Rob - Toedliche Wildnis
erraten, wo er langfahren würde, und die Höhle liegt nicht weit von hier entfernt.«
Sichtlich überrascht sah Scott zu Jasmin und dem Verletzten hinüber. »Erstaunlich, dass Myers das überlebt hat.«
»Ja, er meinte, dass wir das berücksichtigen sollen, wenn wir ihn jagen. Der Kerl ist anscheinend wirklich unberechenbar.« Der angestaute Frust brach aus Luc heraus. »So ein verdammter Mist. Wenn ich am Fluss etwas schneller gewesen wäre, hätten wir die Sache da schon beendet, und ich hätte dran denken können, dass Myers und der unverletzte Marine vielleicht eine Chance gehabt hätten, Crock hier zu stellen.«
Bedächtig schüttelte Scott den Kopf. »Vergiss es, Luc, du bist nicht allmächtig, und so genau konnten wir die Entfernungen nun auch nicht einschätzen. Rede lieber mit Beth. Ihr traue ich es am ehesten zu, Crocks Pläne zu durchschauen.«
Bisher hatte Murat nichts gesagt, jetzt schüttelte er entschieden den Kopf. »Du irrst dich. Nichts gegen Beth, aber ich würde eher auf Rob setzen. Keiner von uns war so dicht an Crock dran wie er. Ich wette, er weiß am besten, wie der Kerl tickt, und er wird darauf brennen, mit ihm abzurechnen.«
Luc wollte schon heftig widersprechen, als er sich eingestand, dass Murat recht hatte. Sosehr er auch seinen Bruder aus der Schusslinie halten wollte, konnte und durfte er ihn von der Jagd auf Crock nicht ausschließen.
Scott hatte Luc nicht aus den Augen gelassen und grinste jetzt schief. »Da wir mit den Quads nicht mehr zurück zum Fluss kommen, hast du Zeit genug, dir über einen anderen Punkt Sorgen zu machen.«
»Und der wäre?«
»Jay und Kalil sind noch dort unten, und zwar ohne dass du oder Murat sie im Auge habt. Die können da verdammt viel Unsinn anstellen.«
Schmunzelnd nickte Luc, und auch Murats bisher wie versteinert wirkende Miene bekam Risse. Der trockene Humor seines Freundes war genau das, was sie gebraucht hatten. »Wenn sie deine Sprüche hören, bringen die Kleinen dich um. Ich rufe Jay an.« Luc bekam mit etwas Mühe ein Grinsen hin. »Wegen des Hubschraubers und der Abstimmung, wie es weitergeht. Nicht, um ihn zu ermahnen, es nicht zu übertreiben.« Das Telefonat dauerte nur einige Sekunden. »Der Hubschrauber ist jeden Moment hier. Wir helfen Jasmin die beiden Verletzten zu bergen und kehren dann zurück zum Fluss. Mal sehen, wie weit die Quads es noch machen. Hier herumzustehen und auf die Rückkehr des Hubschraubers zu warten bringt uns auch nicht weiter.«
29
Das warme Wasser milderte die Verspannungen in Robs Muskeln, und er musste sich zwingen, den Wasserhahn zuzudrehen. Die Versuchung war übermächtig, die Wirklichkeit noch weitere kostbare Augenblicke hinter dem Nebel aus Wassertropfen auszublenden. Zum Selbstbetrug hatte er jedoch noch nie geneigt und würde jetzt nicht damit anfangen.
Das Badezimmer war bestimmt schon fünfzig Jahre alt, aber überraschend sauber, und sowohl Wasser als auch Strom funktionierten einwandfrei.
Kaum versiegte das warme Wasser, fror Rob, aber Jay reichte ihm bereits ein Handtuch.
»Was hast du die letzten Tage eigentlich getrieben? Zieh dich lieber an, ehe Timothy auf die Idee kommt, einen Blick auf deine Kratzer und Löcher zu werfen.«
»Wie du schon sagst, alles nur harmlose Kratzer.«
»Wenn du meinst. Hier, nimm das. Es gehört mir, aber mir reicht mein T-Shirt.«
Dankbar fing Rob das Sweatshirt auf. So gern er auch die Kälte aus seinem Körper vertreiben wollte, widerstrebte es ihm doch, Kleidung unbekannter Herkunft oder sogar von Crock anziehen zu müssen. »Eine Hose hast du nicht zufällig auch noch?«
»Du meinst, ich sollte dir meine opfern und hier halb nackt herumlaufen? Vergiss es. Mit Unterwäsche kann ich dir nicht dienen, aber ich habe eine Tarnhose gefunden, die passen könnte und an der noch das Etikett hing. Du bist ja schon wieder reichlich anspruchsvoll dafür, dass wir dich erst vor wenigen Minuten aus dem Fluss gefischt haben.«
Trotz seiner lässigen Art wirkte Jay aufrichtig besorgt, und Rob legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. »Ich bin in Ordnung, allerdings wird es mir noch besser gehen, wenn der Kerl erst einmal wieder im Gefängnis sitzt.«
»Dann zieh dich an und lass uns dafür sorgen. Luc ist gerade auf hundertachtzig, weil der Mistkerl ihn abgehängt hat. Ich schätze, jetzt liegt es an uns, Crock aufzuspüren.«
Rob betrachtete seine durchnässten Wanderstiefel und seufzte übertrieben, ehe er sie anzog. »Typisch, Kleiner, an Schuhe hast
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