Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 1: Kristallmagie: Fantasy (German Edition)
wiedersehen!“
Röte überflutete ihr Gesicht. „Und ich Euch ...“, flüsterte sie.
„Morgen abend bei Sonnenuntergang. Unter der Perlenbrücke am Co, einverstanden?“
Sie nickte, und er atmete tief durch. Dann umarmte er sie, zunächst scheu, dann selbstbewusster, und ihre Gesichter näherten sich immer mehr ... Ihr Kuss war beinahe keusch, und doch spürte Riyala deutlich Nigels Leidenschaft. Es war ein wunderbares Gefühl.
„Ihr seid so schön wie ein Traum, Zalana“, sagte Nigel leise.
Diese Worte klangen ihr noch im Ohr, als sie durch das Dorf lief. Sie hatte Nigels Angebot, sie bis zu dem angeblichen Lagerplatz ihrer Truppe zu begleiten, energisch abgelehnt und versuchte nun einen klaren Gedanken zu fassen, während sie Arjenez hinter sich ließ.
Ein grauer Morgen war heraufgedämmert, aber für sie leuchtete er silberfarben.
3. Kapitel: Kristalle
Riyala rannte gen Süden. Sie nahm nicht den Lehmpfad, sondern lief quer durch die ausgedörrten Wiesen und Felder, ohne ein einziges Mal innezuhalten. Die körperliche Anstrengung war Balsam für ihre aufgewühlte Seele.
Ja, diese Nacht hatte tatsächlich ihr Leben verändert – und sie hatte buchstäblich nicht die geringste Ahnung, wie es jetzt weitergehen sollte. Bei den Gedanken an ihre Eltern verzagte sie vollkommen ... ohne jeden Zweifel würde sie eine strenge Strafe erhalten für ihr Abenteuer; einerlei, ob es ihr gelang, den brenzligsten Teil zu verschweigen oder nicht. Den klaren, wissenden Augen ihrer Mutter entging so leicht nichts, und im Grunde widerstrebte es ihr, sie anzulügen. Und ob sie gar vor Lanias ungleich kritischerem Blick irgendetwas würde geheimhalten können ... in der Vergangenheit war es ihr selten genug gelungen. Riyala dachte an all die Kinderstreiche und kleinen Ungezogenheiten ... diesmal jedoch war es ernst. Diesmal erwartete sie sicher ein wochenlanger Zimmerarrest, endlose Strafpredigten und wer wusste, was noch alles ...
Ihr rebellischer Sinn loderte plötzlich hell wie ein unruhig flackerndes Feuer – sie bäumte sich innerlich auf. Sie WOLLTE Nigel wiedersehen – unbedingt und um jeden Preis, koste es, was es wolle.
„Der Wille öffnet jede Pforte“, zitierte sie verbissen ein co-lhanisches Sprichwort.
Sie erreichte jenen niedrigen, langgestreckten Hügel, von dem aus sie auch sogleich im Morgenlicht die Baumgruppe ausmachen konnte. Dort wartete der geheime Tunnel auf sie, und wenn sie sich sehr beeilte, würde es ihr gelingen, rechtzeitig zurück zu sein, um Suchaktionen nach ihr zu verhindern.
Sie war nur noch zehn oder fünfzehn Schritte von den Bäumen entfernt, als sie wie vom Schlag getroffen stehenblieb.
Dort zwischen den Stämmen stand ihr
Vater,
wie aus dem Nichts aufgetaucht, und blickte ihr gelassen entgegen, als habe er sie erwartet.
Riyala blinzelte ungläubig.
Nein, es war ihre MUTTER, nicht ihr Vater ... Ein fließendes weiches Gewand umspielte ihre schlanke, hochgewachsene Figur, und sie streckte bittend eine Hand aus ...
Das Mädchen war verwirrt, wie vor den Kopf geschlagen – was in aller Welt ging hier vor? Abermals verschwammen die Konturen der Gestalt im morgendlichen Dunst und wandelten sich: Die Person glich nun ihrer früheren Amme und jetzigen Dienerin Lania.
Da ist doch Magie im Spiel ...
dachte Riyala, schwankend zwischen Schrecken und Misstrauen.
Es war zu spät für sie, sich zu verstecken oder davonzulaufen. Zögernd näherte sie sich der Gestalt, die sich erneut veränderte, und nun erkannte sie ganz deutlich, dass es sich um einen Fremden handelte.
Es war ein alter Mann, klein, aber kräftig – seine hellgrünen Augen glitzerten, während er das Mädchen musterte. Gekleidet war er in ein kaftanähnliches Gewand, das seine Farbe wechselte und sich an die Umgebung anpasste. Die staunende Riyala hatte so etwas noch nie gesehen. Sein Haar – falls er noch welches hatte – war bedeckt von einem dreieckigen Käppchen, das die gleichen Eigenschaften wie sein Gewand zu besitzen schien.
Der Alte sprach kein Wort, und sie fühlte sich in seinem unverwandt auf sie gerichteten Blick gefangen. Sie errötete. Gerade als sie den Mund öffnete, um „Wer seid Ihr?“ zu fragen, winkte er ihr mit einem knorrigen Finger und wandte sich dann um. Weiterhin schweigend ging er mit langsamen Schritten davon.
Riyala folgte ihm. Sie konnte gar nichts anderes tun, und obwohl es ihr schwer fiel, schluckte sie ihre sämtlichen Fragen und Vorbehalte hinunter. Der seltsame Unbekannte,
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