Ritus
Frau Herukas Schutz abgestellt und gehöre zu einem internationalen Team, das verdeckt operiert. Mehr darf ich Ihnen nicht sagen. Es gab ein Feuergefecht, einer meiner Leute wurde dabei getötet. Er sollte Frau Heruka zu Ihnen bringen.«
Dem Professor stand die Angst im Gesicht. »Um Himmels willen! Nein, nein, sie ist nicht bei mir angekommen. Es geht um einen Stoff, den ich für sie analysieren soll. Was ist das für ein Zeug?«
»Eine neue Droge. Frau Heruka ist zufällig in unsere Operation verwickelt worden. Sie hat uns Sie als vertrauenswürdig empfohlen.«
Er runzelte die Stirn. »Haben Sie denn kein Polizeilabor, das diese Sachen für Sie erledigt?«
»Das geht Sie nichts an«, schnauzte er und hielt den Einschüchterungs- und Bewunderungsgrad exakt in der richtigen Balance. »Wann hatten Sie das letzte Mal Kontakt zu Frau Heruka.«
»Vor etwa«, er hob seinen Arm und schaute auf die Uhr, »fünfzehn Minuten. Sie rief mich von unterwegs an. Ich hörte, dass sie rannte. Sie sagte, sie sei gleich bei mir. Ich habe mich auch schon gewundert, wo sie bleibt.«
Eric wurde eiskalt. Er hatte Lena verloren! Lena und das mögliche Gegenmittel befanden sich irgendwo, aber nicht bei ihm. Nicht in Sicherheit. »Danke, Professor Mühlstein.« Er steckte die Waffen weg und schritt zur Tür, schloss auf und ging hinaus. »Wir machen uns umgehend auf die Suche. Zu niemandem ein Wort darüber.«
»Und was mache ich mit der kaputten Scheibe?«
Eric zuckte mit den Achseln, für weitere sinnlose Unterredungen hatte er keine Zeit. »Die Universität dürfte versichert sein. Lassen Sie sich etwas einfallen.«
Er rannte zurück zu seinem Cayenne, stieg ein und blieb einen langen Moment vollkommen ruhig sitzen. Er versuchte, die Panik aus seinen Gedanken zu verbannen. Es half nichts. In den letzten Tagen war zu viel schief gegangen. Er blickte zum Handschuhfach, in dem eine süße, flüssige Verführung lockte, aber er beherrschte sich und ließ die Finger von den Tropfen. Er würde sie wieder früh genug nehmen müssen.
Stattdessen startete er den Cayenne und fuhr zurück an die Stelle, wo er Lena abgesetzt hatte. Eric stieg aus, heftete sich an ihre Fußspuren und folgte ihnen. Bald gesellten sich weitere dazu, es hatte einen Kampf gegeben, wie der aufgewühlte Schnee bewies. Blut. Mehrere Tropfen färbten das Weiß und führten zu einer Querstraße. Die Unbekannten hatten sie in ein Auto gezerrt und mitgenommen.
»Scheiße!«, schrie er seine Frustration über den Campus, das Echo kehrte von den Hochhäusern zu ihm zurück. Wütend starrte er auf seinen Porsche, mit dem er gleich über die Autobahn zum Frankfurter Flughafen rasen würde. Er wusste, an wem er seine Wut auslassen konnte.
XXXI.
KAPITEL
19. Juni 1767, Pfarrei Nozeyrolles, im T énazeyre-Wald, Südfrankreich
Nach dem Tod der kleinen Marie Denty schlug die Bestie weitere Male zu. Zwar waren die Männer des Legatus in der Nähe eines der Morde, aber auch ihnen gelang es nicht, das Schlimmste zu verhindern. Schließlich zog der junge, unermüdliche Marquis d’Apcher zusammen mit einem Dutzend Jäger, von denen die Hälfte aus der Region stammte, durch die Pfarreien Nozeyrolles und Desges, wo die Kreatur am 18. Juni ein kleines Mädchen zerrissen hatte.
Die Fährte, der sie von Sonnenaufgang an folgten, war frisch und führte sie direkt zum Wald von Ténazeyre, jenem Gebiet, für das Pierre und Antoine die Aufsicht als Wildhüter hatten. Nun durchstreiften sie das äußerst dichte Unterholz, stumm und voller Konzentration, die Finger an den Abzügen der geladenen Musketen. Der Jesuit und seine Männer hatten sich ihnen nicht angeschlossen.
Malesky, Pierre und Jean liefen in der weit auseinander gezogenen Kette nebeneinander, spähten durch die Zweige und Äste der Büsche, unter denen die Bestie eine fast perfekte Deckung finden konnte, stocherten mit den Bajonetten in Laubhaufen oder stießen in Gestrüppe. Ohne Erfolg.
»So wird das nichts«, befand Malesky ärgerlich, seine blauen Augen blitzten. »Wir brauchen Treiber.« Er stampfte wütend auf den Boden. »Wir könnten in zwei Schritt Abstand an der Bestie vorbeilaufen, ohne dass wir sie sähen. Ihr verdammtes Fell verleiht ihr eine zu gute Tarnung.«
Jean gab ihm innerlich Recht. Die Unruhe in ihm steigerte sich immer weiter und drohte, ihn zu erreichen. Er musste Antoine endlich finden und diesem grausigen Schauspiel ein Ende setzen. Aufschübe durfte es nicht mehr geben.
Es war ihm sehr
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