wollten sich freiwillig beißen lassen? »Wie viele gibt es von euch?«
    Der Mann ächzte, seine Lider flatterten, der Adamsapfel zuckte.
    »Hey!« Eric trat ihm auf das zerfetzte Bein. »Nicht abkratzen! Ich bin noch nicht fertig!«
    Aber der Mann war bereits tot.
    »Scheiße.«
    Er lief zum Cayenne und fuhr zurück.
    Auf dem Campus suchte er im Wald der Hinweisschilder die Gebäudenummer des Laboratoriums, wo sich Lena und ihr Bekannter befanden. Sie mussten die Wanzen sofort loswerden. Am besten ließen sie alles zurück, was sie dabei hatte, einschließlich der Kleider, die sie trug. Er ging nicht davon aus, dass es bei diesen drei Verfolgern blieb.
    Endlich hatte er es entdeckt, ein altes Gebäude mit dreckiger Fassade und einer Architektur, die mehrere Jahrhunderte alt zu sein schien. Vermutlich gab es diese Kliniken schon recht lange.
    Eric schaute sich um, bevor er ausstieg. Weit und breit war niemand zu sehen, nur ein Krankenwagen donnerte mit Blaulicht die Parallelstraße entlang, die Sirene hatte er mit Rücksicht auf die Patienten auf dem Gelände abgeschaltet. Unruhig stieg Eric aus, die nachgeladene Schrotflinte unter seinem Mantel verborgen, und stürmte die Treppen hinauf.
    Die Tür war nicht abgesperrt, und er trat ein. »Lena?«, rief er laut genug, um in einem verlassenen Haus gehört zu werden.
    Nichts.
    Er hörte Aggregate summen und Relais in den gewaltigen Schaltschränken klicken, aber er hörte keine Stimmen. Die Lautlosigkeit und die Nackenhärchen, die sich allmählich aufrichteten, reichten ihm aus, um die Halbautomatik schussbereit vor den Körper zu halten. Leise schlich er den Flur entlang und fand ein Hinweisschild: Labor.
    Eric folgte dem schwarzen Pfeil und gelangte an eine Milchglasscheibe, hinter der er das charakteristische Leuchten von Computerbildschirmen sah. Davor bewegte sich die schwarze Silhouette eines Mannes; anscheinend rollte er mit seinem Bürostuhl vor den Monitoren hin und her. Das Namensschild neben der Eingangstür verkündete: Mühlstein. Er hatte Lenas Bekannten gefunden. Doch wo war sie abgeblieben? Es gab keinen zweiten Schatten.
    Nach reiflicher Überlegung entschied sich Eric für die höfliche Variante und klopfte. »Professor Mühlstein?« Er legte die Hand auf die Klinke und drückte sie nach unten. Abgesperrt. Er hätte die Tür eintreten sollen, wie er es vorgehabt hatte.
    Um trotz des verpatzten Auftritts wenigstens für etwas Überraschung zu sorgen, nahm er Anlauf und katapultierte sich mit einem Hocksprung durch die Scheibe mitten ins Laboratorium. Er landete exakt neben dem jungen Wissenschaftler, drückte ihm die Mündung der Schrotflinte brutal in die rechte Wange, die andere Hand hielt die Sig Sauer und schwenkte damit hin und her. Sie waren allein.
    »Nein … bitte … Sie sind hier falsch«, hauchte Mühlstein, der in seinem weißen Kittel und mit der runden Brille aussah wie ein Schuljunge. Er schielte auf den Lauf. »Das Methadon-Projekt läuft im anderen Gebäude.«
    »Sie kennen Magdalena Heruka?«
    Mühlstein, ein schmächtiger Mann, höchstens fünfunddreißig Jahre und mit beginnender Stirnglatze, schaute ihn verwundert an. »Ja! Natürlich kenne ich sie.«
    »War sie in den letzten zwanzig Minuten hier?« Eric senkte die Waffen, aber nicht ganz. Man konnte nie wissen. »Entschuldigen Sie den Überfall, Professor. Ich dachte, Sie und Lena wären in Gefahr.«
    Mühlstein fuhr sich durch die kurzen dunklen Haare. Er erholte sich schnell von seinem ersten Schrecken. »Nein, sie war nicht hier. Sie sind dieser Freund, von dem sie mir am Telefon erzählte?« Missbilligend schaute er auf das zerbrochene Glas. »In was ist sie hineingeraten? Und wieso dürfen Sie solche Waffen mit sich führen?«
    »Ich bin Polizist, Interpol«, log er. »Ich wurde zu

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