Robinas Stunde null
stets, wenn sie es erblickte, durchströmte sie
ein Gefühl der Sicherheit, glaubte sie das Band zu spüren, das
sie mit der Heimat, der Erde, verwob.
Robina blieb beinahe das Herz stehen, als sie an diesem Tag
bereits von weitem höchst erschrocken feststellte, dass das
Boot verschwunden war! Zunächst sah sie sich verwirrt um, in
der Meinung, sie habe sich in der Richtung geirrt.
Als die heiße Schreckwelle abebbte, sie tief ausatmete, sagte
sie sich, dass die Maschine wohl nicht verschwunden sein
konnte, dass sich der Vorgang wohl schnell aufklären ließe. Ihr
erster Versuch dazu, nämlich eine Frage an Birne, scheiterte.
Wenig später allerdings klärte er seine Herrin auf: Das Boot sei
zu einer Inspektion in die Werft gebracht worden.
Die Auskunft befriedigte und beunruhigte Robina zugleich.
Man hatte die Maschine vor dem kurzen Flug aus dem Orbit
bis zur Niederlassung gründlich überprüft. Was also sollte
diese abermalige Inspektion, noch dazu in einer Werft? Das
würde ihr wohl der Erste erklären müssen.
An diesem Tag fand Robina nicht die nötige Stimmung für
Entdeckungsgänge. Sie kehrte alsbald in ihr tristes Quartier
zurück. Und die über Birne ermittelte Nachricht, dass der Erste
erst am nächsten Tag für ein Gespräch zur Verfügung stünde,
trug auch nicht gerade zur Aufhellung ihrer düsteren
Gemütsverfassung bei.
Erst am späten Nachmittag des nächsten Tages kündigte
Birne an – ebenfalls ein Novum –, dass der Erste sich in einer
Minute melden würde.
„Du wolltest mich sprechen?“, fragte er unvermittelt.
„Was geschieht mit meinem Boot?“
„Du bist informiert – eine Inspektion. Außerdem ist es in der
Werft geschützt, nicht der Witterung ausgesetzt.“
„Warum werde ich vor vollendete Tatsachen gestellt? Kann
ich dir vertrauen, Erster?“
Pause.
„Du kannst“, sagte er.
„Warum verschweigst du mir, dass ihr auf der Erde wart?“
Robina hatte lange überlegt, ob sie, ohne Birne bloß zu stellen,
dieses fragen sollte. Sie hatte sich eine Erklärung zurecht
gelegt.
Erneutes Schweigen.
„Woher willst du so etwas wissen?“
„Wir Menschen mögen in unserer Evolution nicht so
fortgeschritten sein wie ihr. Aber blöd sind wir nicht. Woher,
wenn nicht von der Erde, solltest du Kenntnisse über unsere
Wohnungseinrichtungen haben? Wieso weißt du, dass der
Mars für eine Besiedlung durch euch nicht in Frage kommt?
Aus dem, was ich aufgeschrieben habe, geht das nicht hervor.
Und noch etwas: Warum unterschied sich mein Wohnbereich
im Schiff von dem, was ich noch vorfand? Gibt es außer mir
noch weitere Menschen unter euch, denen ihr solches
eingerichtet habt? Ich möchte sie sehen.“ Weiter wollte Robina
nicht gehen. Der konkrete Hinweis auf Astrid und Oman hätte
unweigerlich Recherchen zur Folge und gewiss den damaligen
loyalen Wachhabenden und Birne an den Pranger gebracht.
Die Pause, die dieses Mal entstand, zog sich so in die Länge,
dass Robina annahm, der Erste hätte die Verbindung bereits
abgebrochen.
Doch dann sagte er. „Es ist jetzt nicht möglich. Sie befinden
sich auf einer längeren Erkundungsexpedition.“
„Aha. Ich danke dir für deine Offenheit und bitte in Zukunft
um Gleichbehandlung.“
Ein leiser Knacks verriet, dass er jetzt das Gespräch für
beendet hielt.
,Sie wären jederzeit in der Lage, mich mit Astrid und Oman
zusammenzuführen, gleichgültig, in welchem Winkel des
Planeten sie sich gegenwärtig aufhalten. Ich werde dich nicht
überfordern, Erster. Aber unterbuttern lasse ich mich nicht.’
„So, Birne, jetzt suchen wir die Werft auf. Ich will wissen, wie
es meinem Boot ergeht. Hopp!“ –
3. Teil
1
Sophie Merhoff lag langausgestreckt auf der unvergleichlich
elastischen Moosbank, deren Anlage sie dieser besessenen
Landschaftsgestalterin Lucie abgerungen und die sich so
prächtig entwickelt hatte, dass ihr selbst Sophies irdisches
Gewicht von 75 Kilo nichts anhaben konnte, auch wenn man
auf dem Roten weniger wog. Allerdings brauchte es die
flauschige Unterlage, allzu sehr würden die harten, fasrigen
Stängel die nackte Haut malträtieren.
Sophies Gedanken gingen träge. Sie räkelte sich, drehte den
Oberkörper, damit ihn Sunnyboys warme Strahlen besser
träfen. Ohnehin würde das Sonnenbaden bald zur Neige gehen;
Nymphe musste jeden Augenblick die fernen Berge mit ihrem
filigranen grünen Saum schmücken, und rasch zwänge das
kühle Licht in die Kleider. ,Wer weiß, wie lange Sunnyboy es
überhaupt noch macht’, dachte die
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