Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 1: Kristallmagie: Fantasy (German Edition)
Herzens sein, wenn dich die Magie der Edelsteine leiten soll.“
Der zweite Stein in der Schatulle war ein schwerer blauschwarzer Würfel, der metallisch glänzte, und der dritte besaß eine annähernde Herzform und schimmerte rosenfarben.
„Ihr wisst alles über Zaubersteine, nicht wahr?“, sagte Riyala. Während sie die drei Steine aus der Nähe betrachtete, war ihr eine Erinnerung gekommen. „Und Ihr habt ihre Macht selbstverständlich nie missbraucht! Vielleicht nennt man Euch deshalb in der Stadt den
Kristallhexer!
“
Riyalas letzte Worte klangen beinahe höhnisch, auf jeden Fall aber herausfordernd – ihre türkisfarbenen Augen blitzten dabei.
Doch es war offenbar völlig unmöglich, diesen schrecklichen alten Mann zu provozieren. Seine jetzt wieder hellgrünen Augen wichen ihrem Blick keineswegs aus, und er ließ ihre Worte einfach an sich abprallen und ins Leere laufen, so dass sie als ein nichtiges Echo zu ihr zurückkehrten. Es war peinlich, und sie errötete abermals.
Dann stand der Magister auf.
„Komm mit, Riyala Falken. Ich werde dir etwas zeigen.“
Sie gehorchte und ging hinter ihm her zu dem abgeteilten Höhlenbereich. Er schlug die dunkelblauen Vorhänge zurück und Riyalas Blick fiel auf eine etwas erhöhte große Steinscheibe, die sie sofort an einen Operationstisch denken ließ. Es hätte auch ein Opferaltar sein können; doch dies schien nicht zu dem alten Mann zu passen.
Aber im nächsten Moment stieß das Mädchen einen entsetzten, schmerzerfüllten Schrei aus.
In der Mitte des Steines, sorgfältig in ein Leintuch gebettet, lag ihr Falke. Er war ohne jeden Zweifel schwer verletzt – rötliche Flecken hatten sich auf dem Tuch ausgebreitet, und einer der Flügel hing unnatürlich schlaff herunter. Sein silbriges Federkleid war blutbesprenkelt.
Wie eine Furie fuhr Riyala zu dem hinter ihr stehenden Magister herum und rief außer sich: „Ihr lasst meinen Falken hier einfach liegen und redet dummes Zeug mit mir, anstatt ihm zu helfen?!“
Er legte seine alte Hand auf ihren Arm. „Beruhige dich. Es ist noch genug Leben in ihm. Er hat auf dich gewartet, weißt du.“
„Auf ... auf mich?“, stammelte Riyala.
„Ja.“ Wieder reichte er ihr das Edelsteinkästchen.
„Blutstein“, er zeigte auf den wie Eisen glänzenden Würfel, „Herz der Rose“, das war der rosafarbene, „und Bernstein. Es sind heilende Steine von großer Macht. Du weißt, was du tun kannst. Rette deinen Falken, dessen Seele mit der deinen verbunden ist.“
Verstört und von schmerzendem Mitgefühl erfüllt, starrte Riyala auf ihren geliebten Vogel. Und schon kniete sie neben dem kleinen Körper auf der Steinscheibe, wobei sie die Schatulle krampfhaft umklammerte.
Ich kann das nicht! Nein, ich weiß gar nichts darüber! – Oder ... kann ich es vielleicht doch?
Ihre Gedanken rasten, überstürzten sich – und dann wurden die ermutigenden Stimmen in ihrem Inneren allmählich lauter und überzeugender. Mit zitternder Hand nahm sie zuerst den Blutstein, um das Blut zu stillen. Unendlich sanft und vorsichtig drückte sie den Stein auf das Federkleid des Falken, und sie erkannte sofort die Stellen, wo sich die tiefsten Risswunden befanden.
Riyala ließ sich von ihrer Intuition leiten ... und fühlte auf einmal eine neuartige, sonderbare Kraft, die durch sie hindurchströmte, bis in ihre Fingerspitzen hinein, die den Stein berührten. Und sie übertrug sich dann auch auf das Tier, das dem Tode nahe war.
Würde sie es schaffen?
Der Falke hörte auf zu bluten.
Riyala atmete einmal tief durch, strich sich das schweißnasse Haar aus der Stirn; und als nächstes umschlossen ihre Finger den honigfarbenen Bernstein; denn sie hatte gesehen, dass ein oder zwei der Wunden bereits eiterten.
Als sie sich schließlich dem gebrochenen Flügel widmete, nahm sie das Herz der Rose zur Hand. Ein tief in ihr vergrabenes Wissen war lebendig geworden, kam ans Licht und verriet ihr, dass genau dieser Stein nach Knochenbrüchen half.
Sie bewegte das rosenfarbene Mineral in langsam kreisenden Bewegungen über dem Flügel ... seltsame Silben kamen in singendem Tonfall über ihre Lippen. Und dann geschah etwas noch Wunderbareres, als es die Heilung der entzündeten Wunden oder die Blutungsstoppung gewesen war – der gebrochene Flügel wuchs wieder in seiner richtigen Form zusammen! Welch ein machtvoller Zauber ...
Während der ganzen Zeit hatte ihr Falke still dagelegen, eins seiner dunkel glänzenden Raubvogelaugen
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