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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
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war, um ihnen von Jesus zu erzählen, und dann weiter nach Indien gezogen ist. Dort in der Nähe einer Stadt mit dem Namen Madras liegt er begraben, nachdem er auf Befehl des Königs Mesdeus getötet wurde.“
    „Und wie kam die Goldene Kapsel aus dem Lande Pârs in euren Besitz?“
    „Es war Niketas, der Bischof der Bogomilen, der die Perserschrift in unser Land brachte. Dies geschah zu der Zeit, als die Katharer nach der Ordo von Dragowitsa erneut konsoliert wurden und eine eigene Kirche gründeten. Später befand sich der Schatz dann auf dem Montségur, in der Obhut Guilhaberts de Castres, unseres großen, unvergessenen Bischofs.“
    „Auf dem Montségur – wo sich der Vater aufhielt?“
    „Einige Jahre vor Vaters Zeit. Damals haben sich die Ereignisse geradezu überschlagen, denn durch eine glückliche Fügung hatte Castres plötzlich alle drei Schriften in seinem Besitz.“
    „Alle drei Geheimen Worte?“
    Simon nickte stolz. „Ja. Ein alter Tempelritter hat den ägyptischen Liber gefunden und in unser Land gebracht, ohne von seiner Bedeutung zu wissen. Eines Tages hörte er zufällig Castres predigen. Er war so beeindruckt, dass er ihm im Anschluss daran die Schrift überreicht hat. Du musst wissen, dass die Ägypter, bevor sie den Glauben der Muselmanen annahmen, davon überzeugt waren, dass die vollkommene Seele eine Umwandlung durchläuft, dass sie in einer neuen Hülle wiedergeboren wird, um ihr die Möglichkeit zu geben, sich auf der Erde weiterzuentwickeln. Sie achteten wie wir die Reinheit und verehrten ebenfalls das Licht, das die Finsternis vertreibt. Hast du von Pythagoras von Samos gehört, dem griechischen Mathematiker und Philosophen, der im sechsten Jahrhundert vor Christus lebte?“
    Rixende schüttelte den Kopf.
    „Pythagoras hielt sich zwanzig Jahre in Ägypten auf, und man sagt, dass er dort unter dem Siegel der Verschwiegenheit unaussprechliche Dinge über die Unsterblichkeit der Seele erfahren hat. Doch die Griechen hielten das Geheimnis des ägyptischen Glaubens verborgen.“
    „Und die dritte Schrift?“
    „Ein Gewürzhändler fand sie in Indien unter einem uralten Pipalbaum vergraben, von dessen Blätterspitzen an bestimmten Tagen Wassertropfen herunterfallen. Dort muss sie Thomas eigenhändig versteckt haben. Der Pipal gilt den Indern als heilig, sie nennen ihn den Baum der Erkenntnis. Auch der indische Glaube erzählt von der Seelenwanderung. Siddharta, der große Glaubenslehrer dieses Landes – sein Name bedeutet, ´einer, der das Ziel erreicht` –, hat den Weg ins Nirwana gewiesen, ins Paradies. Denn mit dem Eingang ins Paradies, so glauben auch wir, endet die Kette der Wiedergeburten. Der Mensch ist zur höchsten Freiheit erwacht.“
    „Und was geschah dann mit den drei geheimnisvollen Schriften?“
    „Nichts“, sagte Simon und zuckte mit den Schultern.
    „Das verstehe ich nicht …“
    „Nichts geschah“, wiederholte er noch einmal. „Die Indien-Schrift verschwand.“
    „Verschwand?“
    „Einige vermuten, dass sie heute der Vatikan unter Verschluss hält.“
    „Wie? Sie soll nach Rom gekommen sein? Wie konnte das geschehen?“
    „Castres` Bestreben war es, gemeinsam mit einem indischen und einem ägyptischen Gelehrten und hundertfünfzig auserwählten parfaits , die vor ihm und mit ihm gekommen waren – die Geheimen Worte zusammenzufügen. Dies sollte auf dem Montségur geschehen, unserem Heiligtum, anlässlich des Bema-Festes zur Frühlingstag- und -nachtgleiche im Jahr 1233. Der indische Kanon war nicht wie dieser hier auf Pergament, sondern auf dünne Rindenblätter geschrieben, geschützt durch zwei hölzerne Deckel. Plötzlich war die Schrift nicht mehr da. Natürlich fiel der Verdacht sogleich auf die beiden Fremden, die Castres mitgebracht hatte, doch der Bischof nahm sie in Schutz. Fieberhaft wurde überall danach gesucht. Vergeblich. Wie mir Vater erzählte, gab es seinerzeit Gerüchte, die Indien-Schrift wäre dem Erzbischof von Narbonne zugespielt worden, Pierre Amiel. Doch … ich kann daran nicht recht glauben.“
    Nachdenklich sah Simon zum Schacht der Grotte hinauf, dorthin, wo das Licht hereinfiel.
    „Hast du einen anderen Verdacht?“
    „Nun, möglicherweise befand sie sich noch auf dem Montségur“, sagte er nach einiger Zeit. “Ich könnte mir vorstellen, dass sie der Inder versteckt hat, nachdem er gelesen hatte, was darauf stand.“
    „Aber warum hätte er das tun sollen?“
    „Vielleicht hat er Angst bekommen. Selbst Thomas war ja

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