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Ritus

Ritus

Titel: Ritus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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fassen, zog die Frau mit einem harten Ruck heraus und hielt sie dann blitzschnell vor sich, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung neben sich bemerkte. Emanuela bekam den Schlag mit dem Schirmständer, der ihm gegolten hatte, gegen den Kopf und erschlaffte. Schwester Ignatia hatte einen ordentlichen Schwung im Arm.
    Jetzt hatten ihn die beiden Nonnen gereizt. Er ließ die Jüngere fallen, stand mit einem Satz neben Ignatia und riss ihr den Schirmständer aus der Hand. Die harte Ohrfeige warf sie rücklings in den Sessel neben dem Fenster, und sie verlor ihren Schleier, die Haube verrutschte. Darunter kam kurzes, graues Haar zum Vorschein.
    Eric hatte das Mitleid abgeschaltet und setzte der Frau die Spitze seines Silberdolches an die Kehle. »Es ist mir egal, was Sie fürchten und was nicht, Schwester«, zischte er. »Diese Waffe hat unzählige Werwesen vernichtet, aber sie schneidet sich auch durch weiches Nonnenfleisch, wenn ich es will. Und das wird sie tun, wenn Sie mir nicht auf der Stelle sagen, wo ich die Bestie finde und wohin Sie Lena gebracht haben!« Seine Augen glommen intensiv auf, aus seiner Kehle stieg ein wütendes Grollen.
    Ignatia, auf deren Wange sich die Abdrücke seiner Finger als rote Striche abzeichneten, wich zurück und bekreuzigte sich mehrmals.
    »Lupus hominem!«
    »Unsinn«, grollte er, schnellte nach vorne und stach ihr leicht in den Hals, damit es für sie spürbar blutete und sie nachgiebiger wurde. »Also, wo sind die Welpen?«
    Ihr Blick ging durch ihn hindurch. Sie begann, ein Gebet zu sprechen, und ignorierte ihn.
    Mit einem Fluch schlug er Ignatia bewusstlos, dann zerrte er die ebenfalls noch betäubte Schwester Emanuela ins Bad und hielt sie so lange unter den kalten Wasserhahn, bis sie prustend wieder zu sich kam. Eric schleifte sie zurück ins Zimmer, deutete auf Ignatia und den dünnen Schnitt an ihrem Hals. »Sie ist bereits bei ihrem Gott«, log er. »Wenn du ihr folgen möchtest, dann schweig wie sie.« Er packte sie mit einer Hand an der Kehle und drückte sie auf die Matratze, die blutige Klinge setzte er ihr auf die Brust. »Aber dann für immer!«
    »Nein«, bat sie röchelnd. »Nein, bitte! Erbarmen!«
    »Wer seid ihr?«, schrie er sie an und drückte fester zu. Ihre Fäuste schlugen wirkungslos gegen ihn, Emanuela war nicht in der Lage, ihn zu verletzen.
    »Die Schwesternschaft vom Blute Christi«, keuchte sie und verdrehte die Augen, die Pupillen rollten nach oben weg. Ihre Arme fielen ausgebreitet zur Seite, sie lag vor ihm wie eine gekreuzigte Heilandin und starrte an die Decke.
    »Scheiße!« Eric horchte auf ihren Herzschlag, aus ihrer Brust drang glücklicherweise ein schwaches Pochen. Er hatte Schwester Emanuela beinahe erwürgt; in seiner Erregung hatte er seine Kraft falsch dosiert. Bestürzt über sich selbst richtete er sich auf.
    »Mörder!«
    Der Vorwurf traf ihn in den Rücken, und nach dem Wort kam der Hieb mit dem Stuhl gegen die Schulter und den Kopf. Eric fiel nach vorne auf die vermeintliche Tote. Ein abgebrochenes Stuhlbein flog an ihm vorbei.
    Gott hatte seine Dienerin Ignatia rasch aus der Ohnmacht gerufen, um den Sünder zur Rechenschaft zu ziehen. »Du wirst dich vor dem Herrn und dem weltlichen Gericht für deine Taten rechtfertigen! Und erwarte nicht, dass ich für deine Seele bete!«, schrie sie.
    »Nein, sie lebt!« Eric drehte sich benommen herum, um zu sehen, was die Nonne als Nächstes plante, und sah sie auf sich zukommen. Sie schwenkte ein Stuhlbein wie eine Keule über dem grauen Kopf. »Hören Sie auf mit …«
    Ignatia stolperte über die Teppichkante und stürzte so unvorhersehbar schnell auf ihn zu, dass er nicht mehr ganz ausweichen konnte. Die Frau begrub ihn halb unter sich, schrie schmerzerfüllt auf und stemmte sich sofort wieder in die Höhe.
    Eric erstarrte. Sie hatte sich den Silberdolch unglücklich in die Brust gerammt und tat das Dümmste, was man bei Stichverletzungen tun konnte: Sie zog die Waffe heraus.
    Ihr warmes Blut sprühte sofort aus der Wunde, traf Eric und benetzte sein Gesicht und seine Lippen. Ignatia keuchte auf, ihre Hände zuckten an die Brust, doch schon schlossen sich ihre Lider für immer; sie schaffte es nicht einmal mehr, das Bekreuzigen zu Ende zu führen.
    Nun wurde es eng. Der Lärm im Zimmer, den sie verursacht hatten, entsprach in etwa dem eines tanzenden Elefantenballetts, und mit Sicherheit waren schon die ersten Beschwerden bei der Rezeption eingegangen. Eric musste verschwinden. Er fuhr

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