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Riven Rock

Riven Rock

Titel: Riven Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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du etwa, ihr juckt’s nicht zwischen den Beinen wie jeder anderen Braut?
    Und dann, kurz bevor er O’Kane die Gabel ins Gesicht schleuderte, Teller und Glas zu Boden warf und die Anrichte aus der Wand riß, die er gleich darauf mit der Kante gegen Pats Schienbeine knallen sollte, senkte Mr. McCormick die Stimme und lullte sie einen kurzen, flüchtigen Moment lang ein. »Ich will sie fi-ficken«, raunte er, den Kopf gesenkt, und er hätte ein kleiner Junge sein können, der seiner Mutter erzählt, was er sich zum Geburtstag wünscht – und dann, erst dann explodierte er.
    Die Gabel riß ein Stück Fleisch aus O’Kanes Wange, knapp unter seinem rechten Auge, und er hörte sie hinter sich zu Boden fallen, während Pat sich vorwärts hechtete und Mr. McCormick, der zwar etwas wacklig auf den Beinen war, aber die erstaunliche Gewandtheit der Wahnsinnigen und Weggetretenen besaß, ihm die Anrichte vor die Füße warf und davontänzelte. Jetzt lag auch sein Jaulen in der Luft, ein messerscharfer, hysterischer Singsang: »Nein, nein, bleibt weg von mir, bleibt weg!«, wobei er rückwärts in eine Ecke wich, nach vorn gebeugt wie ein Ringer, und O’Kane und Nick ihm folgten, ebenfalls tief geduckt, um ihm die Beine wegzuziehen.
    Es war ein kurzer, aber wilder Kampf, bei dem Mr. McCormick sich zweimal losreißen und auf die verriegelte Tür zustürmen konnte, als könnte er mitten hindurchbrechen, doch diesmal steckte der Schlüssel nicht, und sie stellten ihn schließlich in seinem Badezimmer, wo er versuchte, gegen den gemeinsamen Druck der drei Männer die Tür zuzuhalten. Äußerst schändlich verhielt sich Nick. Nick verlor die Beherrschung. Fluchend, die Augen dunkle Flecken in seinem bleichen breiartigen Gesicht, kam er als erster durch die Badezimmertür, und er warf alle Regeln – keine Fäuste, keine Schläge, nur mit Beinen und Schultern arbeiten und den Patienten möglichst nur festhalten, nicht überwältigen – über den Haufen, indem er sich vor Mr. McCormick aufbaute und seine Fäuste wie Hämmer auf ihn niedersausen ließ, das Krachen von Fleisch gegen Fleisch, nicht ins Gesicht, niemals ins Gesicht, er schlug ihren Arbeitgeber und Wohltäter immer wieder gegen die Brust und in den Bauch, bis der zu Boden ging. Doch das reichte Nick noch nicht – er war besessen, blindwütig, so wahnsinnig wie Katzakis oder der Schürzenmann oder Gunderson, der große Schwede mit Armen wie Teigrollen, der seine Frau und seine Tochter getötet und geköpft und dann noch sechs Männer über drei Stunden lang in Schach gehalten hatte, bis sie ihn schließlich mit Chloroform betäubten. Nick hörte einfach nicht auf. Er schlug Mr. McCormick immer wieder, obwohl der zusammengekrümmt auf dem Kachelboden lag, die Hände schützend über den Kopf hielt und rief: »Nein, nein, nein!«
    »Nick!« brüllte O’Kane, der die schweren Arme zu packen versuchte, die auf und nieder gingen, und er fühlte ihn in sich aufsteigen, den unaufhaltsamen Hormonschwall, der jeden von uns potentiell zum Verrückten macht. Ehe er sich’s versah, hatte er Nick hochgerissen, herumgewirbelt und seine Faust in die weiche Fleischknolle mitten in diesem glänzenden, kugelförmigen, krebsroten Gesicht getrieben.
    »Eddie!« rief Pat. »Nick!« Überall Körper, der Boden rutschig, Mr. McCormick in der Fötalposition gekrümmt auf den kalten harten Fliesen, aber nur ein Auge war geöffnet, ein glänzendes wahnsinniges Auge, das den brodelnden Wahnsinn rings um sich beobachtete, und jetzt hatte Nick O’Kane im Visier, stellte sich vor ihn und brüllte: »Du Dreckskerl, ich bring dich um!«, und ihre zornigen Stimmen wurden in dem engen Raum verstärkt, bis das Badezimmer widerhallte wie eine private Höllenkammer.
    Das alles war schlimm genug – die Mißhandlung von Mr. McCormick, obwohl er wehrlos und gerade erst aus seinem Stupor aufgewacht war, dann der Streit mit Nick, der den ganzen Groll und Argwohn ans Licht brachte, der zwischen ihnen gelauert haben mußte wie eine Kupferkopfschlange, bevor man ihr auf den Schwanz tritt, obwohl er es nicht vermutet und auch nicht zugegeben hätte, wenn doch; und schließlich die grausige Aussicht auf den Meisterschaftskampf, der ihn erwartete, wenn er irgendwann zu Rosaleen nach Hause kam –, doch für O’Kane war es an diesem Abend der Katastrophen erst der Anfang.
    Kaum hatte Pat ihn und Nick getrennt, drehte sich O’Kane um und stürmte aus dem Haus, mit schmerzenden Knöcheln, in seinem Rücken der

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