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Robinas Stunde null

Robinas Stunde null

Titel: Robinas Stunde null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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laut auszusprechen. Sie griff zur Tastatur, um ihre
Frage aufzuschreiben, besann sich jedoch, befürchtend, dass
auch ihr Computer überwacht werden könnte, nahm stattdessen
einen Bogen Papier und schrieb: „Kannst du sie wecken?“
    Birne las, reagierte zunächst nicht. Dann flirrte erneut der
Rhombus: „Ich prüfe.“
Robinas Herz schlug schneller. ,Wenn er prüfen will’, dachte
sie, ,hält er es nicht für ausgeschlossen.’ Spannende, bange
Erwartung erfüllte sie. Doch ihr Hoffen wurde auf eine harte
Probe gestellt. Der Roboter stand stundenlang träge auf seinem
Platz. Doch ab und an lief ein magerer Lichtschauer über seine
Gesichtsdioden, ein Zeichen, dass er sich nicht abgeschaltet
hatte. Nur einmal verließ er den Raum und blieb minutenlang
abwesend, nahm danach jedoch wieder seine vormalige
Haltung ein. Doch unvermittelt, Robina bereitete sich gerade
eine Mahlzeit vor, sagte er „ja“, und sie benötigte eine
Sekunde, bevor sie begriff Ein wenig aus der Fassung, sah sie
ihn an, und sie
musste sich setzen, so überraschend und
beglückend nahm sie die Nachricht auf, dass es sie wie ein
leichter Schwindel befiel. Dann fragte sie drängend: „Wie,
wann?“
„Geduld“, antwortete die Maschine.
Je mehr die Spannung in ihr zunahm, desto bedrückender
empfand sie Müßiggang und Langeweile, zu denen sie auf
diesem Schiff verdammt schien. In der Vergangenheit hatte sie
bereits mehrfach mit dem Gedanken gespielt, das Angebot des
Ersten anzunehmen und ebenfalls in die Anabiose zu gehen.
Natürlich dachte sie im Augenblick an nichts anderes und
fieberte gleichsam danach, die beiden Mitmenschen endlich
kennen zu lernen. Je länger jedoch eine Äußerung Birnes dazu
ausblieb, desto mehr dehnten sich die Minuten. Nur um die
Zeit tot zu schlagen, rechnete Robina an ihrer Vorratsplanung
herum, schließlich badete sie ausgiebig und manikürte Fingerund Fußnägel, obwohl es damit keine Eile gehabt hätte.
Die Zeit des Wartens wurde Robina unerträglich. Sie fuhr
fort, weiter unnütze Dinge zu tun, hörte im Laufe der Zeit auf
dem Boliden Hunderte Mal abgespielte Musik, schaute wieder
die drei Filme an, die sich in ihren Habseligkeiten befanden.
Zu keinem dieser Zeitvertreibe fand sie wirklich Ruhe. Immer
wieder blickte sie erwartungsvoll auf ihren Gesellschafter,
doch der stand wie ein Möbel teilnahmslos auf seinem Platz.
Robina hatte gelernt, ihn nicht zu mahnen oder zu drängen. Sie
wusste, dass er nicht vergaß, dass er gewiss seine Gründe für
sein jeweiliges Verhalten hatte, aber es fiel ihr in der
gegenwärtigen Situation äußerst schwer, an sich zu halten.
Einige Male besuchte Robina die beiden Schläfer. Sie starrte
lange in die Kabine, in der sich kein Deut verändert hatte. Die
Gedanken drehten sich stets nur um das Eine: Wer mögen sie
sein, was haben sie erlebt? Robina malte sich aus, was man zu
dritt tun könnte auf dieser Reise, auf dem Zielplaneten, auf
einer gemeinsamen Reise zurück zur Erde…
Die Besuche an der Schlafstätte der beiden machten Robina
nicht ruhiger, ganz im Gegenteil, sie fachten Ungeduld und
Spannung in den Zeitspannen dazwischen weiter an. Lediglich
in den Stunden, die sie an der Glaswand verbrachte, fühlte sie
sich ausgeglichener, wie in einer Art Wachtraum. –
21
    Erst am Nachmittag des Tages darauf, sagte Birne plötzlich mit
leuchtendem Rhombus: „Gehen wir. Aber bedenke, der
Vorgang dauert vierundzwanzig Stunden, bis sie ansprechbar
sind.“
    Die letzten Worte hörte Robina schon nicht mehr, oder sie
nahm sie nicht zur Kenntnis. „Komm!“, rief sie, jede Vorsicht
außer Acht lassend. „Worauf wartest du!“ Und sie eilte aus
dem Raum.
    An der Kabine jedoch hatte sich Robina, bewusst, nichts bei
dem Bevorstehenden tun zu können, bereits wieder in der
Gewalt. Sie stellte sich so, dass ihr vom Geschehen nichts
entgehen würde und ließ – was sonst – den Roboter gewähren.
    Aber es geschah eigentlich nichts.
Birne hantierte an einer Art Pult, das er mit seinem Körper
zum größten Teil verdeckte. Robina sah ein, dass es ihr auch
nichts nützen würde, rückte sie ihm allzu nahe, um jede seiner
Tätigkeiten zu verfolgen. Außerdem waren diese sehr schnell
beendet. Er schwebte vom Möbel ein Stück zurück und stand
stoisch still. Die Dioden in seinem Gesicht erloschen.
Robina starrte auf die Schlafenden, aber auch bei ihnen regte
sich nichts, veränderte sich kein Deut. Schon machte sich
erneut Ungeduld in ihr breit. Dann fiel ihr

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