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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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die Muskeln an seinem Unterarm anspannen – und wie die geölten Klingen plötzlich aufspringen.
    »Ich bin ein Freak«, erklärt der Junge. »Rob hat mir das im Arbeitslager angetan.«
    Ich weiß nicht, was ich denken soll. Ich habe einfach keine Kraft mehr. Also senke ich den Kopf und starre an die Decke.
    Schnipp.
    Mein Bein ist frei. Ich habe immer noch ein Stück Moniereisen in der Wade, das an einer Seite so sauber abgetrennt ist wie mit einem Bolzenschneider. Aber ich bin frei.
    Der Junge hilft mir hoch und legt seinen gesunden Arm um mich. Wir humpeln davon, ohne uns noch mal nach dem Schacht umzudrehen. Fünf Minuten später finden wir den getarnten Eingang zu einem der U-Bahn-Tunnel. Und dann sind wir weg, schleppen uns keuchend die verwaisten Schienen entlang.
    Wir lassen die Gottesanbeterin hinter uns.
    »Wie?«, frage ich und deute mit dem Kopf auf seinen entstellten Arm.
    »Arbeitslager. Die Leute werden operiert und sind danach verändert. Ich war einer der Ersten. Bei mir ist es nicht viel. Nur der Arm. Aber bei anderen, mein Gott. Wenn sie vom Autodoc zurückkommen, sehen sie viel schlimmer aus. Keine Augen. Keine Beine. Rob pfuscht an der Haut herum, an den Muskeln, am Gehirn.«
    »Bist du allein?«, frage ich.
    »Ich bin auf andere gestoßen, aber die wollten nichts …« Mit ausdrucksloser Miene wirft er einen Blick auf seine verstümmelte Hand. »Ich bin jetzt wie sie. «
    Mit der Hand ist es sicher nicht leicht, Freunde zu finden. Ich frage mich, wie oft er abgewiesen wurde, wie lange er sich schon allein durchschlagen muss.
    Der Junge ist so gut wie am Ende. Man erkennt’s daran, wie er die Schultern hängen lässt. Wie schwer ihm jeder Atemzug zu fallen scheint. Sehe ich nicht zum ersten Mal. Der Junge ist nicht verletzt – er ist besiegt.
    »Allein zu sein ist hart«, sage ich. »Man beginnt sich zu fragen, wo der Sinn liegt. Nicht wahr?«
    Er schweigt.
    »Aber hier gibt es andere Menschen. Den Widerstand. Du bist jetzt nicht mehr allein. Und du hast ein Ziel.«
    »Und was soll das sein?«, will er wissen.
    »Zu überleben, Mann. Damit du dem Widerstand helfen kannst.«
    »Ich bin noch nicht mal …«
    Er hält den Arm hoch. Tränen glänzen in seinen Augen. Dieser Teil ist wichtig. Er muss es kapieren. Wenn nicht, wird er sterben.
    Ich packe den Jungen an den Schultern und sehe ihm ins Gesicht. »Du wurdest als Mensch geboren und wirst als einer sterben. Egal, was sie mit dir gemacht haben. Oder was sie noch machen werden. Verstehst du?«
    Es ist leise hier unten in den Tunneln. Und dunkel. Man fühlt sich sicher.
    »Ja«, erwidert er.
    Ich lege dem Jungen den Arm um die Schultern. Der Schmerz in meinem Bein lässt mich zusammenzucken. »Gut«, gebe ich zurück. »Und jetzt komm. Wir müssen nach Hause und was essen. Wenn du mich so ansiehst, würdest du’s wahrscheinlich nicht glauben, aber ich bin da mit dieser wunderschönen Frau verheiratet. Sie ist die schönste Frau der Welt. Und ich sage dir, wenn du sie nett bittest, macht sie dir ein Gulasch, wie du’s noch nie gegessen hast.«
    Ich glaube, der Junge wird durchkommen. Sobald er die anderen trifft. Die Menschen brauchen einen Sinn im Leben genauso wie die Luft zum Atmen. Zum Glück können wir uns ganz leicht gegenseitig diesen Sinn liefern. Einfach nur dadurch, dass wir am Leben bleiben.

In den folgenden Monaten fanden immer mehr modifizierte Menschen den Weg in die Stadt. Egal, was Rob mit ihnen angestellt hatte, die New Yorker Widerstandsbewegung empfing sie alle mit offenen Armen. Ohne diesen sicheren Hafen und seinen Mangel an Vorurteilen wäre dem menschlichen Widerstand – und damit dem Brightboy-Squad – wahrscheinlich nicht eine unglaublich mächtige Geheimwaffe in die Hände gefallen: die vierzehnjährige Mathilda Perez.
Cormac Wallace MIL #GHA 217

V.
Der Tickler
    »Wo ist deine Schwester, Nolan?
Wo ist Mathilda?«
    Laura Perez
    Neuer Krieg + 10 Monate
Auf dem Weg westwärts Richtung Gray Horse traf unser kleiner Trupp auf einen verwundeten italienischen Soldaten namens Leonardo. Wir pflegten ihn gesund, und er berichtete uns von den hastig errichteten Zwangsarbeitslagern, die es überall in der Nähe größerer Städte gab. Da er uns zahlenmäßig von Anfang an stark unterlegen war, scheint Rob viele Menschen durch die reine Androhung des Todes dazu gebracht zu haben, sich in solchen Lagern unterbringen zu lassen und auch dort zu bleiben.
Der früheren Kongressabgeordneten Laura Perez fiel es sehr schwer,

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