Roarke - der Abenteurer (German Edition)
an dem Scotch und fragte sich, was Daria getan haben könnte, dass James Boudreaux ihren Tod wollte. Würde ein Politiker zu Mord als letztem Mittel greifen, falls jemand entdeckte, dass er illegale Wahlkampfspenden angenommen hatte?
Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken.
“Darf ich hereinkommen?”
Er zögerte, doch wenn es Daria nichts ausmachte, ihn nackt zu sehen, brauchte er sich auch nicht daran zu stören. “Sicher.”
“Ich habe nachgedacht.” Sie richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf sein Gesicht.
“Über den Fall?”
“Nein, darüber, was du gesagt hast … über Liebe und Sex.” Sie schlug einen energischen Ton an, war jedoch sichtlich nervös.
“Und?”
“Du hast wahrscheinlich Recht, dass die Anziehung zwischen uns etwas mit unserer Situation zu tun hat. Gefahr ist zweifellos ein starkes Aphrodisiakum.”
“Ganz sicher.”
“Dann wollen wir auf einer rein körperlichen Ebene genießen, solange es geht. Wenn es vorüber ist und, wie du sagst, die Bösewichte hinter Gittern sitzen, führt jeder von uns sein bisheriges Leben fort.”
Roarke sah sie überrascht an. “Damit wärst du zufrieden?”
“Ja.” Daria hatte keine Ahnung, ob das stimmte oder nicht, aber unter den gegebenen Umständen war es die einzig mögliche Antwort.
“Damit ich dich richtig verstehe: Du glaubst, du könntest heißen Sex mit mir haben, bis diese Morde aufgeklärt sind. Dann drücken wir uns die Hand, du ziehst ein weißes Kleid an und trittst mit deinem Verlobten vor den Traualtar?”
“Ich bin mir nicht sicher, was James angeht …” Das hatte nicht nur damit zu tun, dass sie sich nicht an die Verlobung erinnerte. Es gab noch einen Grund, das spürte sie, auch wenn sie ihn nicht klar benennen konnte, weil sie ihr Gedächtsnis noch nicht wiedererlangt hatte.
“Aha!”
Sie überging seinen triumphierenden Ausruf. “Allerdings hätte ich nach dem heißen Sex zum Abschied lieber einen Kuss als einen Händedruck. Nein, ich meine es ernst. Ich kann meine eigenen Entscheidungen fällen. Und wenn ich mir eine Affäre mit dir wünsche und du Sex mit mir haben willst, kann uns niemand daran hindern. Wir sind beide erwachsen.”
Das klang sehr einfach, und doch war Roarke überzeugt, dass irgendwo eine Falle lauerte. Er kam jedoch nicht dahinter, weil sein ganzer Körper schmerzte.
“Du musst zugeben, dass es eine perfekte Lösung ist.” Sie nahm einen roten Waschlappen von einem vergoldeten Halter und kniete sich neben die Wanne. Roarke vergaß bei ihren verführerischen Bewegungen schlagartig die Schmerzen. Behutsam wusch sie das getrocknete Blut von seinem Gesicht und fuhr dann mit dem Waschlappen über seinen Hals und seine Schultern.
“Die Lösung ist attraktiv”, räumte er ein, “aber ob sie auch perfekt ist, möchte ich bezweifeln.”
“Doch, glaube mir.” Betroffen betrachtete sie die dunkel verfärbten Stellen auf seinem Oberkörper. “Du hast mir in den letzten zwei Tagen dreimal das Leben gerettet. Ich weiß gar nicht, wie ich dir dafür danken kann.”
Er hielt den Atem an, als der Waschlappen unter Wasser über seine Rippen und seinen Bauch glitt. “Da hätte ich mehrere Ideen. Du führst mich in Versuchung, aber du brauchst mir nichts als Gegenleistung für meinen Schutz zu bieten. Ich bleibe bei dir, bis ich meine Story habe. Da das aber nur klappt, solange dir nichts zustößt, schuldest du mir gar nichts, auch keinen Sex.”
Er wusste, wie schwer es ihr gefallen war, ihm eine Affäre ohne Bindungen anzubieten. Jetzt fühlte er sich wie ein Bastard, als er sah, wie demütigend seine Abfuhr für sie war.
“Vermutlich kann ein Macho wie du sich um den Rest selbst kümmern”, erklärte sie kühl, doch das Zittern ihrer Hand strafte ihre äußerliche Gelassenheit Lügen.
“Ich kümmere mich schon sehr lange um mich selbst.”
“Und du willst es auch weiterhin so haben.”
Er hielt ihrem herausfordernden Blick stand. “Du hast es erfasst! Und das schon beim ersten Versuch!”
“Fein!” Sie warf ihm den Waschlappen auf die Brust, drehte sich hastig um, ging hinaus und schlug hinter sich die Tür zu.
Roarke war überzeugt, für sie beide das Richtige getan zu haben. Seufzend griff er nach dem Lappen, schrubbte sich kraftvoll ab und hoffte, der Schmerz würde sein Verlangen auslöschen.
9. KAPITEL
R oarke war daran gewöhnt, manchmal tagelang ohne Schlaf auszukommen. Daher fiel es ihm nicht schwer, schon vor Sonnenaufgang aufzustehen und in der Küche
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