Roberts Schwester
umhin kommen, den Detektiv erneut zu beauftragen. Robert muss es doch nicht erfahren. Sie müssten ihm nicht einmal davon erzählen, wenn er Ihnen den Beweis für Isabells Untreue liefert. Sie könnten Ihre Schwägerin damit konfrontieren und vor die Wahl stellen, das Verhältnis zu beenden oder zu gehen. Was empfinden Sie bei der Vorstellung, dass sie geht, Mia?»
Um ehrlich zu sein, ich empfand gar nichts dabei. Robert war so oder so unglücklich, und das ertrug ich nicht. Es lag mir auch absolut nichts mehr daran, Isabell mit etwas zu konfrontieren. Reizvoll war höchstens die Vorstellung, dass ich Olaf meine Beweise präsentierte. Vielleicht war er eher bereit, mir zu helfen, wenn er erkennen musste, dass ich nicht Opfer einer fixen Idee war. Und wenn ich ihm im Gegenzug aufs Standesamt folgte. Ich hätte das getan, wirklich, für Robert hätte ich Olaf geheiratet. Ich wäre sogar zu ihm gezogen. Und er musste doch nur behaupten, er habe in der Stadt zu tun gehabt und Isabell in männlicher Begleitung gesehen. Im Prinzip musste er nur die Beobachtungen des Detektivs als seine eigenen ausgeben. Ihm hätte Robert geglaubt, dass es ein Zufall gewesen sei. Sehr wohl war mir nicht in meiner Haut, als ich den Detektiv dann endlich aufsuchte. Das war Ende Juni. Ich erklärte ihm ausführlich meine Situation und zahlte für zwei Wochen im Voraus – in bar, damit es keinen verräterischen Hinweis auf meinem Konto gab. Auf eine Rechnung verzichtete ich. Ich stellte nur die Bedingung, dass er zwei seiner Mitarbeiter mit der Observation betraute. Meine linke Hand hätte ich ins Feuer gelegt, dass Isabell oder Fechner ihn beim ersten Einsatz bemerkt hatten, dass es nur deshalb keine Ergebnisse gegeben hatte. Noch so eine Pleite wollte ich nicht erleben. Die beiden Männer sollten sich abwechseln. Das taten sie auch. Und trotzdem muss dieses Aas irgendwie herausgefunden haben, dass sie erneut unter Beobachtung stand. Ich ließ mir täglich einen kurzen, telefonischen Bericht geben, wenn sie aus dem Haus und Robert nicht in der Nähe war. Und ich fasste es nicht. Am ersten Tag war sie im Kino. Am zweiten saß sie stundenlang in einer Eisdiele. Den dritten verbrachte sie im Zoo. Am vierten schlenderte sie durch ein Kaufhaus. Es war dieser vierte Tag, als der Anruf aus Tunis kam. Jonas Torhöven lag nach einem Autounfall in einer Klinik, von der Hüfte abwärts gelähmt. Das war vor sieben Wochen. Zur Hochzeit seiner Schwester war er nicht erschienen. Da war nicht einmal ein Glückwunsch gekommen. Ob Isabell ihn überhaupt informiert und eingeladen hatte, wusste ich nicht. Wahrscheinlich nicht, und wenn doch, vielleicht hatte Jonas Torhöven es abgelehnt, Zeuge einer Farce zu werden. Ich hatte nicht vergessen, was der Detektiv über ihn in Erfahrung gebracht hatte, ein rechtschaffener, ehrlicher Mann. Es war später Nachmittag, als das Telefon in der Halle klingelte. Robert telefonierte in seinem Arbeitszimmer. Er hatte die Tür geschlossen. Ich kümmerte mich im Wintergarten um die Pflanzen. Isabell war früh von ihrem Einkaufsbummel zurückgekehrt und unterhielt Frau Schür in der Halle mit der Tatsache, dass sie nichts gefunden hatte, was ihr zusagte und gleichzeitig Gnade in meinem Auge gefunden hätte. Sie drückte es tatsächlich so aus und sprach auch laut genug, dass ich sie verstehen konnte. Mit dem Detektivbüro hatte ich bereits gesprochen und erfahren, dass sie im Kaufhaus einen Kaffee getrunken und ein kurzes Telefongespräch geführt hatte. Mit wem, war leider nicht festzustellen gewesen. So nahe konnte man nicht an sie heran, wollte man nicht auffallen. Ihre gute Laune sagte mir auch so, mit wem sie gesprochen hatte. Richtig heiter war sie, aber das änderte sich dann rasch. Sie war vor mir am Apparat, gab sich im ersten Moment hocherfreut:
«So eine Überraschung. Das ist aber lieb, dass du dich einmal bei mir meldest. Woher hast du denn diese Nummer?»
Ich dachte schon, jetzt treibt sie das Spiel vor meiner Nase. Da brach sie in Jammern und Stottern aus.
«Um Gottes willen, das ist ja furchtbar. Wie ist das passiert, wie geht es dir denn?»
Wir saßen den ganzen Abend zusammen und überlegten, was wir für Jonas Torhöven tun konnten. Außer Isabell hatte er keine Angehörigen, und sie hatte nicht die Mittel, ihn zu unterstützen. Sie war auch nicht umfassend informiert, hatte noch keine Vorstellung vom Ausmaß seiner Behinderung und stimmte erst einmal mit Robert überein. Robert hatte kein allzu großes
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