Roarke - der Abenteurer (German Edition)
Fernseher auf der Küchentheke lief ein lokales Nachrichtenmagazin. Gerade zeigte eine attraktive Blondine in einer roten Jacke und einem kurzen, engen Rock auf einer Karte von Louisiana ein Hochdruckgebiet.
“Warum bist du überrascht?” fragte Roarke.
“Du wirkst auf mich wie ein Mann, für den die Frauen nur zu gern kochen.”
“Da gibt es andere Möglichkeiten, mich zu verwöhnen.”
Daria wich seinem verführerischen Blick aus und sah wieder zum Fernseher.
“Um Himmels willen!” schrie sie auf.
“Was ist los?” Roarke vergaß sofort, dass er sich soeben vorgestellt hatte, sie auf dem Küchentisch zu lieben.
“Das ist James!”
Obwohl Roarke in den letzten Jahren selten in New Orleans gewesen war, erkannte er den Mann, dessen attraktives Gesicht auf dem kleinen Bildschirm erschien. James Boudreaux hatte seine politische Laufbahn als Staatsanwalt begonnen und achtundneunzig Prozent Verurteilungen erreicht, was noch nie da gewesen war. Die Wähler belohnten den unermüdlichen Kämpfer gegen das Verbrechen mit einem Sitz im Kongress. In letzter Zeit hatte es geheißen, er würde sich um einen Sitz im Senat bemühen.
Roarke fragte sich allerdings, ob die Wähler Boudreaux auch weiterhin unterstützt hätten, wenn sie hörten, was hart arbeitende Polizisten über ihn und seine Politik sagten. Er nahm nur Fälle an, die er garantiert gewann. Auf diese Weise schickte er viele Verbrecher sofort wieder zurück auf die Straße. Dadurch stieg die Verbrechensrate, und Boudreaux’ Politik des harten Durchgreifens wurde noch populärer.
Mit der Fernsteuerung stellte er den Ton lauter.
“Natürlich ist es jedes Mal ein Unglück für die Stadt, wenn ein Mord passiert”, erklärte der Kongressabgeordnete, dessen Großvater noch Reisbauer gewesen war. “Dass das Opfer ein Bundesanwalt ist, lenkt natürlich mehr Aufmerksamkeit auf dieses Verbrechen. Der Tod dieses Mannes an sich ist allerdings nicht tragischer als der Verlust jedes anderen Bürgers.”
Am liebsten hätte Roarke den Ton ausgeschaltet, aber er musste wissen, was über den Mann gesagt wurde, der in Darias Hotelzimmer ermordet worden war.
“James hat sich noch nie eine Gelegenheit entgehen lassen, um sich in Szene zu setzen”, sagte Daria trocken. “Besonders, wenn er daraus Kapital für den Wahlkampf schlagen kann.”
“Du scheinst ihn gut zu kennen.”
“Stimmt.” Während James Boudreaux Martin Fletchers Witwe und Kindern sein Beileid aussprach, betrachtete sie den Solitär, der in der Morgensonne funkelte und Lichtblitze an die Wände warf. “Er ist mein Verlobter.”
James Boudreaux ging in seiner Bibliothek auf und ab. Das Haus lag im Herzen von Alexandria, nur wenige Schritte vom Potomac River entfernt.
So wütend war er noch nie gewesen. Und zum ersten Mal fürchtete er, alles zu verlieren, wofür er sein ganzes Leben lang gearbeitet und gekämpft hatte.
“Wieso haben die Männer sie laufen lassen?” fragte er den Mann, der ihm die schlechte Nachricht überbracht hatte.
“Sie hatten sie fast schon. Wäre Roarke O’Malley nicht aufgetaucht …”
“O’Malley!” rief Boudreaux. “Er und seine Brüder machen mir seit Jahren nichts als Ärger. Richten Sie den Männern etwas von mir aus. Wenn sie meine Verlobte und ihren edlen Ritter finden, sollen sie sich keinesfalls hinreißen lassen, ihn zu töten.”
“Soll O’Malley am Leben bleiben?”
“Nur bis ich eintreffe Diese Exekution will ich selbst durchführen.”
“Ja, Sir.”
Boudreaux zündete eine dünne schwarze Zigarette mit einem silbernen Feuerzeug an. “Was machen Sie noch hier?” fragte er gereizt. “Je länger die beiden frei herumlaufen, desto mehr Schaden kann dieses Miststück anrichten. Und glauben Sie mir eines – falls sie mich hochgehen lässt, wandere ich bestimmt nicht allein ins Gefängnis.” Schon bei der Vorstellung, mit Süchtigen, Vergewaltigern und gemeinen Mördern zusammen eingesperrt zu werden, gefror ihm das Blut in den Adern. Sagen Sie den Männern, dass ich Ergebnisse erwarte. Und buchen Sie mir einen Platz für den nächsten Flug nach New Orleans.”
“Ja, Sir.” Sein Helfer beeilte sich, die Anweisungen auszuführen. Er sah nicht mehr, wie der Kongressabgeordnete aus Louisiana in den Ledersessel hinter dem Schreibtisch sank und die Hand nach der Nachbildung des Kapitols ausstreckte, mit der Daria ihn nach der Wahl überrascht hatte.
“Verdammt!”
Boudreaux schleuderte die teure Kristallfigur gegen den Kamin, sodass
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