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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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weil ihm nichts entging. »Doch ich nehme an, das muss warten. Ich werde eins der Turmzimmer nehmen. Wahrscheinlich in Turm sieben, wenn es noch verfügbar ist. Wo wirst du sein?«
    Ich dachte nach. »Im Unterpalast.« Es gab keinen zurückgezogeneren Ort in ganz Elysium. »Deka, die ungenutzten Räume …«
    »Ich weiß, worum es sich handelt«, sagte er und überraschte mich, »und ich kann mir schon denken, in welchem Zimmer du sein wirst. Wir kommen gegen Mitternacht vorbei.«
    Aus der Fassung gebracht, beobachtete ich, wie Deka sich umdrehte und Morad begrüßte. Ich hörte, wie er Befehle mit einer Leichtigkeit aussprach, als ob er nicht gerade von einem zehnjährigen Exil zurückgekehrt sei. Dann hörte ich, wie Morad antwortete: »Sofort, mein Lord«, als ob er nie fort gewesen wäre.
    Jeder im Hof sprach mit jemand anderem; nur ich stand allein da.
    Seltsam verstört ging ich zu dem Maskierten, piekte ihn mit einer Zehe und seufzte. Er grunzte und sträubte sich gegen mich als Antwort. »Warum müsst ihr Sterblichen so schwierig sein?«, fragte ich. Wie vorherzusehen war, antwortete der tote Mann nicht.
     
    Mein altes Zimmer.
    Ich stand in der ofenen Tür und war kein bisschen überrascht, dass es in dem Jahrhundert meiner Abwesenheit nicht angerührt
worden war. Warum sollte ein Diener oder Höfing sich die Mühe machen? Niemand würde jemals in einem Zimmer hausen wollen, das einen Gott beherbergt hatte. Was, wenn er Fallen hinterlassen hatte, Flüche, die in die Wand eingefochten waren? Schlimmer noch: Was, wenn er zurückkam?
    In Wirklichkeit hatte ich nie vorgehabt, zurückzukommen. Es war mir auch nie der Gedanke gekommen, Flüche in irgendetwas einzuarbeiten. Und falls mir der Gedanke gekommen wäre, hätte ich niemals die Wände mit so etwas Banalem wie einem Fluch belastet. Ich hätte ein Meisterwerk an Schmerz, Demütigung und Verzweifung aus meinem Herzen hergestellt und jeden Sterblichen, der diesen Raum betrat, dazu gezwungen, diese Schrecken zu teilen. Nur für einen Moment oder zwei –  und nicht über Jahrhunderte hinweg, wie ich es erdulden musste. Nichts davon wurde jemals erträglicher.
    Ein alter Holztisch stand auf der einen Seite des Zimmers. Auf seiner Tischplatte lagen die kleinen Schätze, die ich immer so gerne zusammengetragen hatte, auch wenn sie kein eigenes Leben oder eigene Magie hatten. Ein perfekt getrocknetes Blatt, das jetzt wahrscheinlich zu zerbrechlich war, um es zu berühren. Ein Schlüssel –  ich wusste nicht einmal mehr, was er öfnete und ob es das Schloss noch gab. Ich mochte Schlüssel einfach. Ein vollkommen runder Kieselstein, aus dem ich immer einen Planeten für mein Sonnensystemmodell hatte machen wollen. Ich hatte ihn nach meinem Freikommen vergessen und jetzt keine Kraft mehr, den Fehler zu korrigieren.
    Hinter dem Tisch befand sich mein Nest. So jedenfalls hatte ich es ausgestattet, auch wenn es niemals die Bequemlichkeit oder Schönheit meines wahren Nestes im Reich der Götter hatte. Hier handelte es sich nur um einen Stapel grauer Lumpen, die jetzt vertrocknet und staubig waren. Wahrscheinlich waren sie auch noch mit Ungeziefer verseucht. Einige der Lumpen waren Dinge, die ich den Vollblütern gestohlen hatte: ein Lieblingsschal,
eine Babydecke, eine geliebte Tapete. Ich hatte immer versucht, Dinge zu nehmen, an denen ihr Herz hing, auch wenn sie mich dafür jedes Mal, wenn sie mich erwischten, bestraften. Jeder Schlag war es wert gewesen; nicht nur, weil die Diebstähle sie verärgerten und ihnen große Ungemach bereiteten, sondern weil ich kein Sterblicher war und nicht nur ein Sklave. Ich war immer noch Si’eh, der schalkhafte Wind, der spielerische Jäger, und keine Strafe konnte mich brechen. Um mich daran zu erinnern, hätte ich alles erduldet.
    Jetzt war es Staub und Milbenfraß. Ich schob meine Hände in die Taschen, setzte mich mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt hin und seufzte.
    Ich döste, als sie durch den Boden hindurch eintrafen. Shahar war zu meiner Überraschung die Erste. Sie trug … ah, ja. Ich lächelte bei dem Anblick des kleinen Keramiktabletts, auf dem ein einfacher Befehl in unserer Sprache gezeichnet war.
    Atadie. Öfne dich. Ich hatte ihr die Tür gezeigt, und sie hatte sich von jemandem einen Schlüssel anfertigen lassen.
    »Bist du in den letzten Jahren ganz allein durch die ungenutzten Räume gewandert?«, fragte ich. Sie kletterte aus dem Loch und klopfte sich den Staub ab. Sie oder Dekarta hatten aus dem

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