Rock Rats Saga 02 - Astroidensturm
die letzten Worte hastig hervor, als ob er sich ihrer schämte. George schaute an sich hinab und wunderte sich dar
über, welche Anstrengung es ihn kostete, den Kopf zu drehen.
Dann sah er, dass der Arm kurz unterhalb des Ellbogens endete. Der Stumpf war mit einem Sprühverband bedeckt.
Er war mehr verwirrt als schockiert. Er verspürte nur einen Anflug von Schmerz, wo er nun darüber nachdachte. Keine Angst. Keine Sorgen. Sie müssen mich ganz schön mit Dope voll gepumpt haben.
»Der Rest des Arms ist in der Tiefkühltruhe«, sagte Fuchs.
»Wir fliegen mit Vollschub nach Ceres zurück. Ich werde vorab Kris Cardenas verständigen.«
George schloss die Augen und erinnerte sich daran, dass er gesehen hatte, wie der noch im Ärmel des Raumanzugs steckende Arm auf einer spiralförmigen Bahn aus der Luke gesegelt war.
Er schaute auf Nodon. »Ihr habt die Blutung gestillt, wie?«
Der junge Mann nickte.
»Und den Anzugsarm versiegelt«, fügte George hinzu.
»Er ist auf eine EVA gegangen und hat deinen Arm geborgen«, sagte Fuchs. »Zuerst glaubte ich schon, dass wir ihn verlieren würden.«
»Hast du das wirklich getan?«, sagte George leise. Er kam sich dumm dabei vor. »Danke, Kumpel.«
Nodon zuckte verlegen die Achseln. Er wechselte das Thema. »Sie müssen dem anderen Schiff einen schweren Treffer versetzt haben. Es ist mit hoher Geschwindigkeit geflohen.«
»Das ist gut.«
»Wir werden in vierzehn Stunden auf Ceres sein«, sagte Fuchs.
»Das ist auch gut.« George wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte. Irgendwo, im hintersten Winkel des Bewusstseins, wusste er, dass er eigentlich schreien sollte. Verdammte Prothesen ‒ ich habe den abgefuckten Arm verloren!
Die Drogen betäubten aber nicht nur den körperlichen, sondern auch den emotionalen Schmerz. Nichts schien wirklich von Bedeutung zu sein. Alles, was George wollte, war, dass sie ihn in Ruhe und schlafen ließen.
Fuchs schien das Gott sei Dank zu spüren. »Du ruhst dich jetzt aus«, sagte er mit vor Bitterkeit heruntergezogenen Mundwinkeln. »Ich muss der IAA einen ausführlichen Bericht übermitteln, sobald wir eine Antenne repariert haben.«
»Nicht schon wieder dieser Fuchs«, nörgelte Hector Wilcox.
Erek Zar und Francesco Tomasselli saßen vor Wilcox'
Schreibtisch. Zar spürte ganz offensichtlich Unbehagen, und Tomasselli zitterte beinahe vor gerechtem Zorn.
Wilcox' Büro war repräsentativ, wie es dem Vorsitzenden der Internationalen Astronautenbehörde auch zukam. Wilcox war schlank und wirkte wie aus dem Ei gepellt. Er trug einen anthrazitfarbenen Anzug mit einer perlgrauen Krawatte, der schön mit dem silbernen Haar und gepflegten Oberlippenbart kontrastierte. Damit war er jeden Zentimeter der erfolgreiche Administrator, für den er sich hielt. Er hatte schon so manchen Unternehmenskonflikt geschlichtet, die Bürokratie dazu gebracht, Sicherheitsvorschriften zu erlassen und Importzölle auf Weltraumprodukte erhoben und er hatte die schlüpfrige Karriereleiter der Rechtsabteilung der IAA erklommen, bis er an der Spitze angekommen war. Da saß er nun unangefochten und wurde von den anderen Bürokraten als ein Musterbeispiel für Geduld, Intelligenz und ‒ vor allem ‒ Ausdauer gewürdigt.
Nun musste er sich aber mit dem Vorwurf der Piraterie befassen, und das ging ihm regelrecht an die Nieren.
»Er hat einen vollständigen Bericht übermittelt«, sagte Tomasselli eifrig. Seine dunklen Augen funkelten.
»Fuchs behauptet, sein Schiff sei angegriffen worden«, warf Zar ein.
»Er meldet«, fuhr Tomasselli mit Betonung dieses Worts fort,
»dass nicht nur sein Schiff angegriffen worden sei, sondern noch ein weiteres und dass einer der Männer schwer verletzt sei.«
»Von einem Piratenschiff.«
Zars Bauerngesicht lief noch roter an, als es ohnehin schon war. »Das behauptet er.«
»Und der Beweis?«
»Sein Schiff ist beschädigt«, sagte Tomasselli, bevor Zar auch nur den Mund aufzumachen vermochte. »Er bringt den Verwundeten nach Ceres.«
»Über welche Schiffe sprechen wir hier?«, fragte Wilcox mit einem deutlichen Ausdruck von Abscheu im schmalen Patriziergesicht.
Mit einer Handbewegung gebot Zar seinem Untergebenen zu schweigen. »Fuchs' Schiff trägt den Namen Starpower. Das andere Schiff, das laut seiner Aussage angegriffen worden sein soll, ist die Waltzing Matilda.«
»Ist sie auch auf dem Weg nach Ceres?«
»Nein«, ließ Tomasselli sich wieder vernehmen. »Das Schiff musste aufgegeben werden. Die drei
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