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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Cook
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seine nächste Lektion verpasst.
    »Wo zum Beispiel? Für mich waren die alle gleich.«
    Della schob die Unterlippe vor. »Na ja, jedenfalls netter als das hier. Es macht einen ziemlich ungepflegten Eindruck.«
    Drinnen hing Ray Bob schon mit einem Bier an der Theke. Links und rechts von ihm standen Garnelenund Krabbenfänger, junge und alte Männer in weißen kniehohen Gummistiefeln, schmutzigen Jeans, sonnengebleichten Hemden und Baseballkappen mit Reklameaufdrucken. Ihre Haut hatte einen glänzend dunkelbraunen Ton. Als Della und Eddie durch die Tür traten, drehten sich alle nach ihnen um.
    »O Gott!«, seufzte Della. »Suchen wir uns einen Tisch.«
    Sie ließen mehrere leere Tische links liegen und entschieden sich schließlich für einen weit weg von der Bar am anderen Ende des Raumes, gleich neben der Musikbox. Eddie erklärte, es gebe keine Kellnerin, dann fragte er Della, was sie zu trinken wollte.
    »Einen Tom Collins.«
    Eddie zögerte. »Könnte sein, dass sie so was nicht haben.«
    »Aber du kannst wenigstens fragen.«
    »Gut.«
    Während er zur Bar ging, zündete sie sich eine Zigarette an und musterte die Einrichtung. Eine Betonplatte als Fußboden, wacklige Tische mit Plastikstühlen, Neon-Bierreklamen und Fundstücke vom Strand als Wandschmuck: Treibholz, Ankertaue, Teile von Fischernetzen, ausgediente Bojen. Ein knapp zwei Meter langer Hammerhai hing gleich über der Bar. Ein noch größeres Exemplar zierte die Wand neben den Billardtischen in der hinteren Ecke. Und zu alldem passte die Kundschaft. Wirklich ein tolles Lokal, vorausgesetzt, man stand auf Proleten, die nach Fischresten rochen.
    Eddie kehrte mit zwei kalten Bierdosen zurück und entschuldigte sich, sie hätten nichts anderes gehabt. Della rollte mit den Augen. »Hast du jemals im Leben so viel weißen Abschaum auf einem Haufen gesehen?«, fragte sie.
    Er öffnete die Dosen. »Nicht seit meinem letzten Familientreffen. Bitte schön!« Er schob ihr ein Bier über den Tisch.
    »Das heißt aber nicht, dass du nicht davon loskommen kannst. Von deiner Familie, meine ich. Es gibt immerhin die Möglichkeit, sich hochzuarbeiten. Haben die keine Gläser hier?«
    »Weiß nicht, vielleicht.« Er besorgte ihr ein Glas und stellte es vor ihr auf den Tisch. Dann trat er hinüber zur Musikbox. »Welche Art Musik magst du?«
    »Gibt’s Mariah Carey?«
    Eddie las die Liste durch und trommelte währenddessen mit beiden Händen gegen die Seiten der Musikbox. »Nee, aber sie haben ein paar gute andere Sachen.« Er warf ein paar Vierteldollars ein und drückte Knöpfe. Dann ertönte Johnny Copeland, der »Down on Bendings Knees« sang. Über einer stöhnenden Litanei von Saxofonphrasen richtete sich seine Bluesstimme in bettelndem Ton an sein Baby. Eddie lächelte versonnen und meinte, er könne kaum glauben, wie viele R&B- und Soulnummern es in dieser Musikbox gab, vor allem, wo doch kein einziger Schwarzer im ganzen Laden wäre. Sie lauschten T-Bone Walker, Percy Mayfield und Junior Wells. Und zu jedem Song erklärte Eddie den jeweiligen Hintergrund.
    »Das ist nicht gerade meine Lieblingsmusik«, sagte Della und nippte an ihrem Bier. »Aber irgendwie klingt’s ehrlich. Ich kenne die alle überhaupt nicht.«
    Eddie grinste. »Was du gerade hörst, ist die Vorgeschichte des Rock’n’Roll. Die meisten Weißen wissen nichts davon, weil sie Ignoranten sind und alles runtermachen müssen. Auf die Art haben schon viele Schlägereien angefangen. Pass mal auf!«
    Er spähte durch den schwach beleuchteten Raum und entdeckte Ray Bob, der an der Bar lehnte und zu ihnen herüberblickte. Eddie krümmte den Daumen und erschoss ihn mit dem Zeigefinger. Ray Bob schüttelte den Kopf und trank sein Bier aus. Dann wandte er sich wieder zur Bar. Einer von den Garnelenfischern, ein kräftiger junger Mann mit Bart, der die Ärmel seines Arbeitshemds aus Jeansstoff bis über die Ellbogen aufgerollt hatte, lehnte sich zu ihm hinüber und sagte etwas. Ray Bob zuckte die Schultern.
    Eddie sagte zu Della, sie solle den Garnelenfischer gleich neben Ray Bob im Auge behalten. »Warte nur, ich wette, der legt gleich los.«
    Dann kam Percy Sledge mit »When a Man Loves a Woman«. Eddie bewegte den Mund dazu und schlug den Rhythmus mit den Fingern auf der Tischkante. Della erklärte, das hätte sie natürlich schon mal gehört, jeder würde es kennen, aber sie hätte ihre Zweifel, ob irgendein Mann wirklich so stark lieben könnte. »Ich glaube, was er wirklich liebt, ist seine

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