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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Türen auf!“
Sekundenlang stand die Maschine und reagierte nicht.
„Mach schon! Deine Leute haben jetzt andere Sorgen!“
„Ich darf es nicht.“
„Birne!“, beschwor Robina. „Gehörst du mehr zu mir oder zu
denen?“
Er antwortete nicht, setzte sich aber langsam zu der leichteren
Tür hin in Bewegung, zögerte.
„Los!“, ermunterte Robina drängend. Am liebsten hätte sie
den Koloss geschoben.
Birne richtete sich auf. Aus seiner Unterseite klappten gleich
zwei der kräftigen Manipulatoren hervor. Krallen fingerten in
den schmalen Spalt zwischen Wand und Tür. Metall knirschte
auf Metall.
Robina dachte einen Augenblick daran, wie er sie seinerzeit,
in der Phase des ,Kennenlernens’, mit eben diesen Werkzeugen
betatscht hatte. Und noch nachträglich befiel sie eine
Gänsehaut, als sie jetzt sah, welche Gewalt er damit
auszulösen imstande war.
Schnell gab das Schloss nach.
Birne verharrte einen Augenblick. „Keine
Überwachungselektronik“, stellte er fest, was hieß, dass der
Einbruch in einer Zentrale irgendwo im Schiff nicht bemerkt
werden würde.
Eilig trat Robina ein und blieb überrascht stehen: Ein solides
irdisches Wohnzimmer mit Sitzgarnitur, Tisch, mehreren
Schränken aus Echtholz, Grünpflanzen, einem dicken Teppich
und repräsentativen Lampen lag vor ihr. Nach Augenblicken
der Sammlung ging Robina rasch auf zwei in der
gegenüberliegenden Wand eingelassene Türen zu, öffnete sie
nacheinander und fand dahinter kleine Räume vor, ausgestattet
mit Bett, Schrank und wenigen Kleinmöbeln.
Minutenlang geriet Robina ins Grübeln. Was, zum Teufel,
ging hier vor? Warum dieser Unterschied? Diente der bessere,
zusammengehörige Wohntrakt vielleicht musealen Zwecken?
Wollte man den eigenen Leuten zeigen, wie Menschen
wohnen? „Birne – die andere Tür…!“
Diese aber setzte der Vergewaltigung heftigen Widerstand
entgegen. Birne
musste mehrmals zwei seiner schweren
Manipulatoren ansetzen, bis die Verriegelung mit einem
hässlichen Laut nachgab. Die Tür sprang auf.
Langsam näherte sich Robina der Öffnung, blieb jedoch,
einer Eingebung folgend, davor stehen. „Versuche rasch, die
Signaleinrichtung des Schlosses zu präparieren. Vielleicht
haben wir Glück, und unsere Aktion bleibt unbemerkt.“ Dann
stieg Robina über die Schwelle. –
18
    Sekundenlang befiel Robina ein Angstschock. Es hätte sein
können, dass sich hinter der so dicht verschlossenen Tür
Vakuum oder zumindest keine erdähnliche Atmosphäre
befand. So ohne Schutz wäre die aufgebrochene Tür der letzte
Eindruck vom Dasein gewesen.
    Nach Augenblicken der Sammlung sah Robina sich um. Sie
stand in einem Raum von ähnlicher Größe wie ihr
Wohnzimmer. An der linken Wand verlief ein Bündel Röhren
unterschiedlicher Durchmesser und Farben, daran befanden
sich an mehreren Stellen Skalen und Einbauten, die vielleicht
Ventile oder Schieber sein mochten. Etliche der Leitungen
mündeten in Kessel oder größere Aggregate. Rechtwinklig zur
Wand zogen sich an der Decke ebenfalls eine Anzahl Rohre
hin, die gegenüber in einem schmalen Container
verschwanden. Ein leises Summen erfüllte den Raum, und eine
unsichtbare Lichtquelle erhellte ihn gleichmäßig düster. Das
alles nahm Robina zwar wahr, aber es erregte nicht ihre
Aufmerksamkeit. Was sie gleichsam magisch anzog, war
gegenüber der Tür ein Alkoven, der an ein mittelalterliches
fürstliches Bett erinnerte, ein freistehender Kasten mit
Vorhängen ringsherum, die einen Einblick verwehrten.
    Forsch trat Robina darauf zu, verhielt jedoch kurz davor und
ließ die ausgestreckte Hand zögernd sinken. Zweifelsohne
sollte das, was sich hinter diesem Stoff befand, vor ihr
verborgen blieben – wozu sonst die massive, verschlossene
Tür, aber in ihrem Wohntrakt.
Die Frau atmete tief ein und schob den Vorhang zur Seite.
Eine gläserne Wand befand sich da, die das Licht reflektierte.
    Robina erblickte zunächst ihr mattes Spiegelbild. Sie legte die
Stirn an das Glas, schirmte mit beiden Händen das Licht ab,
und sie durchfuhr ein solcher Schock, dass sie glaubte, das
Herz sprenge ihre Brust. Sie blickte in der Tat auf ein
bettähnliches Gestell, und auf diesem lagen zwei nackte
Menschen, eine Frau und ein Mann – am Tropf, verkabelt, oral
und anal an Schläuche und Katheter angeschlossen. Die
Gesichter konnte man nur bedingt erkennen. Aber dass sie
junge Leute vor sich hatte, daran bestand für Robina kein
Zweifel.
    Sie benötigte lange Sekunden, um sich von dieser
Überraschung zu

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