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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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ein:
,Vierundzwanzig Stunden soll es dauern. Was erwarte ich!
Natürlich können sie nicht ad hoc…’ Sie begann im Raum
umher zu wandern und wandte den Blick kaum von der
Kabine.
Etwa vier Stunden, nachdem Birne den Weckvorgang
eingeleitet hatte, der Tag neigte sich bereits, geschah das
Überraschendste, seit sich Robina im Schiff der Fremden
befand: Unangekündigt öffnete sich die Tür und ein gegenüber
dem Hintergrund kontrastarm erscheinender Quader, milchigschlierig durchsetzt, schwebte in das Zimmer, blieb
schwankend, als orientiere er sich, stehen. Und da war die
sanfte Stimme: „Robina Crux von der Erde, ich grüße dich. Ich
bin… nein! Frage nichts, höre: Es fällt auf, dass Birne, wie du
ihn nennst, ab und an einen gewissen Kontakt unterbricht. Das
wird der Erste nicht dulden. Lasst das, wenn der Roboter bei
dir bleiben soll. Beeile dich mit dem Kontakt zu den beiden
Schläfern. Du hast siebzehn deiner Tage Zeit, während derer
ihr unbeobachtet kommunizieren könnt. Bedenke, dass man
zwei Tage zum Wiedereinschlafen benötigt. Und die beiden
müssen natürlich wieder schlafen, hörst du? Meine Wache ist
dann zu Ende; du verstehst, was ich meine. Danach, empfehle
ich dir, solltest auch du in Anabiose gehen. Die Reise dauert
noch lang, und das Schiff wird dir wenig Kurzweil bieten…“
Während der Ansprache stand Robina wie versteinert und
starrte auf das Phänomen. Zweifelsfrei einer von den Anderen
in einem Schutzraum.
,Aber was redet er, in welchem Ton? Also können sie die
Kunststimme variieren. Pfeif auf die Stimme, Robi! Er redet
wie ein Freund, einer, der es gut mit dir meint. Eine Falle?
Aber weshalb? Sie haben mich fest in ihrer Gewalt, wozu da
Mätzchen!’
Trotz der ungeheuren Überraschung, ihrer Verwirrtheit,
prägten sich die Worte des Besuchers in Robinas Gehirn ein,
wie – wie jene, die sie mit dem Laser in die Kristallfläche
gebrannt hatte.
„Also, Robina von der Erde, nutze die Zeit“, fuhr der Fremde
fort. „Und meine Anwesenheit hast du nicht wahrgenommen,
meine Worte nie gehört!“ Der Quader begann zu wanken,
drehte sich um seine Längsachse, begann in Richtung Tür zu
entschweben.
„Halt!“, rief Robina und tat einen Schritt auf die Erscheinung
zu. „Bleib noch! Wer bist du, warum tust du…“
Der Quader verhielt einen Augenblick wie unschlüssig.
„Mache, wenn du einverstanden bist, was ich dir sagte.“ Er
wendete sich, und die Tür schloss sich hinter ihm.
Robina stand überrascht mitten im Raum, unfähig einen
klaren Gedanken zu fassen. Sie begriff nicht. ,Was ist
geschehen?’, fragte sie sich. ,Einer von diesen Anderen, die
mir wohl wollen?’ Sie blickte zum Roboter. „Was war das,
Birne?“, fragte sie.
„Der Wachhabende“, antwortete die Maschine in
ihrer
scheinbar lakonischen Art.
„Der Wachhabende“, sinnierte Robina. ,Natürlich!’ Sie trat
an die Glaswand, lehnte Stirn und Hände gegen das kühle
Material. „Werdet wach, werdet schnell wach! Sagt mir, was
hier geschieht, sagt es mir!“ Eine lange Zeit verharrte sie in
dieser Stellung.
Langsam fand Robina in die Wirklichkeit zurück, atmete tief
durch. Konzentriert blickte sie auf die Schläfer, und ihr war,
als hätte die linke Hand der Frau die Lage um ein Weniges
verändert. –
22
    Wie in einem Glückstaumel hatte Robina die folgenden
Stunden erlebt. Nicht nur, dass diese, nach allem, was war, –
unbegreiflich zuvorkommende Haltung des Wachhabenden die
Situation entspannt hatte, sondern, das, was sich hinter der
Wand tat, löste in ihr eine schier unerträgliche jubelnde Freude
aus.
    Birne hatte nach etwa 20 Stunden die Kabine geöffnet, hatte
Schläuche und Kabel von den Schlafenden entfernt und einen
Strahler eingeschaltet, der die beiden Menschen mit einem
sanften Licht überflutete.
    Jetzt konnte Robina in die Gesichter blicken. Eine junge,
blonde Frau mit langem Haar, eher ein Mädchen, lag da,
schlank mit kleinen Brüsten und makelloser, leicht gebräunter
Haut. Sie hielt, wie der Mann an ihrer Seite auch, die Augen
geschlossen. Geprägt von den Jochbeinen lief ihr schmales
Antlitz in einem spitzen Kinn aus. Eine etwas lang geratene
Nase und ein kleiner, schmaler Mund vervollständigten dieses
Gesicht, das Energie und Willensstärke verriet und sicher
durch die Augen einen besonderen Reiz vermitteln würde –
keine ausgesprochene Schönheit also diese Frau, aber durchaus
charismatisch.
    Der Mann mit dunkler Stoppelfrisur verkörperte
offensichtlich den modernen

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