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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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Werkzeug auf deinem Weg. Die Wahrsagerin hat alle Dinge deines Lebens in den richtigen Zusammenhang gebracht. Das gelingt nicht jedem, der das Zweite Gesicht hat.“
    „Nur wusste ich nichts damit anzufangen. Und ich weiß auch jetzt noch nicht, welche Rolle ich eigentlich in dieser Geschichte spiele. Lusitana ...“
    „Lusitana ist tot, nicht wahr?“
    „Hast du das auch in meinem Kopf gesehen?“ fragte Rixende bestürzt.
    „Ängstige dich nicht, diese Gabe ist nur hier und nur im Angesicht der Kapsel möglich“, beruhigte sie Simon.
    „Aber das alles macht mir sogar schreckliche Angst, Simon. Du bist doch der Hüter! Wie sollte ich jemals in der Lage sein, auf die Geheimen Worte ...“
    „Still.“ Simon trat zum Altar. Ganz vorsichtig hob er den Ring hoch und nahm die Hülse in seine Hände. Der geheimnisvolle Nebel fiel in sich zusammen.
    Simon öffnete die Goldkapsel. Vergilbte, brüchige Pergamente kamen zum Vorschein, die er vorsichtig entrollte.
    Als er dann endlich zu lesen begann, hielt Rixende den Atem an.
    „ Dies sind die geheimen Worte, die Jesus, der Lebendige, einst sprach “, sagte er feierlich. „ Wer die Bedeutung dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken. Jesus sprach zu seinen Jüngern: Vergleicht mich, sagt mir, wem ich gleiche. Simon Petrus sprach zu ihm: Du gleichst einem Engel. Matthäus sprach zu ihm: Du gleichst einem weisen Philosophen. Thomas sprach zu ihm: Meister, mein Mund wird es nicht zulassen, dass ich sage, wem du gleichst. Jesus sprach: Ich bin nicht dein Meister, denn du hast dich berauscht an der sprude lnden Quelle, die ich hervorströmen ließ. Und er nahm ihn und zog sich zurück und sagte ihm drei Worte. Als Thomas aber zu seinen Gefährten zurückgekehrt war, fragten sie ihn: Was hat dir Jesus gesagt? Thomas sprach zu ihnen: Wenn ich euch eines der Worte sage, die er mir gesagt hat, werdet ihr Steine nehmen und sie gegen mich werfen, und ein Feuer wird aus den Steinen hervorkommen und euch verbrennen. “
    Rixende war aufgewühlt wie nie zuvor in ihrem Leben.
    „Ihr Katharer kennt die drei Worte, die Jesus gesagt hat?“ fragte sie atemlos.
    Simon schüttelte bedauernd den Kopf. „Wir kennen die Aufklärung nicht. Wir wissen nur, dass die drei Worte drei uralte Schriften aus verschiedenen Ländern versinnbildlichen, die scripta secreta, wie wir sie nennen. Bei dem hier vor uns liegenden Pergament, handelt es sich um den persischen Teil.“
    „Es gibt außer diesem noch weitere Schriften?“
    Simon nickte.
    Rixende hob die Augenbrauen. „Was haben solche fremden Länder mit Jesus Christus zu tun?“
    „Nun, Jesus ist erst vor tausenddreihundert Jahren in unsere Welt gekommen. Unser Glaube ist jedoch bedeutend älter. Ein Mann namens Zoroaster aus dem Lande Pârs, dessen Name ´heller Stern` bedeutet, hat ihn bereits tausend Jahre zuvor begründet.“
    „Tausend Jahre vor Jesus Christus?“ Rixende kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
    „Ja. Zoroaster war gewissermaßen der Wegbereiter für den Glauben an den Allerhöchsten. Von einem Stern erleuchtet und auf den rechten Weg gebracht, hat er die damals gebräuchlichen Tieropfer abgeschafft und unsere Lehre des brennenden Lichts verbreitet.“
    „Und auf welche Weise hat Jesus von dem alten Perserglauben Zoroasters erfahren?“
    „Wir wissen, dass es eine lange Zeitspanne gab, in der Jesus auf der Suche nach der Wahrheit war. In diesen Jahren hat er sich nicht nur ausgiebig mit dem Judentum, sondern auch mit dem Glauben anderer Völker beschäftigt. Er hat deren Sprachen gelernt und die Schriften über Zoroaster, Osiris und Siddharta mit den jüdischen Überlieferungen verglichen und - als er endlich den Weg und die Wahrheit entdeckt hatte - drei Libri angefertigt, auf denen jeweils ein Teil seines Wissens zu finden ist. Die ganze Wahrheit, also die Essenz seiner jahrelangen Studien und Vergleiche, kann demzufolge nur von dem gedeutet werden, der alle drei Schriften in seinem Besitz hat. Das hat Thomas mit den drei Worten gemeint. Was Jesus ihm gesagt und später übergeben hat, muss aber für den armen Mann so furchtbar gewesen sein, dass er es mit der Angst zu tun bekam und nach Jesu Tod die drei Schriften vor der Menschheit verbarg, jedes in einem anderen Land. Er hatte erkannt, dass die Zeit noch nicht reif dafür war.“
    „Ist der Apostel Thomas denn so weit gereist?“
    „Oh, ja. Schon Origines, der bedeutendste Gelehrte des christlichen Altertums, berichtet, dass Thomas bei den Persern

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