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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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Gebäude führt.
    »Das ist von uns«, sage ich und schiebe den Jungen auf das Loch zu. Er stolpert vor mir her wie ein Zombie.
    Hinter mir höre ich, wie der Teppich aufgerissen wird und die Möbel zersplittern. Die Maschine hat es irgendwie durchs Fenster geschafft. Tief gebückt drückt sie ihren großen grauen Leib unterhalb der Decke entlang, während die schmutzigen Deckenfliesen herabregnen wie Konfetti. Hinter uns scheint das Zimmer nur noch aus blitzenden Klauen und kreischendem Metall zu bestehen.
    Wir stürzen auf das Loch in der Wand zu.
    Ich bleibe stehen und helfe dem Jungen, über das Chaos aus Betonbrocken und Moniereisen zu klettern. Der Durchgang führt durch die Grundmauern beider Gebäude und ist ziemlich eng. Ich hoffe, das wird das Ungeheuer hinter uns etwas bremsen.
    Der Junge verschwindet in dem dunklen Schacht. Ich klettere hinter ihm hinein. Hier darf man keine Platzangst haben. Der Junge kommt mit seinem verletzten Arm nicht gut voran. Auf dem ersten Stück ragen Moniereisen aus dem Stein wie rostige Speerspitzen. Ich kann hören, wie die Gottesanbeterin näher kommt und dabei alles zerstört, was ihr zwischen die Klauen gerät.
    Und plötzlich ist es still.
    Ich habe nicht genug Platz, um den Kopf zu drehen. Ich sehe nur die Schuhsohlen des vorwärtskriechenden Jungen. Einatmen, ausatmen. Konzentrier dich. Hinter mir gibt es einen gewaltigen Schlag, und sofort wird es in dem Schacht ein bisschen heller. Ein weiterer markerschütternder Hieb. Die Gottesanbeterin schlägt wie wahnsinnig auf den Schacht ein und arbeitet sich langsam vorwärts, erst durch die Betonwand, dann durch den Sandstein dahinter. Der Lärm ist ohrenbetäubend.
    Um mich herum verwandelt sich alles in Krach und Dunkelheit und Staub. »Los, los, los!«, rufe ich.
    Eine Sekunde später ist der Junge weg; offenbar hat er ans andere Ende des Tunnels gefunden. Grinsend drücke ich aufs Gas. So schnell wie möglich krabbele ich hastig aus dem Loch, und als ich mit einem Mal falle, gebe ich einen lauten Schmerzensschrei von mir.
    Ein herausstehendes Moniereisen hat sich durch meine rechte Wade gebohrt.
    Ich liege auf dem Rücken und stütze mich auf die Ellbogen. Mein Bein hängt am Ausgang des Schachts fest. Das Eisen ragt auf wie ein schiefer Zahn und hat mich voll am Unterschenkel erwischt. Der Junge steht einen Meter weiter, immer noch mit diesem apathischen Ausdruck im Gesicht. Ich atme ein und gebe beim Ausatmen einen weiteren schmerzerfüllten Schrei von mir.
    Das scheint den Jungen aus seiner Trance zu wecken.
    »Scheiße, zieh mich von dem Ding runter!«, rufe ich.
    Der Junge sieht mich blinzelnd an. In den leeren Blick seiner braunen Augen kehrt etwas Leben zurück.
    »Schnell«, sage ich. »Die Gottesanbeterin kommt.«
    Ich versuche selbst, mein Bein aus dem Eisen zu befreien, aber ich bin zu schwach, und der Schmerz ist zu stark. Der Schutt bohrt sich schmerzhaft in meine Ellbogen, doch ich schaffe es, den Kopf zu heben. »Du musst mein Bein von dem Eisen ziehen«, beschwöre ich den Jungen. »Oder irgendwie das Eisen aus der Wand hebeln. Eins von beiden, Mann. Hauptsache, du beeilst dich.«
    Der Junge steht mit zitternder Unterlippe da. Sieht aus, als würde er gleich anfangen zu heulen. Na, ich hab aber auch immer ein Glück.
    Aus dem Schacht ist zu hören, wie die Gottesanbeterin immer mehr Stein wegschlägt. Dicke Staubwolken quellen aus der Öffnung über mir. Bei jedem Schlag bebt die Erde und damit das Eisen in meiner Wade.
    »Komm, Mann, ich brauche dich. Du musst mir helfen.«
    Und zum ersten Mal sagt der Junge etwas.
    »Tut mir leid«, sagt er zu mir.
    Scheiße. Ich bin erledigt. Am liebsten würde ich den kleinen Feigling anschreien. Ich möchte ihm irgendwie weh tun, aber mir fehlt die Kraft. Also versuche ich wenigstens, den Kopf oben zu halten. Mit zitterndem Nacken blicke ich ihn direkt an. Wenn der Junge mich schon einfach so hier liegen lässt, soll er sich wenigstens an mein Gesicht erinnern.
    Während er mir fest in die Augen sieht, hebt der Junge seinen verletzten Arm. Schließlich fängt er an, das darumgelegte Handtuch abzuwickeln.
    »Was zum Teufel machst …?«
    Ich halte mitten im Satz inne. Die Hand des Jungen ist nicht verletzt – er hat gar keine.
    Stattdessen mündet sein Unterarm in einem Gewirr aus Drähten mit einem Stück Metall am Ende, aus dem zwei Klingen ragen. Sieht aus wie eine Heckenschere. Das Werkzeug ist unmittelbar mit seinem Arm verschmolzen. Ich beobachte, wie sich

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