Rivalen der Liebe
Büro eines Mannes gewesen.
»Ihr haltet mich wohl für einen Idioten, und das ist vermutlich noch das Schmeichelhafteste, was Ihr von mir denkt«, knurrte er.
»Auch wenn ich diese Zurschaustellung von Gott-weiß-was-es-ist sehr genieße, habe ich noch Arbeit zu erledigen«, sagte Knightly sichtlich gelangweilt von der anderen Seite des Raums, wo er sich hinter seinem Schreibtisch verschanzt hatte.
Roxbury wandte sich von der Teufelin ab und konzentrierte seinen Zorn auf Knightly.
»Ich bin hier, weil ich Satisfaktion fordere. Meine Ehre wurde aufs Gröbste beleidigt. Ich werde mich aber nicht mit einer Frau duellieren. Also bleiben nur Sie.«
»Ein Duell! Ihr könnt doch wegen dieser Sache kein Duell fordern!«, rief Lady Somerset, sichtlich erregt.
Knightly beugte sich auf dem Stuhl vor. Er wirkte jetzt sehr ernst.
»Ich akzeptiere«, erklärte er ernst.
»Ich würde Sie ja fast respektieren, Knightly, wenn wir uns unter anderen Umständen begegnet wären. Und was Euch betrifft«, fuhr Roxbury fort und wandte sich wieder an die vollbusige Schurkin, »werdet Ihr umgehend eine Gegendarstellung nebst Entschuldigung in Eurer Kolumne abdrucken.«
»Ach, das werde ich?«, forderte sie ihn heraus. Sie hob die Brauen und verschränkte die Arme vor der Brust.
Roxbury schäumte vor Wut. Ah ja, diesen Typ Frau kannte er nur allzu gut. Madame Weißallesbesser. Meist fand man diese Sorte unter den verheirateten Müttern und Witwen. Manche Frauen schienen aber schon herrschsüchtig auf die Welt zu kommen, und diese Spezies war in den meisten Fällen einfach nur lästig. Wenn aber noch Schlagfertigkeit und Schönheit hinzukamen – und Lady Somerset besaß beides in großem Maße –, konnte eine Frau mit diesen Eigenschaften unglaublich gefährlich werden.
Da Roxburys Erfahrung mit Frauen dieses Typs eher begrenzt war – er hielt sich nämlich lieber an die vergnügungssüchtigen, sorglosen Frauen, die einfach nur Spaß haben wollten –, wusste er, dass es eine gewaltige Aufgabe war, sie zu zähmen. Obwohl es die Mühe durchaus wert sein konnte.
Im Fall von Lady Somerset allerdings verschwendete Roxbury keinen Gedanken daran. Das hieß allerdings nicht, dass er sich von ihr die Stirn bieten lassen würde – jedenfalls nicht mehr, als sie es bereits getan hatte.
»Das werdet Ihr«, stellte Roxbury klar.
»Und was passiert, falls nicht?«, forderte sie ihn heraus. Sie stemmte jetzt die Hände in die Hüften und zog seinen Blick auf ihre Sanduhrfigur. Sein Mund wurde ganz trocken. Den Kopf hatte sie dabei leicht zur Seite geneigt, und unwillkürlich war er versucht, ihr zarte Küsse auf den Hals und die Schultern zu drücken, um sich dann einen Weg zu bahnen zu den vollen, üppigen Hügeln ihrer Brüste.
Verführerisch. Sie war so verdammt verführerisch .
Aber er befand sich jetzt auf einem Kreuzzug, aus dem er unter allen Umständen siegreich hervorgehen wollte.
»Ihr werdet eine Entschuldigung nebst Gegendarstellung abdrucken, oder ich werde das Geheimnis um Eure Identität ausplaudern.« Er sah sie herausfordernd an. »Ich wünsche Euch viel Glück dabei, eine Kolumne über die bessere Gesellschaft mit Leben zu füllen, wenn man Euch nirgends mehr empfängt.«
Für diese Drohung bekam er eine ganz besondere Belohnung: Er erlebte einen der seltenen Momente, in denen Lady Somerset sprachlos war.
Selbst nachdem Lord Roxbury die Tür hinter sich zugeschlagen hatte und verschwunden war, stand Julianna Somerset mit offenem Mund und stumm da. Das war wirklich selten. Sie verschränkte die Arme wieder vor der Brust, trat ans Fenster und starrte hinaus, als müsste sie über das Treiben auf der Fleet Street nachdenken. Aber sie konnte sich nicht auf das Getümmel konzentrieren, denn ihre Gedanken waren in schrecklichem Aufruhr.
Roxburys Verhalten war fürchterlich, beleidigend und dazu noch provozierend. Sie war ihm zuvor noch nie persönlich begegnet, aber sie kannte Männer wie ihn, und zwar leider nur allzu gut. Dieser Roxbury war kein Mann, mit dem sie mehr als unbedingt nötig zu tun haben wollte. Er war als Lebemann verschrien und hatte eine Vorliebe für die Frauen anderer Männer, lustige Witwen und hin und wieder eine Schauspielerin oder Opernsängerin, die seinem Liebesleben die gewisse Würze gaben.
Und nach dem, was sie gesehen hatte, gab es auch die Möglichkeit, dass er anderen, ungewöhnlichen Neigungen nachging, wenn die Frauen ihn langweilten.
Sie hatte erwartet, dass Roxbury unmittelbar ihr
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