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Ritus

Ritus

Titel: Ritus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Hinterhalt zu locken. Er lief los, obwohl ihn der Schock über den Tod des Freundes fest im Griff hielt. Er war kreidebleich und würgte, doch er kämpfte sich weiter voran. Pierre folgte ihm.
    Sie hörten, dass die Jäger des Marquis weiter in den Wald vorrückten und nach ihnen riefen, aber die Chastels antworteten nicht.
    Abrupt blieb Jean stehen. Er deutete auf den unteren Ast eines Baumes: In einer Astgabel steckte Maleskys Kopf und starrte sie von oben aus toten Augen an; noch immer rann Blut aus dem zerkauten Halsstumpf, lief die Wirbelreste entlang und tropfte auf das Laub.
    Jean riss die Muskete hoch – und drehte sich blitzschnell um einhundertachtzig Grad. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er den Garou im Visier, der sprungbereit auf seinen Hinterläufen stand.
    »Ich durchschaue dich, mein Sohn.«
    Im rotbraunen Fell haftete noch das feucht schimmernde Blut Maleskys, es troff von der Schnauze und den Klauen. Die Kreatur grollte … und schnurrte gleichzeitig. Krachend verschoben sich die Knochen, Antoine ächzte qualvoll und jaulte unterdrückt. Es schüttelte ihn, während er sich teils in einen Menschen zurückverwandelte, um dem Vater und dem Bruder ein halbwegs menschliches Gesicht zu präsentieren.
    Bettelnd hob Antoine die kräftigen, behaarten Arme. »Bitte, Vater, verschone mein Leben. Ich bin dein Sohn!«, kam es mit einer widerlichen Stimme aus dem Mund mit den blutigen spitzen Zähnen hervor. »Hilf mir!«
    »Ja, Antoine … ich helfe dir«, entgegnete Jean gefasst. »Dir und dem ganzen Gevaudan.«
    Sein Zeigefinger ruckte nach hinten.
    Die Läufe der Muskete entluden sich und spien die silbernen Kugeln gegen den Loup-Garou.
    Antoine versuchte zwar, den geweihten Kugeln auszuweichen, aber er hatte auf die erneute Milde seines Vaters gesetzt und zu spät reagiert. Das erste Geschoss traf ihn genau ins Herz, das zweite durchschlug seinen Hals.
    Er fiel wie vom Blitz getroffen zu Boden. Aus seiner Brust kräuselte schwarzer Rauch, es stank grauenvoll, während sich Antoine röchelnd aufbäumte, mit den langen Nägeln in die Wunde griff und sich in seiner Verzweiflung auf der Suche nach dem schmerzenden Silber den eigenen Brustkorb aufbrach. Aber das Vernichtungswerk des Metalls ging zu schnell vonstatten.
    Jean riss sich von dem Anblick los, entwand dem wie versteinert dastehenden Pierre die Muskete und schoss Antoine aus einem Schritt Entfernung zwei weitere Kugeln ins Herz. Sofort erschlaffte der monströse Leib und verwandelte sich unter widerlich krachenden Geräuschen in den eines Menschen. Die Bestie verließ den toten Antoine. »Antoine!« Pierre stürzte an Jean vorbei und warf sich trauernd auf den Bruder. Jean beugte sich vor und wollte ihn wegziehen, da schnellte Antoines Kopf mit einem Fauchen in die Höhe.
    »Gib Acht!« Jean stieß Pierre zur Seite, dafür trafen ihn die Zähne in den linken Unterarm und bissen in den dicken Stoff des Mantels. Er stöhnte auf und glaubte, sein Arm wäre in eine Presse geraten, so enorm war der Druck. Jean zog den Silberdolch und stieß die Klinge bis zum Heft in Antoines rechtes Auge. Der Kopf fiel zurück und zog ihn mit, weil die Kiefer sich nicht öffnen wollten.
    »Vater!« Pierre erhob sich und schaute fassungslos auf den nun endgültig leblosen Körper seines Bruders. »Ist dir etwas geschehen?«
    »Nein. Der Mantel war dick genug, er hat mich nicht erwischt.« Jean lauschte und hörte, dass sich die Männer des Marquis in ihre Richtung bewegten. »Rasch, hilf mir, seine Kiefer aufzubrechen und ihn unter dem Laub zu verscharren. Wir holen seine Leiche, wenn es ruhiger geworden ist.«
    Sie arbeiteten schnell und vergaßen auch nicht, Maleskys Kopf vom Baum zu nehmen. Sie erschienen in dem Augenblick bei der Leiche des Moldawiers, als die Jäger zu ihnen stießen.
    Gemeinsam verließen sie den Wald, um dem Marquis vor dem errichteten Jagdzelt von den ungeheuerlichen Vorfällen zu berichten. Neben dem Adligen stand der junge Comte de Morangiès, seine Muskete am Lauf haltend, den Kolben auf den Schuh gestellt. Bei seinem Anblick fielen Jean sofort die Andeutungen des Jesuiten ein.
    »Wir haben einen großen grauen Wolf gestellt, der Monsieur Malesky tötete, als die unbekannten Männer auftauchten und uns nach einem kurzen Streit um die Prämie unter Beschuss nahmen, mon seigneur «, log Jean den beiden Adligen ins Gesicht. »Ich schwöre es bei der Heiligen Jungfrau Maria.«
    Der Marquis d’Apcher glaubte ihm seine Geschichte. »Bedauerlich für

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