Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
Vom Netzwerk:
und ihr wiedererlangter Seelenfrieden waren zu wertvoll, um das alles noch einmal einem Mann anzuvertrauen.
    Daher brauchte sie, eine Lady zwar – aber eine Lady ohne Geld –, Arbeit. Die Möglichkeit, eine Gesellschaftskolumne zu schreiben, war dieser Tage nur äußerst selten gegeben. Aber mit dem Geld konnte sie ihre magere Rente aufbessern und ihre Stellung in der Gesellschaft behalten. Deshalb hatte Julianna auch schamlos das Gespräch mit Mr. Knightly gesucht.
    Zu ihrem Entsetzen und ihrer grenzenlosen Erleichterung war dieser sofort einverstanden gewesen. Es war seine Idee, aus Lady Somerset, der bedauernswerten Witwe von Londons berüchtigtstem Schuft, die Lady mit Klasse zu machen, die schon bald zur gefürchteten und bewunderten Autorin der Kolumne »Geheimnisse der Gesellschaft« aufstieg.

Kapitel 5
    Am Rand der Stadt, bei Sonnenaufgang
    Ein Duell! Wegen einer Randnotiz in der Zeitung! Und das, obwohl sie nicht ernsthaft behauptet hatte, es sei eine Tatsache, dass er das eigene Geschlecht bevorzuge. Julianna hatte sogar eine sehr viel plausiblere Erklärung dafür geboten, warum er offenbar eine Person in Männerkleidern umarmt hatte. Konnte sie etwas dafür, dass die Leser ihrem Artikel gerne glauben wollten? Nein, konnte sie nicht.
    Es war wirklich lächerlich, dass er sich jetzt mit Knightly duellierte.
    Warum Männer immer so hitzköpfige Idioten sein mussten!
    Dank ihrer stets verlässlichen Zofe Penny, die über ein weitgespanntes Netzwerk aus Informanten verfügte (ihre sechs Schwestern nämlich, allesamt Hausmädchen in den besten Häusern Londons), konnte sie herausfinden, wann und wo dieses Duell stattfinden würde.
    Julianna hatte zwar keine Einladung, aber solche Kleinigkeiten hatten sie schon früher nie davon abhalten können, zu einem gesellschaftlichen Ereignis zu erscheinen.
    Die Droschke, die sie heranwinkte, hielt in einiger Entfernung zu dem Ort des Geschehens, und sie stieg aus. Dichtauf folgte ihr Miss Eliza Fielding, ebenfalls ein Schreibfräulein und die einzige Frau, die so mutig war, sie zu begleiten. Früher wäre Juliannas beste Freundin Sophie ihr bei so einer Expedition nicht von der Seite gewichen, aber sie war inzwischen eine verheiratete Frau und noch dazu zur Duchess aufgestiegen. Sie konnte unmöglich in entlegenen Winkeln der Stadt herumschleichen, um bei Sonnenaufgang Zeugin eines Duells zu werden.
    Julianna und Eliza suchten hinter einer Hecke Deckung und spähten durch die Zweige. Die Gentlemen wären vermutlich ziemlich erbost, wenn sie entdeckten, dass sie bei dieser ernsten Angelegenheit von Frauen beobachtet wurden – besonders wenn es sich bei einer der Frauen um diejenige handelte, die diesen Aufruhr überhaupt erst provoziert hatte.
    Der Himmel nahm bereits eine zartblaue Färbung an. Die Wiese schimmerte vom Tau, und die Luft war kalt und klar. Es versprach, ein warmer Sommertag zu werden. Die Sonne strahlte, die Vögel sangen, und der Wind strich über die Baumwipfel.
    »Da ist der Chirurg«, sagte Eliza und zeigte auf einen Mann in Schwarz, der gegen eine schwarze Kutsche gelehnt auf der anderen Seite des Felds wartete. Es war ein misstönendes Gegeneinander – hier etwas so Dunkles und Tödliches, dort der strahlend schöne Sommermorgen.
    Ein kleines Kaninchen hoppelte über das Feld. Wie schön musste es sein, sich nicht der brutalen Ereignisse bewusst zu sein, die sich an diesem Ort bald abspielen würden.
    Ein Duell! Die Männer könnten doch auch einfach nur wütend herumstampfen, in die Luft feuern und es dann gut sein lassen. Aber es bestand die durchaus reale Möglichkeit, dass einer von ihnen angeschossen wurde oder sogar starb. Julianna hatte diese Möglichkeit bisher nie in Erwägung gezogen, wenn sie zu Stift und Papier griff. Sie dachte immer nur daran, den »Mann, der sich auskennt« mit herrlichen, exklusiven Klatschgeschichten zu übertreffen.
    Sie hatte auch stets an Knightlys Mantra gedacht – Skandal bedeutet Verkaufszahlen – und ihr oberstes Gebot war, ihren Arbeitgeber zufriedenzustellen.
    Aber was geschah, wenn Knightly heute sein Leben ließ? Julianna konnte sich das gar nicht vorstellen. Sie müsste dann um einen Mann trauern, der ihr die Chance geboten hatte, die niemand sonst ihr hatte geben wollen. Sie respektierte ihren Chef. So viele Menschen verließen sich auf ihn, besonders die Schreibfräulein. Wenn er starb …
    Von dem Gedanken wurde Julianna richtig schlecht.
    Und was, wenn Roxburys Leben hier und heute ein Ende

Weitere Kostenlose Bücher