Roarke - der Abenteurer (German Edition)
sie in tausend Stücke zersprang.
“Das verstehe ich nicht”, sagte Daria, nachdem Roarke den Fernseher ausgeschaltet hatte. “Wieso erinnere ich mich daran, mit James verlobt zu sein, aber nicht daran, was ich im Whitfield Palace Hotel gemacht habe?”
“Die Ärztin hat dich gewarnt, dass man bei Kopfverletzungen keine genauen Vorhersagen machen kann.” Erneut regte sich bei ihm der Verdacht, sie könnte ihn belügen. “Mal sehen, was wir bisher wissen. Du bist mit James Boudreaux verlobt.”
“Seit sechs Monaten”, fügte sie hinzu und sah Roarke überrascht an. “Das ist mir soeben eingefallen.”
“Siehst du, allmählich erinnerst du dich wieder an alles. Und du weißt, dass du Juristin bist.”
“Ich sehe nebelhaft vor mir, wie ich vor Gericht auftrete, aber ich weiß nicht mehr, welcher Fall das war.”
“Ein Schritt nach dem anderen. Und du erinnerst dich auch vage daran, wie du mich geküsst hast.”
Daria sah Roarke in Bomberjacke, schwarzem T-Shirt und Jeans vor sich. Er war ihr sofort zwischen all den buntkostümierten Leuten aufgefallen. Und sie erinnerte sich auch an die Frau, die ihm fast auf den Schoß geklettert war.
“Ich hatte den Eindruck, dich unbedingt retten zu müssen”, gestand sie.
“Du wolltest mich retten?” fragte er und sah ihr tief in die Augen.
“Diese silikonverstärkte Blondine war eindeutig ein Hai.”
In ihren Worten schwang so viel Schärfe mit, als wäre sie eifersüchtig. Eigentlich hätte ihm das eine Warnung sein müssen, doch es gefiel ihm.
Roarke lehnte sich zurück und nahm einen Schluck Kaffee. “Also, offenbar erinnerst du dich daran, wie du in die Blue Bayou Lounge gekommen bist. Wie ist es mit den Ereignissen in deinem Hotelzimmer?”
“Das kann nicht mein Zimmer gewesen sein”, versicherte sie. “Warum hätte ich ein Zimmer in einem Hotel mieten sollen, obwohl ich ein Haus in der Stadt besitze?” Nach kurzem Überlegen fügte sie hinzu: “Willst du damit andeuten, dass der tote Bundesanwalt … dass Martin und ich …”
“Ich weiß nicht, was ihr in dem Zimmer gemacht habt. Aber Mike hat einige Informanten bei der Polizei, und er behauptet, dass du der Frau ähnlich siehst, die dieses Zimmer vor zwei Tagen gemietet hat. Ich nehme also an, dass du das warst.”
“Weißt du zufällig, ob ich … ob diese Frau mit einer Kreditkarte bezahlt hat?”
“Bar.”
“O nein! Ich hasse diese Hilflosigkeit!”
Bewundernd sah er zu, wie sie um Haltung rang. “Hey, vielleicht warst du das wirklich nicht? Oder vielleicht hattest du nur eine wilde Affäre mit dem Kerl und bist bloß zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen.”
“Er ist verheiratet.”
“Na und? Nicht alle Frauen nehmen darauf Rücksicht. Du bist immerhin verlobt.”
“Falls wir tatsächlich eine Affäre hatten, könnte ihm seine Frau nach New Orleans gefolgt sein. Und sie könnte ihn auch erschossen haben.”
“Das wäre eine Möglichkeit.”
“Und wenn ich ihn erschossen habe?” fragte sie ängstlich.
“Du warst das nicht.”
“Woher willst du das wissen?”
“Ich weiß es einfach.” Der Instinkt sagte ihm, dass sie nicht fähig war zu morden. Allerdings konnte er sich auch irren.
“Nur weil ich gut küsse?”
“Habe ich das denn behauptet?” fragte er gespielt überrascht.
Endlich bekam sie wieder Farbe. “Hast du den Kuss nicht umwerfend genannt?”
“Du hast Recht. Wollen wir versuchen, ob wir Weltklasse erreichen?”
Es hörte sich sehr verlockend an. “Das halte ich für keine gute Idee”, wehrte sie zögernd ab.
“Ganz deiner Meinung.” Seufzend stand er auf. “Ich muss weg. Ich komme ohnedies schon zu meiner Verabredung mit Mike zu spät. Soll ich dir etwas Bestimmtes aus deinem Haus holen?”
“Ich habe eine Liste gemacht.” Daria zog ein zusammengefaltetes Blatt aus der Tasche des Bademantels, hielt jedoch kurz inne. “Du fährst wirklich hin?”
Roarke nahm ihr das Blatt aus der Hand. “Das haben wir doch abgesprochen.”
“Aber es hat sich alles geändert.”
“Nichts Wesentliches.”
“Doch! Ich erinnere mich jetzt daran, Martins Leiche in dem Hotelzimmer gefunden zu haben.”
“Du weißt aber nicht, warum er überhaupt dort war oder wer ihn erschossen hat.”
“Stimmt, aber …”
“Und das bedeutet, dass du noch immer eine lebende Zielscheibe bist. Ich lasse nicht zu, dass noch einmal auf dich geschossen wird.”
“Ich bin nicht daran gewöhnt, dass jemand für mich Entscheidungen trifft.”
“Ich
Weitere Kostenlose Bücher