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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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aufgelistet. Ich konnte nur vage abschätzen, in welchem Umkreis sich das bewegte. Ins Ausland gingen ihre Anrufe nicht, sonst hätte ich in Betracht gezogen, dass sie sich unablässig bemühte, ein paar Worte mit ihrem Bruder zu wechseln. Ich war überzeugt, dass sie telefonisch Kontakt mit Horst Fechner hielt, und wollte dafür sorgen, dass uns ab sofort detaillierte Rechnungen geschickt wurden. Robert durchschaute die Absicht und war strikt dagegen.

    «Mia, es ging bisher auch ohne Details. Wenn du Isa gegenüber nur halb so misstrauisch wärst, könntest du es dir selbst viel leichter machen», sagte er.

    «Interessiert dich denn nicht, mit wem sie den halben Tag telefoniert?», fragte ich.

    «Mit Freunden», erwiderte er.

    «Und das Recht dazu wirst du ihr nicht absprechen wollen.»

    «Bei ihren Freunden wäre ich an deiner Stelle ein wenig vorsichtiger», sagte ich.

    «Hast du vergessen, woher sie kommt und welchen Umgang sie pflegte?»

    «Nie im Leben werde ich das vergessen», hielt Robert dagegen.

    «Und wenn du nur einmal die Striemen und blauen Flecken gesehen hättest, die sie Fechner zu verdanken hatte, dann kämst du nicht auf diese hirnverbrannte Idee, sie hätte nichts anderes im Sinn, als mich mit ihm zu betrügen.»

    «Sie war diesem Mann hörig. Das verliert sich nicht so rasch.»

    «Aber dieser Mann», sagte Robert,

    «hat sich laut Auskunft deines Detektivs ins Ausland abgesetzt. Hast du das vergessen? Und Auslandsgespräche führt Isa nicht.»

    «Robert», sagte ich eindringlich,

    «wenn ich einigen Leuten erzähle, dass ich morgen in die USA oder nach Australien fliege, wenn ich anschließend verschwinde, kommt so schnell keiner auf den Gedanken, ich könnte mich noch in der Nähe aufhalten.»
    Robert schüttelte nur den Kopf. Er wollte es nicht wahrhaben. Ein Gerät anzuschließen, mit dem sich Isabells Telefonate abhören ließen, ersparte ich mir. Robert hätte es entdeckt, und es war im Prinzip überflüssig. Ich musste nur in meinem Zimmer oder im Atelier den Hörer abnehmen, wenn sie ein Gespräch führte. Allerdings saß ich nicht den ganzen Vormittag in meinem Schlafzimmer oder im Atelier herum. Ich konnte mir auch nicht unentwegt etwas zu trinken aus der Küche holen oder zur Toilette rennen und dabei rasch ins Atelier huschen. Nur zweimal gelang es mir, mich mit einer unverfänglichen Entschuldigung aus dem Arbeitszimmer zu stehlen, während sie telefonierte. Und kaum hatte ich den Hörer abgenommen, beendete sie das jeweilige Gespräch mit dem Hinweis:

    «Ich muss Schluss machen. Feind hört mit.»
    Ich kam nicht einmal dazu festzustellen, ob sie mit einem Mann oder einer Frau sprach. Es gab da wohl ein Knacken in der Leitung, das mich verriet und sie warnte. Und dann saß sie mir mittags am Tisch gegenüber. Mit keiner Silbe erwähnte sie den Zwischenfall. Sie grinste mich nur an in einer Art, die deutlicher war als jedes Wort. Feind hört mit! Sie wusste, dass ich sie durchschaut hatte und mir den Kopf zerbrach über ihre Absichten, ganz genau wusste sie das. Und mit jedem Lächeln erklärte sie mir:

    «Du kannst mir gar nichts.»
    Wenn sie sich dann Robert zuwandte, benahm sie sich, als seien sie immer noch in den Flitterwochen. Sie war voller Pläne für den Nachmittag und schmollte, wenn er es nicht einrichten konnte, sich mit ihr in die Sonne zu legen oder sie beim Einkaufsbummel zu begleiten. Zur Hochzeit hatte Robert ihr einen kleinen Renault geschenkt. Ein Konto hatte er ihr ebenfalls eingerichtet. Er ließ von Olaf Wächter regelmäßig eine erkleckliche Summe überweisen, über die sie frei verfügen konnte. Und sie verbrachte die Nachmittage damit, in der Gegend herumzufahren und Roberts Geld unter die Leute zu bringen. Wo sie es ließ, blieb mir allerdings schleierhaft. Nach ihren angeblichen Friseurterminen sah man keinen Unterschied. Wenn sie allein Einkäufe machte, schleppte sie billigen Ramsch ins Haus. Sie bildete sich wohl ein, dass ich den Unterschied nicht bemerkte, wenn sie mir nur flüchtig in einem Fummel vor der Nase herumtanzte. Aber ich hatte immer einen sicheren Blick für Qualität. Leider gelang es mir nicht, in Erfahrung zu bringen, wo das Geld blieb, das Olaf Wächter auf ihr Konto überwies. In Fechners Händen, davon war ich überzeugt. Ein kleiner Vorgeschmack auf den großen Brocken, den sie sich abschneiden wollten. Ein Trostpflaster für die Stunden, die er sie Robert überlassen musste. Hurenlohn wurde doch meist vom Zuhälter

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