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Robbins, Harold - Träume

Titel: Robbins, Harold - Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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tun.«
    Ich vernahm, wie er kaum hörbar einatmete. Ob es ein Seufzer der Erleichterung war, ließ sich nicht sagen. Doch seine Stimme hatte jetzt mehr Nachdruck. »Sieh zu, daß du schleunigst da rauskommst, hörst du? Und rufe mich morgen abend um sechs an. Ich setze dich dann genau ins Bild.«
    »Okay.«
    »Und sei vorsichtig«, warnte er. »Es sind Profis, die sie auf dich angesetzt haben. Riskiere also nichts. Für die ist das ein Job, und da meinen sie es gottverdammt ernst.«
    Er brach ab. Ein Klicken zeigte, daß er aufgelegt hatte. Einige Sekunden hielt ich den Hörer noch in der Hand.
    »Irgend etwas nicht in Ordnung?« fragte die Schwester von der Aufnahme.
    »Oh, alles bestens, danke«, sagte ich und verließ das Gebäude.
    Als ich den Parkplatz betrat und die beiden Männer neben dem Rolls sah, wußte ich sofort, daß ich einen Fehler gemacht hatte. Nächstes Mal würde ich bestimmt auf Lonergan hören, wenn er mir riet, vorsichtig zu sein. Ich wäre ja losgerannt, nur: Im selben Augenblick, als ich die beiden sah, sahen die beiden auch mich. Rennen hätte eine Kugel in den Rücken bedeutet. Und so ging ich weiter. Allerdings nicht zum Rolls, sondern zum Valiant. Die beiden beobachteten, wie ich in das kleine Auto einstieg und den Zündschlüssel hervorholte.
    Der größere der beiden Männer kam um den Rolls herum und legte seine Hand auf den Rand der Fensterscheibe des Valiant, die halb heruntergekurbelt war. »Wissen Sie, wem der Rolls gehört?«
    »Nein.«
    »Wir suchen einen ziemlich großen Mann - müßte so etwa Ihre Größe haben -, der dieses Auto gefahren hat. Haben Sie im Krankenhaus jemand gesehen, auf den die Beschreibung paßt?«
    »Seid ihr beiden von der Polizei?«
    »Privatdetektive. Der Kerl ist mit seinen Raten im Rückstand.«
    Ich blickte zum Rolls, dann wieder zu ihm. »Hör mal«, sagte ich. »Wenn ihr zwanzig Dollar ausspuckt, laß ich euch den Schlitten mit’m Draht an.«
    Er funkelte mich böse an. »Spar dir solche Sprüche, verstanden! Also - hast du den Fahrer nun gesehen oder nicht?«
    »Hab ich nicht. Nein, so ‘nen Typ bestimmt nicht.«
    Er nahm seine Hand vom Fenster. »Okay. Dann verschwinde.«
    Ich legte den Rückwärtsgang ein und stieß zurück.
    »Augenblick mal!« rief der Mann, der auf der anderen Seite des Rolls stand.
    Für den Bruchteil einer Sekunde spielte ich mit dem Gedanken, Gas zu geben und davonzujagen. Doch in der Hand des Mannes sah ich das Glänzen von Metall: eine Magnum . 357, silberblau, mit Schalldämpfer. Einer Pistolenkugel konnte ich auch durch einen Blitzstart nicht entkommen. Ich bremste.
    Jetzt erst sah ich, daß neben dem Rolls - auf der anderen Seite - eine Limousine geparkt war. Der Mann trat zur hinteren Tür, riß sie auf. Eine Gestalt war zu erkennen. Sie lag auf dem Boden vor dem Rücksitz. »Du!« befahl der Mann. »Steh auf!«
    Die Person gehorchte. Langsam erhob sie sich. Als ich sah, wer es war, vergaß ich für einen Augenblick zu atmen. Doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Mit unbewegter Miene blickte ich Denise ins Gesicht und betete.
    »Kennst du diesen Kerl?« knurrte er.
    Sie betrachtete mich aus geschwollenen Augen. Auf ihrer Wange sah ich eine dunkel angelaufene Stelle, offenbar die Spur eines Faustschlags. Ich packte das Lenkrad fester, so daß niemand das Zittern in meinen Händen sehen konnte.
    »Nein«, erwiderte Denise, und ich sah, daß auch ihre Lippen geschwollen waren.
    Der Mann drehte mir sein Gesicht zu. Ich hielt den Atem an. Dann nickte er. »Hau ab mit deiner Karre«, sagte er zu mir.
    Ich legte wieder den Rückwärtsgang ein, und während ich zurückstieß, konnte ich beobachten, wie der Kerl Denise in die Limousine stieß und die Tür hinter ihr zuknallte. Im Rückspiegel sah ich, daß die beiden Männer, jetzt wieder beim Rolls, aufmerksam hinter mir herblickten, bis ich am anderen Ende des Parkplatzes in die Ausfahrt einbog. Dann wandten sie sich ab. Wahrscheinlich wäre ich weitergefahren, aber dann sah ich durch die Heckscheibe der Limousine das Gesicht von Denise.
    Das schaffte mich. Bitterer Gallensaft stieg mir in die Kehle. Die Unschuldigen. Warum bloß immer die Unschuldigen? Mir war genauso zumute wie an jenem Tag in Vietnam, an dem wir in das Dorf vorgedrungen waren und ich dort in den Trümmern die verstümmelten, teilweise völlig zerfetzten Leichen der Frauen und Kindern gesehen hatte, Folge des Artilleriebeschusses von unserer Seite.
    Ich war fast aus der Ausfahrt heraus, als

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