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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Cook
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finanziell.
    Sein Lohn war immer schon weg, ehe er ihn überhaupt in die Hände bekam. Miete, Kinder, Lebensmittel und alles. Ein Leben auf Raten. Sonderangebote und Anzahlungen. Trotzdem hat es nie gereicht. Um ihn herum sprachen alle vom wirtschaftlichen Fortschritt, was ihn noch mehr verwirrte. Wenn die Geldeintreiber antanzten, kriegte er immer diesen verrückten Gesichtsausdruck. Dann rannte er in die nächste Kneipe, tankte auf und zettelte eine Schlägerei an.
    Aber ganz egal, ob er gewann oder verlor, die Schulden waren immer noch da. So leben die armen Leute, die Arbeiterklasse. Das ist ihr Leben: kämpfen, um irgendwie über die Runden zu kommen, und trinken, um zu überleben. Manche Dinge ändern sich nicht. Sie stehen so fest, dass du sie in Stein meißeln könntest.«
    Er stützte einen Ellbogen aufs Knie und hob die Hand schützend vors Gesicht. Das vom Wasser reflektierte Sonnenlicht und der glasklare Himmel brannten ihm in den Augen. Doch die Erinnerungen waren ganz deutlich.
    »Das eine ist jedenfalls verdammt sicher: Mit der Fiedel konnte er umgehen. Sie war alt und ziemlich ramponiert, sah richtig beschissen aus. Aber er hat sie zum Singen gebracht. Samstagabends hockte er mit seinen Kumpels zusammen und spielte den Cajun-Twostep. Dabei hat er mit den Armen gewackelt wie ein junger Hahn, und er brachte die Leute zum Toben. Das waren die Momente, wo er wirklich glücklich gewirkt hat: wenn er die Fiedel unters Kinn geklemmt hatte und Musik machte. Die meiste übrige Zeit war er damit beschäftigt, sich schuldig zu fühlen, wie meine Momma es ausgedrückt hat.«
    »Schuldig woran?«
    »Keine Ahnung. An allem, nehme ich an. Fühlst du dich nie schuldig?«
    »Oh doch«, sagte Della. »Ständig. Ich glaube, das ist normal.«
    »Mein alter Herr kam mir nie normal vor.«
    »Du musst jedenfalls drüber reden. Wenn du das in dir vergräbst, macht es dich verrückt. Deswegen gibt es mehr labile Männer als Frauen. Frauen reden mehr.«
    »Hast du das irgendwo gelesen?«
    »In einer Zeitschrift«, sagte Della. » Redbook , glaube ich, die bringen interessante Artikel. Aber das wusste ich schon vorher. Frauen sind auch cleverer.«
    Eddie entgegnete, davon hätte er noch nichts gemerkt, aber allzu viele clevere Leute wären ihm sowieso noch nicht über den Weg gelaufen.
    »Vielleicht deswegen, weil du dich in bestimmten Kreisen rumtreibst.«
    Dem hielt er entgegen, dass einige der cleversten Leute, denen er begegnet war, im Gefängnis saßen und praktisch überhaupt nicht sprachen. Die Verrückten dagegen redeten die ganze Zeit.
    Della meinte, das klinge irgendwie falsch.
    Das sei ja nicht seine Schuld, sagte Eddie. »Also, weswegen fühlst du dich schuldig? Hast du ein Geheimnis?«
    Della legte das Kinn auf ihre Hände. »Vielleicht.«
    »Und was ist es?«
    »Erzähl mir deins, dann erzähl ich dir meins.«
    Eddie spähte zum Strand hinüber. Der Professor und seine Studenten tauchten gerade zwischen den Dünen auf. Sie wanderten am Wasser entlang, schreckten Strandläufer und Regenpfeifer auf. Während der bärtige Mann dramatisch gestikulierte, trödelten die Studenten in weiten Abständen hinterher wie eine ungeordnete Reihe schlecht gelaunter Wehrpflichtiger auf Patrouille. Eddie dachte: Du kannst ein Pferd zum Wasser führen, aber trinken muss es schon selbst.
    »In Ordnung«, sagte er. »Erzähl!«
    »Nein, du zuerst! Und es muss ein richtiges Geheimnis sein. Wenn Ray Bob Bescheid weiß, gilt es nicht als Geheimnis.«
    »Er weiß es nicht.«
    »Gut, also?«
    Er wollte schon sagen, such dir eins aus, ich hab jede Menge. Stattdessen begann er: »Mein richtiger Name ist nicht Eddie.«
    Della kicherte. »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    »Und – wie heißt du?«
    »Wade.«
    Sie verzog den Mund und blinzelte ihn skeptisch an. »Du siehst gar nicht nach Wade aus.«
    »Tja, das ist doch wohl egal. So heiße ich eben. Nach Onkel Wade, dem Bruder meiner Mutter. Aber bitte nenn mich weiter Eddie, okay?«
    »Okay.«
    »Du bist dran.«
    Della runzelte die Stirn, dachte nach, versuchte sich zu entscheiden. Da war zunächst mal Mister Traumschiff, über den kein einziges verdammtes Wort in der Zeitung stand. Dabei hatte sie auf jeder einzelnen Seite gesucht, sogar im Wirtschaftsteil. Sie hatte keine Ahnung, was schiefgelaufen war. Mister Manager war tot und wurde nirgendwo erwähnt, als wäre es allen völlig egal.
    »Du musst’ne Menge Geheimnisse haben«, sagte Eddie. »Wenn du so lange überlegen musst.«
    »Ich versuch

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