Rob - Toedliche Wildnis
um diesen Fall kümmern würde, wären wir schon einen Schritt weiter.«
»Wie ist denn der aktuelle Stand?«
»Gegenfrage: Wie viel hast du bisher mitbekommen?«
»Nicht viel, nur dass dieser Crock unter ungeklärten Umständen aus einem Gefängnis entkommen ist, das dummerweise in unserem Zuständigkeitsbereich liegt. Einige Behörden halten ihn, wegen was auch immer, für eine ernsthafte Gefahr, und aktuell können sich die US -Marshalls, das FBI und noch einige andere Vereine mit drei Buchstaben nicht einigen, wer für die Jagd auf ihn zuständig ist. Im Stockwerk über uns haben alle diese sogenannten Experten in einem großen Raum ihr Hauptquartier aufgeschlagen und beäugen sich misstrauisch, anstatt einfach zusammenzuarbeiten. Mit Ausnahme von dir natürlich, Beth.«
Elizabeth musste schmunzeln. »Du hast die Situation da oben wirklich perfekt beschrieben. Aber ich weiß jetzt, wie der Kerl aus dem Gefängnis fliehen konnte. Und damit steht eins fest. Es ist nicht übertrieben, wenn es heißt, dass Crock zum einen völlig skrupellos ist und zum anderen ein beinahe genialer Stratege.«
Es entging Jay nicht, dass Elizabeth »ich« statt »wir« gesagt hatte. Allerdings war auch ihre Anspannung wieder zurückgekehrt. Er trat hinter sie. Als sie sich erstaunt umdrehen wollte, hielt er ihren Kopf fest. »Nicht. Gönn dir eine kurze Pause, ehe du mir erklärst, wie er die Flucht hinbekommen hat.« Ihre Nackenmuskeln unter seinen Fingern waren steinhart, und damit kündigten sich meistens Kopfschmerzen an, die er ihr gerne ersparen würde. Zunächst sanft, dann fester massierte er ihr die verspannten Bereiche, bis die Muskeln sich lockerten. Elizabeth schmiegte ihren Kopf an seine Brust. »Was würde ich nur ohne dich tun?«
»Aspirin schlucken.«
Lachend griff sie nach ihrem Kaffee. »Du bist und bleibst unmöglich, DeGrasse.«
»Und das ist genau das, was du brauchst, Saunders.«
»Stimmt, und zwar in mehr als einer Hinsicht.« Schwungvoll drehte sie sich um und sah ihn mit einem anzüglichen Lächeln an. Ihr bedeutungsvoller Blick, mit dem sie ihn von oben bis unten wie eine verführerische Süßigkeit musterte, war eigentlich völlig überflüssig. Er musste sich auch so schon zusammenreißen, um nicht die Bürotür abzuschließen und den Schreibtisch mit ihr zweckzuentfremden. Vorsichtshalber brachte er etwas Abstand zwischen Elizabeth und sich, ehe er der Versuchung doch noch nachgab. »Noch drei Stunden. Zu Hause können wir das Thema gerne vertiefen. Dann kannst du mir ganz genau beschreiben, wofür du mich brauchst.«
»Das werde ich. Verlass dich drauf.« Sie trank ihren Kaffee aus, und er sah ihr an, dass sie in Gedanken wieder zu ihrem aktuellen Fall zurückkehrte. »Kann ich statt dir vielleicht Jenna haben?«
Elizabeth hatte schon zuvor angedeutet, dass sie Hilfe aus dem Team gebrauchen konnte, das sie gemeinsam leiteten. Aber die Zweideutigkeit der Frage brachte Jay zum Lachen. »Ich glaube, Scott hätte was dagegen, wenn du mit seiner Freundin …«
»Auch wenn ich mich wiederhole, du bist unmöglich.«
Leider wurde es Zeit, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrieren. »Also gut, ich glaube, ich weiß, was du eigentlich sagen wolltest. Wir sind so gut wie fertig, und ich kann Jenna problemlos schon heute von dem anderen Fall abziehen und sie dir überlassen. Vielleicht bekomme ich es ab morgen selbst auch hin, dir zu helfen. Vermutlich nicht den ganzen Tag, aber doch die meiste Zeit. Und nun verrate mir, wie der Kerl aus dem Hochsicherheitstrakt entkommen ist.«
Als sich Elizabeths Miene wieder verfinsterte, hätte Jay die Frage am liebsten zurückgezogen. Alleine für den Wunsch würde er sich von ihr einiges anhören müssen. Schließlich war sie eine brillante Analytikerin und erfahrene Agentin, aber er konnte nichts gegen sein Bedürfnis tun, sie vor den Schattenseiten ihres Jobs zu schützen. Allerdings waren es gerade ihr Scharfsinn und ihre Fähigkeit, in scheinbar nicht zusammenpassenden Einzelteilen ein Gesamtbild zu erkennen, die ihren Vorgesetzten veranlasst hatten, sie der Task Force zuzuordnen. Eigentlich war vorgesehen gewesen, dass sie die Männer und Frauen dort nur wenige Stunden unterstützen sollte, aber es wunderte Jay nicht, dass sie sich Hals über Kopf in den Fall gestürzt hatte. Es war typisch für sie, sich konsequent auf die eigentliche Fragestellung zu konzentrieren, während sich die anderen noch gegenseitig in Machtkämpfen zerfleischten. Wenn er nicht
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