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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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hätte sie es sich anders überlegt. Aber da hatte sie ihn schon in ihren Salon geführt.
    »Zieht Euer Hemd aus, Roxbury«, befahl Julianna ihm erschöpft.
    »Oh, Mylady Somerset. Wie zuvorkommend von Euch«, nuschelte der und stolperte unbeholfen durch ihren kleinen Salon.
    »Bitte tut es einfach, bevor Ihr all meine Sachen vollblutet«, befahl Julianna streng.
    »Ja, Madam. Ich werde mein Hemd für Euch ausziehen. Die Hose auch?«, fragte er und grinste frech. Sie seufzte aber nur ungeduldig und wenig erregt.
    Seine Versuche, das Hemd auszuziehen, führten zu allerlei Verrenkungen, während er betrunken durch den Raum wankte. Julianna gab es auf, ernst zu bleiben, und lachte herzhaft. Doch ihr blieb das Lachen im Hals stecken, als er das Hemd endlich ausgezogen hatte.
    Der notorische Draufgänger Roxbury stand fast nackt in ihrem Salon. Was für ein herrlicher Anblick er doch war! Im gedämpften Licht der Kerzen wirkte seine Brust wie von einem Goldhauch überzogen, muskulös und weich zugleich bis auf die sich deutlich abzeichnenden Konturen seiner Muskeln. Somerset hielt einem Vergleich mit Roxbury auf keinen Fall stand, aber Julianna wollte jetzt auch keinen Gedanken an ihren verstorbenen Ehemann verschwenden. Nicht, solange ein richtiger, lebendiger Mann sich so vor ihr präsentierte und sie dabei aufmerksam beobachtete, damit ihm auf keinen Fall ihre Reaktion auf seinen göttlichen Körper entging.
    Sie war sprachlos vor Staunen.
    Zum Glück konnte er nicht die Hitze sehen, die plötzlich durch ihren Körper flutete und bis in ihre Wangen aufstieg. Und zum Glück spürte er nicht, was sie spürte – wie ihr Seidenhemd sanft wispernd ihre Haut streichelte. Andererseits – vielleicht sah er das alles ja doch mit einer Deutlichkeit, die ihr die Schamesröte noch tiefer ins Gesicht brannte. Schließlich hatte sie es mit Roxbury zu tun.
    Dann dachte sie aber wieder an die Verwundung an seinem Arm, die dicht am Schultergelenk lag und ziemlich heftig blutete. Roxbury besaß wenigstens die Geistesgegenwart, sein Hemd auf die Wunde zu pressen.
    Mit Pennys Hilfe säuberte Julianna die Wunde und verband sie. Zum Glück war die Verletzung nicht so schlimm wie sie aussah. Er war zudem ein überraschend braver Patient, aber das konnte auch daran liegen, dass der Alkohol endlich über ihn gesiegt hatte.
    Julianna setzte sich neben ihren erbärmlichen und unwürdigen Patienten und versank in ihre eigenen Gedanken. Sie musste sich den Tatsachen stellen: Der Fluch ihrer Existenz lag bewusstlos und ziemlich unbekleidet auf ihrem Sofa. Draußen parkte seine verfluchte Kutsche direkt vor dem Haus. Der Kutscher hatte das Weite gesucht. In der Nähe lagen die Scherben einer kaputten Champagnerflasche auf dem Pflaster.
    Das war’s dann wohl . Sie erkannte den gesellschaftlichen Ruin, wenn sie ihn sah. In diesem Fall war ihr weiteres Schicksal besiegelt: Wenn der skandalträchtigste Schuft Londons mit schmutzigen Gossenliedern vor ihrer Haustür parkte und einen kompromittierenden Platz für seine Nachtruhe in ihrem Heim fand, nachdem sie ihn angeschossen hatte, gab es kein Entrinnen: Ihr Ruf war ruiniert.
    Man würde darüber reden, und dieses Gerede würde nicht so schnell aufhören und würde überaus hässlich werden. Die Gesellschaft würde davon ausgehen, dass er die Nacht bei ihr verbracht hatte, und keiner würde ihr glauben, wenn sie behauptete, die Begegnung sei zu jeder Minute keusch gewesen. Ja, er war laut gewesen und hatte die ganze Nachbarschaft aus dem Schlaf gerissen. Aber das war nur die eine Seite der Medaille: Nachdem die Leute vom Bloomsbury Square gesehen hatten, wie sie und Roxbury gemeinsam ihr Haus betraten, konnte niemand mehr genau wissen, was hinter verschlossener Tür geschah. Aber alle würden so tun, als seien sie bei diesem Stelldichein dabei gewesen.
    Und weil der fragliche Mann, der da mit ihr gesehen wurde, ausgerechnet Lord Roxbury war, der sein ganzes Leben seit seinem Eintritt in die Gesellschaft als ungeheurer Schurke, Lebemann und Liebhaber vieler Frauen verbracht hatte – wenn man von den jüngsten Gerüchten über seine sexuellen Vorlieben einmal absah –, konnte wohl niemand ernsthaft glauben, dass er und eine Frau die späten Nachtstunden nicht mit sündigen Vergnügungen verbrachten.
    Sie war eine Witwe. Und sie wusste, was man über sie denken würde. Das war ganz und gar nicht gut. All die Jahre, in denen sie sich angestrengt hatte, nach Somersets Eskapaden wieder einen

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