Roarke - der Abenteurer (German Edition)
Kaffee zu machen. Ursprünglich hatte er die Stadt noch bei Dunkelheit verlassen wollen. Daria hatte jedoch viel durchgemacht und brauchte den Schlaf.
Sugar hatte den Lieferwagen gebracht und ihnen zur Verfügung gestellt. Eine Detektivin war Sugar zum Haus gefolgt. Die beiden waren in einem unauffälligen PKW weggefahren.
“Das duftet wunderbar”, stellte Daria fest, als sie die Küche betrat. Sie trug graue Leggings und ein weites Sweatshirt mit dem Emblem der Loyola-Universität.
Beim Packen ihrer Sachen hatte Roarke ihre hauptsächlich aus Kostümen bestehende Garderobe zu schlicht gefunden. Mit ihren Dessous war das ganz anders. Er hatte zusammengesucht, was die Vandalen verschont hatten. Es sah ganz so aus, als hätte sie die Abteilung für Dessous im berühmten “Fleur de Paris” an der Royal Street leer gekauft. Es erregte ihn schon, wenn er sich vorstellte, was sie unter der einfachen Kleidung trug.
Roarke reichte ihr eine Tasse.
Daria nahm einen Schluck und seufzte behaglich. “Er schmeckt auch so gut, wie er riecht.”
Am liebsten hätte er sie auf den Küchentisch oder auch darunter gezogen. Unter seinem verlangenden Blick wurde sie rot. Höchste Zeit, dass er sich wieder mit ihren Problemen beschäftigte.
“Was macht dein Gedächtnis?”
Viel zu viel, fand sie und erinnerte sich bis ins Detail an den erotischen Traum kurz vor dem Erwachen. “Mir ist nichts über die Morde eingefallen.”
“Wenn du mitmachst, hätte ich einen Plan, wie wir das beheben könnten.”
“Natürlich mache ich mit.” Sie hätte alles getan, um die Schleier zu vertreiben, die noch immer über Teilen ihrer Erinnerungen lagen.
“Es könnte gefährlich werden.”
“Na, das wäre ja etwas ganz Neues.”
Er lächelte über ihren trockenen Humor. “Nichts treibt den Blutdruck so schnell hoch wie ein wenig Gefahr.”
Ihn gestern Abend zu waschen hatte ihren Blutdruck ebenfalls hochschnellen lassen.
“Ach ja, Mike will einen Zeichner herschicken, damit er ein Bild des Mordopfers im Bayou anfertigt.”
Allein der Gedanke daran jagte ihr einen Schauer über den Rücken. “In Ordnung.” Sie hätte den Tod dieses armen Mannes gern verdrängt, wusste aber, dass sie sich damit auseinander setzen musste.
“Danach bringe ich dich aus der Stadt.”
“Wohin? Wieder in ein Versteck?”
“Ja. Es liegt im Bayou. Ich habe es früher benützt, wenn ich auf die Jagd oder zum Angeln ging. Dort sind wir sicher, während Mike hier weiterermittelt, und wir können abwarten, woran du dich erinnerst.”
Sie war bei der Erwähnung des Bayous zusammengezuckt. “Es steckt doch mehr dahinter, nicht wahr? Du hoffst, ich könnte mich im Bayou leichter an die Gesichter der Männer erinnern, die den Mann erschossen haben.”
“Stimmt”, bestätigte er.
Daria war ihm für die Offenheit dankbar, auch wenn er wissen musste, dass sie Angst davor hatte, an den Ort ihrer Alpträume zurückzukehren.
“Ich mache mit”, sagte sie leise. Es blieb ihr gar nichts anderes übrig. Die Antwort auf alle Fragen lag dort draußen in den unheimlichen Sümpfen des Bayou.
Roarke war überzeugt gewesen, dass er auf sie zählen konnte. Jetzt hoffte er nur, dass sein Plan sie nicht beide das Leben kostete.
Der ehemalige Polizeizeichner war freundlich, tüchtig und sehr talentiert. Geduldig veränderte er die Skizzen, bis sie mit dem Gesicht des Mordopfers übereinstimmten, wie Daria es geschildert harte. Sie war jedoch immer noch nicht zufrieden.
“Das könnte jeder sein”, stellte sie nach einem Blick auf die Zeichnung fest.
“Sie wären überrascht, wie hilfreich ein solches Bild ist”, versicherte er. “Und Sie haben eine sehr gute Beschreibung geliefert, Miss Shea. Diese eintätowierte Träne zum Beispiel bedeutet, dass er jemanden umgebracht hat. Falls er im Gefängnis war, müssten wir auf ein Foto von ihm stoßen.”
Daria hielt die Chancen für sehr gering. Sie hoffte nur, dass Michael O’Malley als Detektiv so gut war, wie Roarke es behauptete. Um nämlich etwas mit dieser Skizze anfangen zu können, hätte er schon Sherlock Holmes, Columbo und Sam Spade in einer Person sein müssen.
“Vielleicht habe ich die Anklage gegen ihn vertreten”, bemerkte sie nachdenklich.
“Möglich, dass du ihn mal hinter Gitter gebracht hast”, sagte Roarke gleichzeitig.
Daria sah ihn an, und er lächelte ihr zum ersten Mal herzlich zu.
“Das ist durchaus möglich”, bestätigte der Zeichner, fixierte die Skizze und steckte seine
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