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Rivalen der Liebe

Rivalen der Liebe

Titel: Rivalen der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Rodale
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in die Kirche ging.
    Julianna blieb allein zurück. Sie wusste: Wenn sie ihre Meinung noch ändern und eine verrückte Flucht aus der Kirche wagen wollte, um draußen mit den Passanten auf Londons Straßen zu verschmelzen, war jetzt der letzte Augenblick.
    Aber was dann? Sie hatte doch keine Ahnung, was sie danach tun sollte.
    Das Schicksal wartete auf sie.
    Die ersten Klänge der Orgel hallten laut durch die hohen Kirchengewölbe, und Julianna atmete ein letztes Mal tief durch. Sie hielt sich an ihrem Strauß aus Orangenblüten fest. Der Geruch erinnerte sie an jene Nacht, als er sie im Treibhaus der Walmslys gegen den Orangenbaum gedrückt und geküsst hatte.
    Das hier war ein bisschen anders als eine Flucht nach Gretna Green.
    Am Ende des Gangs wartete Roxbury auf sie. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Die dunklen Haare waren so zerzaust wie immer, und seine dunkel, samtig braun glänzenden Augen blickten nur sie an. Der Mund lächelte nicht, aber er wirkte auch nicht besonders verkniffen. Seine Miene wirkte leer, geradezu ungläubig. Vermutlich kam die ganze Angelegenheit ihm mindestens genauso unerwartet und unwirklich vor wie ihr selbst. Dass sie vielleicht sogar in der Hinsicht etwas gemeinsam hatten, beruhigte Julianna ein bisschen.
    Auf ihrem Weg zu ihm schritt sie an ihren Freundinnen, den anderen Schreibfräulein, vorbei: Annabelle betupfte ihre Augen mit einem Taschentuch. Eliza und Sophie lächelten sie aufmunternd an. Alistair saß in der Nähe und lächelte ebenfalls. Knightly war auch gekommen. Sie wollte, dass er sah, wie sie wieder respektabel wurde.
    Roxburys Eltern, der Earl und die Countess Carlyle, waren erst Anfang der Woche aus Bath zurückgekommen. In einem Anflug von Optimismus hatten sie ihre Heimfahrt vorverlegt, um noch rechtzeitig zur erhofften Eheschließung ihres Sohns zu kommen. Julianna war ihnen erst am Vortag kurz begegnet. Wie zwei so nüchterne, anständige Leute einen so wilden, leidenschaftlichen Mann wie Roxbury hatten hervorbringen können, war ihr ein Rätsel.
    Sie hatten Julianna nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen, und sie hatte gemerkt, wie Roxbury diese Situation sichtlich genossen hatte. Einst hatte es sie an Somerset vor allem gereizt, dass ihre Eltern ihn nicht mochten. Daher konnte sie Roxbury durchaus verstehen.
    Und dann, ehe sie sichs versah, stand sie schon neben Roxbury vor dem Altar. Als sie zum unwiderruflich letzten Mal überlegte, nicht doch lieber wegzulaufen, nahm er bereits ihre Hand.
    Es war schon irgendwie bezeichnend, wenn ein Mann einfach wusste, dass die Frau an seiner Seite Trost und Stärke brauchte und er ihr beides bieten konnte. Diese kleine Geste genügte, dass sie glaubte, sie beide könnten doch eine winzige Chance haben. Und so blieb Julianna stehen.
    Der Pfarrer begann. »Liebe Gemeinde, wir sind heute hier zusammengekommen …«
    Roxbury blickte Julianna an, die ihn hinter dem weißen Spitzenschleier beobachtete.
    Selbstverständlich hatte er sich nie im Traum ausgemalt, eines Tages zu heiraten. Er hatte sich diesen Moment daher nie ausgemalt, in dem er die Hand seiner Braut hielt, während ein Pfarrer, seine Eltern und enge Freunde sich um sie versammelten. Gott. Kein Wunder, dass er sich krank fühlte.
    Seine Braut war kein gehorsames, braves Ding. Nein, er machte es sich in der Hinsicht wirklich nicht leicht. Fasziniert beobachtete Roxbury, wie Juliannas Mienenspiel von verängstigt über finster zu einem schwachen Lächeln wechselte, ehe sie ihren Gesichtsausdruck zu einer leeren Maske erstarren ließ.
    Das Leben mit ihr würde bestimmt nicht langweilig werden. So viel stand jedenfalls fest.
    Wenn er nicht gelangweilt war, dann folgte daraus im Umkehrschluss, dass er vielleicht gar nicht anderswo nach Ablenkung suchen würde. Und wenn das passierte, wäre er tatsächlich ein treuer Ehemann, was er übrigens in just diesem Augenblick versprach, obwohl er geglaubt hatte, ihm werde gerade dieses Kunststück niemals gelingen.
    Nach dem Treueschwur blickte er triumphierend zu ihren Gästen. Seine selbstgefälligen Eltern, ihre verheulten Freundinnen.
    Wo ist eigentlich ihre Familie ?, fragte er sich. Es gab so vieles, das er über sie nicht wusste. Aber du lieber Himmel, sie hatten vermutlich den Rest ihres Lebens Zeit, diese Wissenslücken zu füllen.
    »Nimmst du diese Frau zu dem dir vor dem Gesetz und Gott anvertrauten Eheweib?«, fragte der Pfarrer.
    Das war es also . Roxbury wippte leicht nach hinten und

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