Robbers: Thriller (German Edition)
Toledeo Bend, beide berühmt für ihre Angelwettbewerbe. Mit der richtigen Ausrüstung konnte man eine ganze Woche auf dem Wasser verbringen. Er war noch nie mit einem Sportfischerboot gefahren. Eine dieser sieben Meter langen Fiberglas-Maschinen mit benzinbetriebenem V-6 Mercury-Motor am Heck, doppelter Steuerkonsole über einem belüfteten Köderkasten, verstellbarem Steuerrad, einem leistungsstarken Echolot von Lowrance und einem Trolling-Motor am Bug. So eine Ausstattung kostete dreißig Riesen. Gebraucht vielleicht zehn, irgendwo im Peddler , von jemandem, der gerade seinen Job verloren hatte und die Raten für sein Haus nicht mehr zahlen konnte.
Ray Bob war so tief in Gedanken versunken, dass er gar nicht hörte, wie der Wagen den Hügel heraufkam. Erst als die Türen zuschlugen, bemerkte er die beiden Typen. Es waren die schwarzen Jungs aus dem Honda Civic, denen er den Stinkefinger gezeigt hatte. Er war sich ziemlich sicher, dass sie die Musik diesmal nicht angehabt hatten. Sie standen da und stierten ihn an wie zwei Eingeborene, die ihn mit einem Voodoozauber belegen wollten. Genau zwischen ihm und dem Caddy. Dort, wo sich seine Pistole befand. Er versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Sie trugen beide Schlabberhosen, einen weiten Pullover und ein Paar Nikes. Der eine war groß, der andere klein, der eine hatte tiefschwarze, der andere hellbraune Haut und Sommersprossen. Beide waren weder dick noch besonders muskulös – zwei dünne, schmalschultrige Burschen. Noch im Teenageralter oder Anfang zwanzig, schwer zu sagen. Wahrscheinlich nicht besonders schnell, bei dem zusätzlichen Gewicht ihrer Goldketten. Das konnte lustig werden. Seit seinem Knastaufenthalt vor mittlerweile drei, vier Monaten hatte er keinem schwarzen Burschen mehr den Arsch versohlt.
Schließlich lehnte sich der größere der beiden zurück und griff in den Honda. Er zog einen Baseballschläger aus Aluminium hervor und legte ihn sich über die Schulter.
Ray Bob betrachtete den Schläger, dann den Typen. »Ich dachte, in eurer Volksgruppe spielt man Basketball?«
»Willst wohl Stress, Alter, was?«
»Eine Frage noch«, sagte Ray Bob, »das interessiert mich einfach. Es geht um Lärm in der Öffentlichkeit. Warum glaubt ihr eigentlich, dass die ganze Welt hören will, wie Run XYZ und Snoopy Dogshit diesen Niggerdreck herausbrüllen, den ihr Musik nennt?«
Der kleine Bursche tastete jetzt nach seiner Gesäßtasche und brachte ein Teppichmesser aus rostfreiem Stahl zum Vorschein. Er schob die Klinge heraus. »Hmm«, sagte er, »das Weißbrot hier hält sich für ganz schlau, Lionel.«
»Ihr müsst mal raus aus diesem Kuhdorf hier, Bruder«, sagte Ray Bob, »damit ihr wisst, wie man inzwischen so redet. Oder mal die Glotze einschalten, einen dieser Sender für Niggermusik. Weißbrot nennt man uns schon lange nicht mehr. Und Landei auch nicht.« Er grinste. »Das wär so, als würd ich euch Kaffer nennen.«
»In einer Minute wirst du mich Sir nennen«, erklärte der Kleinere.
»Der Wichser wird gleich nach seiner Mutter rufen«, sagte der andere.
»Ich werd nur eins rufen«, sagte Ray Bob, »nämlich den Krankenwagen. Wenn ihr zwei Arschlöcher euch nicht vom Acker macht. Ihr habt zehn Sekunden.«
Doch das taten sie nicht, und sie waren schneller, als er gedacht hatte. Dem Kurzen konnte er zwar das Teppichmesser aus der Hand reißen und ihm einen kräftigen Tritt in die Eier verpassen, worauf er kreischend zu Boden stürzte, doch der andere, der Lionel hieß, erwischte ihn mit dem Schläger am Kopf. Mit einem kurzen, wuchtigen Schlag. Ein metallischer, dumpfer Knall ertönte, und Ray Bob wirbelte durch den Staub. Sein Kopf dröhnte, und er sah nur noch Sterne. Taumelnd rappelte er sich wieder auf, stürzte nach vorne und wich dabei einem weiteren Schlag aus, sodass dieser lediglich seine Schulter streifte. Allerdings tat er höllisch weh, schlimmer als der erste, und sein linker Arm hing jetzt schlaff herab. Er ging in die Knie, tauchte unter dem dritten Schlag hindurch und schlitze dem Burschen mit dem Messer den Oberschenkel auf, während dieser sich um die eigene Achse drehte. Ray Bob hörte, wie er aufschrie, doch bevor er selbst aufstehen oder sich umwenden konnte, traf ihn der Schläger im zweiten Anlauf flach auf den Rücken; er kriegte keine Luft mehr und fiel vornüber aufs Gesicht. Während er dort im Staub lag, wartete er auf den Schlag, der ihm den Rest gab.
Doch der kam nicht. Stattdessen rollte der größere
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