Roberts Schwester
müssten ihn also zumindest schon einmal gehört haben. Als er Sie abholte in der Nacht, sprach er mit Herrn Heuser über den zweiten Anruf. Herr Heuser erinnert sich gut daran, dass Ihr Bruder den Anrufer Biller nannte.»
Sie waren also schon bei Serge gewesen. Ich zermarterte mir das Hirn. Aber alles, was mir einfiel, war, dass ich ins Bad gegangen war, um rasch noch einmal zu duschen, nachdem Serge es abgelehnt hatte, mir einen kleinen Gefallen zu tun. Und als ich aus dem Bad zurückgekommen war, hatte er beim Telefon gestanden und gegrinst.
«So, das habe ich erledigt», hatte er gesagt.
«Und wie geht es jetzt weiter?»
Es hatte irgendetwas mit diesem Biller zu tun gehabt. Aber ich wusste nicht, was, und es war auch nur ein Name, irgendein Name. Ich schob es erst einmal zur Seite. Einen zweiten Anruf auf dem Geschäftsanschluss mitten in der Nacht konnte es nicht gegeben haben, nur das zählte. Und es war leicht zu überprüfen, dass Isabell in diesem Punkt gelogen hatte. Und wenn in diesem, mochten da noch mehr Punkte sein. Das musste auch Wolbert begreifen. Ich fragte nach dem Anrufbeantworter. Er lächelte. Dieses verfluchte Lächeln, ich konnte es nicht einordnen. Auf mich wirkte es fast wie die Besänftigung einer Irren. Selbstverständlich hatten sie den Anrufbeantworter abgehört und darauf die Aussagen von Isabell und Serge bestätigt gefunden. Es gab sehr wohl einen zweiten Anruf – von einem Mann, der sich Biller nannte. Ich begriff gar nichts mehr. Und es gab noch mehr. Robert hatte sich vor einiger Zeit einen Taschencomputer angeschafft. Wolbert nannte es ein elektronisches Notizbuch. Sie hatten es in Roberts Arbeitszimmer gefunden. Und darin war der Termin von Mittwoch vermerkt. Ein Treffen mit Biller in Frankfurt. Als Wolbert es erwähnte, fiel mir endlich ein, woher ich den Namen kannte. Ich war in Roberts Taschencomputer darüber gestolpert, als ich nach den Cliradon-Kapseln suchte. Biller, der Name hatte unter dem Maklertermin gestanden. Und ich hatte mich gefragt, ob Biller ein Angestellter des Maklers war oder ein Psychiater. Aber ich mochte mich nicht korrigieren, wo Wolbert mich ohnehin so gespannt anschaute.
«Tut mir Leid», sagte ich.
«Ich habe nicht auf das Gespräch zwischen meinem Bruder und Herrn Heuser geachtet.»
Ich ging davon aus, dass sie mir das Band aus dem Anrufbeantworter augenblicklich vorspielen wollten. Aber nein, Wolbert schien vorauszusetzen, dass ich auch dann noch behauptete, nicht zu wissen, was es mit Biller auf sich haben könnte. Ein bisschen kam er mir vor wie Piel mit seinem unergründlichen Lächeln und seinem sonstigen Gehabe. Seine freundlich betuliche Art diente nur dem Zweck, mich gründlich zu studieren. Ich konnte mich kaum noch auf seine Stimme konzentrieren. Ich konnte nicht mehr sitzen und nicht mehr denken.
«Ihr Bruder stieg nicht aus», sagte Wolbert.
«Er löste nicht einmal den Sicherheitsgurt. Nur das Seitenfenster ließ er herunter. Das sieht nicht danach aus, dass er sich auf eine längere Unterhaltung eingestellt hatte.»
Sein Lächeln wurde breiter, als er weitersprach.
«Seltsam, nicht wahr? Alles deutet darauf hin, dass er auf eine wichtige Nachricht wartete. Ihm muss sie mehr als wichtig gewesen sein, sonst hätte er kaum sein Arbeitszimmer verschlossen. Und dann kam er zufällig in genau im richtigen Moment die Treppe herunter.»
So wie er es aussprach, glaubte er nicht, dass es so gewesen sein könnte.
«Warum gab Biller seine Nachricht nicht gleich telefonisch durch?», fragte er, als hätte ich ihm das beantworten können.
«Warum traf er Ihren Bruder nicht in der Raststätte? Sie hat durchgehend geöffnet, und es wäre drinnen bestimmt gemütlicher gewesen als im Regen auf einem Parkplatz. Warum kam Biller nicht einfach hierher? Zwei Uhr nachts mag eine ungewöhnliche Zeit sein für einen Besuch. Aber nach seinem Anruf musste er nicht befürchten, vor verschlossener Tür zu stehen.»
Ich hatte schweigen wollen, aber ich war es leid, endgültig leid. Und wenn sie Isabell auf der Stelle mitnahmen. Jonas musste bleiben. Auch eine reizvolle Perspektive.
«Mach dir keine Sorgen um deinen Bruder», könnte ich sagen.
«Ich werde mich liebevoll um ihn kümmern.»
Wolbert schaute mich immer noch so erwartungsvoll an. Und ich sagte endlich:
«Meine Schwägerin lügt. Robert ist zurückgekommen von diesem Treffen. Er war noch einmal bei mir – am frühen Morgen. Eine genaue Uhrzeit kann ich Ihnen leider nicht
Weitere Kostenlose Bücher