Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ritus

Ritus

Titel: Ritus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Zweige sich hinter Jean geschlossen hatten und seine Schritte sich entfernten, fiel sie mit einem gequälten Stöhnen zitternd auf die Knie.
    So gibt es keine Hoffnung, Herr.
    Was tue ich jetzt?
    Langsam verstand sie Jeans Zweifel an der Gerechtigkeit ihres Gottes.

XXX.
KAPITEL
    Deutschland, Homburg, 21. November 2004, 21:22 Uhr
     
    Kaum lag er auf der Lauer, hielt der BMW mit einer Vollbremsung auf dem Weg, Steinchen spritzten auf und trafen auch gegen den Cayenne. Türen öffneten sich, Schuhe knirschten über den Weg.
    »Scheiße, sie sind in den Wald geflüchtet!«, fluchte ein Mann. »Holt die Nachtsichtgeräte. Ich will die Frau lebend, vergesst das nicht. Tot nutzt sie uns nichts.«
    Die Frau? Eric fragte sich, was sie von Lena wollten. Und wie das meistens so war, erhielt man die Antwort nur, wenn man die Fragen auch jemandem stellte. Das hatte er fest vor.
    Vorsichtig spähte er aus dem Fenster. Es waren drei Männer, sie trugen alle G3-Gewehre mit großen Zielvorrichtungen über dem Lauf; zwei standen vor der Motorhaube des Cayenne, der dritte eilte zum Kombi und öffnete den Kofferraum.
    »Was machen wir mit dem Typen?«, fragte der zweite.
    »Was werden wir wohl mit ihm machen?«, gab der Mann zurück, der am nächsten am Porsche stand und sein G3 schulterte. Drei tiefe Narben liefen an seinem linken Hals entlang und zeugten von einem überstandenen Kampf. Eric kannte solche Linien nur zu gut. Es war das Zeichen der Wandelwesen, das sie im Fleisch eines Menschen hinterließen, wenn sie nicht töteten. »Kastell hat sie in Petersburg beschützt. Meinst du, er macht Platz, wenn wir ihn höflich bitten? Er ist zu gefährlich.« Demonstrativ tippte er gegen den Gewehrlauf. Mehr nicht.
    Der dritte Mann kehrte vom Wagen zurück und brachte die Nachtsichtgeräte. Eric wartete, bis sie sie aufgezogen hatten, sprang dann nach vorne auf die Fahrerseite und blendete mit den Scheinwerfern voll auf.
    Die drei Männer schrien überrascht auf. Die Elektronik ihrer Sichtgeräte hatte sie mit dem grellen Weiß des überlasteten Restlichtverstärkers geblendet.
    Eric rollte sich aus der Beifahrertür und schoss dem Vordersten mitten in die Brust. Die Schrotkugeln rissen den Mann von den Füßen. Klirrend zerstob das Zielfernrohr des G3. Die nächste Ladung traf den hintersten Mann, der Anstalten machte, sein Gewehr zu heben und den Beschuss zu erwidern. Der Gegner fiel schreiend auf die gefrorene Erde. Eric hatte absichtlich auf die Beine gezielt, um ihn kampfunfähig zu machen und für eine spätere Befragung festzuhalten.
    Der verbliebene Verfolger schleuderte das Nachtsichtgerät fort und hechtete ins dünne Unterholz. Was im Ansatz eine gute Idee war, stellte sich im Gefecht gegen eine halbautomatische Schrotflinte als Unsinn heraus. Eric bestrich das Dickicht, das in erster Linie aus dürren Büschen bestand, im Sekundentakt mit Schüssen, bis er einen unterdrückten Schrei hörte. Auf diese Stelle feuerte er noch zweimal, legte die leer geschossene Schrotflinte auf die Erde und hob ein G3 auf. Er schaltete den Hebel auf Dauerfeuer und wartete, was sich tat.
    Es raschelte, und der Gegner kam waffenlos aus der Deckung gekrochen. Seine Hosen bestanden aus blutgetränkten Stofffetzen, die bleiernen Kügelchen hatten ganze Arbeit geleistet. »Nicht schießen«, ächzte er. »Ich ergebe mich.«
    »Wie schön.« Eric ging zu ihm und setzte ihm die Mündung des G3 auf die Stirn. »Wer seid ihr, und was wollt ihr von der Frau?«
    »Sie ist eine von ihnen«, presste der Mann hervor und begann, sich aufzurichten, um seine Beinwunden zu inspizieren.
    Aber Eric drückte ihn zurück. »Woher wollt ihr das wissen?«
    »Wir haben es gehört. Wir haben ihre Sachen in Sankt Petersburg verwanzt.« Er grinste. »Und wir kennen jetzt deine Geheimnisse, du Arschloch. Du bist nicht mehr vor uns sicher.«
    »Wenn ich mir den Orden des Lycáon vorgenommen habe, spielt es keine Rolle mehr.«
    Er lachte. »Ja, mach das. Meinen Beifall hast du.«
    Der flüchtige Blick des Mannes an Eric vorbei genügte als Warnung. Er drehte sich um die eigene Achse, richtete den Lauf des G3 auf den Verletzten, dem er das Leben geschenkt hatte und der ihn aus Dankbarkeit gerade erschießen wollte. Das großzügige Geschenk nahm Eric durch einen sauberen Schuss zurück; tot kippte der Mann um.
    Eric widmete sich wieder dem letzten Gegner, der eine Hand halb unter seinem Mantel hielt und nach dem Griff einer Pistole fischte. »Zieh sie raus, und du bist

Weitere Kostenlose Bücher