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Robinson Crusoe

Robinson Crusoe

Titel: Robinson Crusoe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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Brett vom einen Ende zum ändern, so lange, bis aus dem ganzen Baum ein etwa drei Zoll dickes und an beiden Seiten glattes Brett geworden war. Man kann sich vorstellen, was für Mühe ein solches Werk kostete; aber mit Fleiß und Geduld brachte ich es zustande, und noch vieles andere auch. Ich schildere das so im einzelnen, um zu zeigen, warum ich so viel Zeit an ein so geringes Werk verlor; denn was eine Kleinigkeit gewesen wäre, wenn ich Beistand und Werkzeuge gehabt hätte, wurde für mich, der ich alles allein und mit der Hand tun mußte, zu einer schweren Arbeit und kostete mich ungeheuer viel Zeit. Aber mit Geduld und Arbeit gelang mir vieles und schließlich alles, was die Umstände erforderten, wie man in der Folge sehen wird.
Jetzt kamen der November und Dezember, und ich erwartete nun meine Gersten- und Reisernte. Die Fläche, die ich dazu umgegraben hatte, war nicht groß; denn ich hatte nur je einen Achtelscheffel zur Aussaat, da ich eine ganze Ernte durch das Säen in der trockenen Jahreszeit eingebüßt hatte. Aber jetzt versprach meine Ernte sehr gut zu werden, als ich plötzlich aufs neue fürchten mußte, ganz um sie zu kommen, und zwar durch Feinde von mancherlei Art, vor denen ich sie kaum schützen konnte. Erstens durch die Ziegen und jene Wildlinge, die ich Hasen nannte und die, nachdem sie einmal die süßen Blättchen gekostet hatten, Tag und Nacht darin lagen und sie, sobald sie nur sproßten, dermaßen abfraßen, daß sie keine Zeit fanden, zu Halmen aufzuwachsen.
Ich wußte keine andere Abhilfe, als ein Gehege darum zu bauen, was sehr mühselig war, um so mehr, als es in großer Eile geschehen mußte, weil die Tiere mein Getreide täglich ärger verdarben. Da mein Ackerland aber nur klein war, brachte ich die Umzäunung in drei Wochen zustande. Tagsüber schoß ich etliche der ungebetenen Gäste, und nachts band ich meinen Hund an einen Pfahl beim Eingang, wo er die ganze Nacht über wachte und bellte, so daß die Feinde in kurzer Zeit den Platz mieden und das Getreide stark und schön wuchs und zusehends zu reifen begann.
Wie jedoch die Vierfüßler mich schädigten, als das Korn im Halm war, so taten die Vögel desgleichen, als es in Ähren stand. Als ich eines Tages nach meinem Feld sah, war es von wer weiß wie vielen verschiedenen Vögeln umgeben, die darauf lauerten, wann ich wieder wegginge. Sofort pfefferte ich eine Ladung Schrot unter sie; denn ich hatte immer mein Gewehr bei mir. Kaum fiel der Schuß, so erhob sich eine Wolke von Vögeln, die ich noch gar nicht gesehen hatte, mitten aus dem Korn.
Dies gab mir einen Stich ins Herz; denn ich sah voraus, daß sie mich in wenigen Tagen um meine ganze Hoffnung bringen würden und ich nie wieder Korn ziehen könnte. Ich wußte nicht, was tun, beschloß jedoch, mein Getreide nicht preiszugeben, und wenn ich es Tag und Nacht bewachen müßte. Zuerst besah ich mir den schon angerichteten Schaden und fand, daß bereits ein großer Teil verdorben war; doch würde der Rest noch immer eine gute Ernte geben, wenn ich ihn retten könnte, da er jetzt den Vögeln noch zu grün war.
Ich hielt mit meinem geladenen Gewehr Wache und sah die Diebe auf allen Bäumen um mich herum sitzen, als wenn sie warteten, bis ich fort wäre; und so war es auch wirklich; denn als ich mich ein kleines Stück entfernte, fielen sie, sobald ich ihnen aus den Augen war. einer nach dem ändern wieder über das Korn her. Ich war so aufgebracht, daß ich nicht die Geduld hatte, abzuwarten, bis noch mehr kämen; denn ich wußte, daß jedes Korn, das sie fraßen, für mich ein Laib Brot war. Ich eilte an das Gehege zurück, feuerte und tötete ihrer drei. Das war mir gerade recht; ich hob sie auf und tat mit ihnen, wie wir es in England mit öffentlichen Dieben tun: Ich hängte sie als Schrecken für die anderen auf. Man würde es kaum für möglich halten, wie das auf sie wirkte; denn sie mieden nicht nur das Kornfeld, sondern in dieser ganzen Gegend der Insel ließ sich kein Vogel mehr blicken, solange die Vogelscheuchen hingen. Ich war sehr froh darüber, das mag man mir glauben, und gegen Ende Dezember, zur zweiten Erntezeit des Jahres, konnte ich mein Korn schneiden. Doch dazu brauchte ich dringend eine Sense oder Sichel. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mir eine aus einem breiten Degen oder Hirschfänger zu machen, die ich unter ändern Waffen aus dem Schiff geborgen hatte. Da aber meine Ernte nur klein war, machte mir das Schneiden keine sonderliche Mühe. Kurz

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