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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: jemisin
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Sorgen«, sagte er. »Der hier ist ein Liebling von zweien der Drei. Ich bin nicht verrückt genug, um ihn zu töten.«
    Hymn atmete schnell durch –  wie ich dachte, um Kraft zu sammeln. »Also ich weiß ja nicht, was zwischen euch beiden ist, und es ist mir auch egal. Ich hätte niemals … Ich hatte nicht die Absicht …« Sie brach ab und atmete tief ein. »Ich gebe Euch das Geld zurück. Lasst ihn einfach mit mir gehen.«
    Ahads Grifwurde noch enger, bis ich Sterne am Rand meiner Wahrnehmung sah. »Denk nicht einmal daran«, sagte er und klang in diesem Moment viel zu sehr nach meinem Vater, »mir Befehle zu erteilen.«
    Hymn sah verwirrt aus. Aber natürlich ist den Sterblichen gar nicht bewusst, wie oft sie im Imperativ sprechen. Gewöhnliche Sterbliche tun das allerdings nicht; eine Lektion, die die Arameri vor langer Zeit lernen mussten, als sie es vergaßen und wir sie dafür töteten.
    Ich rang meine Angst nieder, damit ich mich konzentrieren konnte. Lass sie in Ruhe, verdammt noch mal! Spiel deine Spielchen mit mir und nicht mit ihr!
    Ahad erschrak und warf mir einen scharfen Blick zu. Ich wusste nicht, warum, bis mir einfiel, wie jung er nach unseren Maßstäben
noch war. Und das wiederum erinnerte mich an den Vorteil, den ich ihm gegenüber hatte.
    Ich schloss meine Augen und richtete meine Gedanken auf Hymn. Sie war ein heißer, heller Punkt auf der immer dunkler werdenden Karte meines Bewusstseins. Ich hatte die Kraft gefunden, sie zu beschützen, als die Unratsammler kamen. Konnte ich sie jetzt vor einem von uns beschützen?
    Wind schoss durch die Hohlräume meiner Seele. Er war kalt und elektrisch. Nicht sehr, nicht einmal annähernd so viel, wie es hätte sein müssen. Doch es reichte. Ich lächelte.
    Ich grifnach oben und packte Ahads Hand. »Bruder«, murmelte ich in unserer Sprache. Er blinzelte und war überrascht, dass ich sprechen konnte. »Teile dich mit mir.«
    Dann nahm ich ihn mit in mein Selbst. Wir loderten als weißgrünes Gold durch ein Firmament aus reinstem Ebenholz, abwärts, abwärts, abwärts. Dies war nicht mein Kern, denn ich würde ihm nie diesen süßen, scharfen Ort anvertrauen, doch es war nah genug. Ich spürte, wie er kämpfte, voller Angst, da alles, das ich war –  ein reißender Strom, eine Strömung –  drohte, ihn zu verschlingen. Doch das war nicht meine Absicht. Als wir nach unten wirbelten, zog ich ihn näher zu mir. Hier, ohne Fleisch, war ich der Ältere und Stärkere. Er wusste es nicht, deshalb überwältigte ich ihn ohne Anstrengung. Ich packte die Vorderseite seines Hemds und grinste in seine geweiteten, panikerfüllten Augen.
    »Dann wollen wir dich jetzt einmal anschauen«, sagte ich und rammte meine Hand in seinen Mund.
    Er schrie. Unter den Umständen war das ziemlich dumm, denn es machte es mir nur einfacher. Ich verdichtete mich zu einer einzigen, gebogenen Klaue und tauchte in seinen Kern hinein, stieß dabei kurz auf Widerstand. Wir hatten beide Schmerzen, denn er war nicht ich, und alle Götter sind auf irgendeiner Ebene gegensätzlich. Da war ein Hauch von Fremdartigkeit, als ich seine Natur kostete, dunkel und auch wieder nicht, reich an Erinnerungen,
doch gleichzeitig roh und neu, voller Verlangen, voller Sehnsucht nach etwas, das er nicht wollte und von dem er nicht wusste, dass er es brauchte. Das alles traf mich mit einer Wucht, die ich nicht erwartet hatte. Junge Götter sind normalerweise nicht so wild. Plötzlich war ich derjenige, der verschlungen wurde …
    Mit einem Schrei löste ich mich von ihm, drehte mich weg und krümmte mich vor Schmerzen. Ahad stolperte und fiel über den leeren Sessel. Ich hörte, dass er eine Art schluchzendes Geräusch ausstieß. Dann atmete er tief durch und gewann die Kontrolle über sich zurück.
    Ja, ich hatte es vergessen. Er war eigentlich nicht neu. Er war noch nicht einmal jung wie Yeine. Als Sterblicher hatte er bereits vor seiner Wiedergeburt Tausende Jahre gesehen. In dieser Zeit hatte er Höllen erduldet, an denen die meisten Sterblichen zerbrochen wären. Er war zerbrochen, aber er hatte sich gestärkt wieder zusammengesetzt. Der Schmerz, ausgelöst dadurch, dass ich beinahe zu etwas anderem geworden war, ließ nach. Ich lachte in mich hinein.
    »Du änderst dich nie, nicht wahr?« Meine Stimme krächzte. Seine Finger hatten Spuren im Fleisch meines Halses hinterlassen. »Immer so schwierig.«
    Seine Antwort bestand aus einem Fluch in einer toten Sprache. Allerdings war ich dankbar,

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