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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel H. Wilson
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und spuckt in voller Fahrt ein Geschoss aus. Als es irgendwo außerhalb der Basis einschlägt, erzittert die Wand vor mir.
    Durch das Fenster sehe ich, wie der Soldat sich mit der schweren Panzerabwehrwaffe auf der Schulter im Schneidersitz auf die Straße setzt und sofort vom Anti-Personen-Feuer des Panzers zerfetzt wird. Innerhalb eines bestimmten Radius werden verdächtige Umrisse – wie zum Beispiel ein Typ mit einem Raketenwerfer – unverzüglich vom automatischen Abwehrsystem des Panzers erfasst und unter Beschuss genommen.
    Das wäre einem Aufständischen nicht passiert.
    Ich runzle meine gegen die Drahtmaschen gedrückte Stirn. Die Hände habe ich mir unter die Achseln geklemmt, weil mir saumäßig kalt ist. Ich habe keine Ahnung, warum einer unserer Panzer gerade einen unserer Soldaten von der Straße gefegt hat, aber ich habe den Verdacht, dass es etwas mit dem SIB Eins zu tun haben könnte, der vor meinen Augen Selbstmord beging.
    Der andere Soldat dreht sich um und kommt in meine Richtung gerannt. In dem Moment versperrt mir wogender schwarzer Stoff die Sicht – ein Umhang. Ein Aufständischer ist gerade an meinem Fenster vorbeigelaufen. In unmittelbarer Nähe rattert Gewehrfeuer.
    Aufständische und verrücktspielende Ausrüstung? Shit, Mann. Wenn die Kacke erst mal am Dampfen ist, dann dampft sie richtig.
    Der flatternde Umhang verschwindet, und die ganze Straße wird plötzlich von einer riesigen dunklen Rauchwolke eingenebelt. Die Scheibe des Fensters zerspringt und schlitzt mir die Stirn auf. Dann erst folgt der dumpfe Donnerschlag. Ich falle zurück auf meine Koje, ziehe mir rasch die Decke um die Schultern und betaste mein Gesicht. Blut klebt an meinen Fingern. Als ich wieder ans Fenster trete, liegen nur noch staubbedeckte Fleischklumpen auf der Straße.
    Soldaten, Aufständische, Einheimische – die Panzer töten jeden.
    Mir wird nur allzu klar, dass ich schnellstens einen Ausweg aus dieser Zelle finden muss, wenn ich auch in Zukunft ein paar Atemzüge machen will.
    Draußen dröhnt irgendwas knapp über dem Erdboden vorbei und reißt dunkle Wirbel in den Rauch. Vermutlich eine bewaffnete Flugdrohne. Ich kauere mich wieder in meine Koje. Allmählich lichten sich Rauch und Staub. In den Trümmern hinter den Gitterstäben entdecke ich den Schlüsselbund des toten Offiziers. Er hängt an einem zerfetzten Gürtel, der seinerseits an einem zerfetzten Stuhl hängt. Auf dem Mars wären sie nicht weniger unerreichbar.
    Keine Waffe. Keine Schutzkleidung. Keine Hoffnung.
    Plötzlich schlüpft ein blutüberströmter Aufständischer durch das Loch in der Außenwand. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er mich an. Eine Seite seines Gesichts ist mit Sand bedeckt, die andere mit Blut. Seine Nase ist gebrochen, seine Lippen sind geschwollen und blau vor Kälte. Spärliche schwarze Barthaare stechen aus seiner zweifarbigen Maske heraus. Er kann nicht älter als sechzehn sein.
    »Bitte hol mich hier raus. Ich kann dir helfen«, sage ich in meinem besten Arabisch. Ich reiße mir das Tuch vom Gesicht, damit er meinen Bart sehen kann. Wenigstens weiß er dann, dass ich nicht im aktiven Dienst bin.
    Der Aufständische presst den Rücken gegen die Wand und schließt die Augen. Er sieht aus, als würde er beten. Auch seine schmutzverkrusteten Hände hat er flach an die Wand gelegt. Wenigstens hängt ihm ein altmodischer Revolver von der Hüfte. Er ist verängstigt, aber einsatzbereit.
    Ich verstehe nicht viel von seinem Gebet, nur so viel, dass es dabei nicht um sein eigenes Wohl geht. Er betet für die Seelen seiner Kumpels. Was auch immer da draußen vorgeht, hübsch ist es mit Sicherheit nicht.
    Ich sollte mich besser auf den Weg machen.
    »Die Schlüssel liegen auf dem Boden, Freund«, dränge ich. »Bitte, ich kann dir helfen. Ich kann dir helfen, zu überleben.«
    Er hört auf zu beten und sieht mich an.
    »Die Avtomaten sind hinter uns allen her«, sagt er. »Wir dachten, die Avtos würden sich nur gegen euch erheben. Aber sie dürsten nach unser aller Blut.«
    »Wie heißt du?«
    Er beäugt mich misstrauisch.
    »Jabar«, antwortet er.
    »Also gut, Jabar. Du wirst hier heil rauskommen. Befreie mich. Ich bin unbewaffnet. Aber ich kenne diese, ähm, Avtomaten. Ich weiß, wie man sie töten kann.«
    Jabar hebt den Schlüsselbund auf und zuckt kurz zusammen, als in dem Augenblick etwas Großes, Schwarzes die Straße draußen entlangrast. Er stapft durch die Trümmer zu meiner Zelle.
    »Man hat dich

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