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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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allem aber steigt der Druck auf die Geschäftspartner der Rocker. Sie sollen sich von Hanebuth und Heer distanzieren. Als im April 2011 Zuschauer bei einem Amateurfußballspiel in Walsrode randalieren und die für die Sicherheit im Stadion engagierte »Bodyguard Security« wenig zur Deeskalation beiträgt, entfacht sich eine Debatte, die es vor ein paar Jahren sicherlich nicht gegeben hätte. Nach Ansicht der Polizei agiert die schwarz gekleidete Sicherheitstruppe um den mitkämpfenden Wolfgang Heer überzogen. Und die Walsroder Bürger fragen sich, warum der lokale Fußballverein den Wachdienst der Hells Angels engagiert. Sollte man dem Sportclub deswegen die öffentlichen Gelder streichen?
    »Ende im Gelände«
    Auch das Klima in Hanebuths Stammrevier Hannover ändert sich. Im November 2010 rückt der Zoll, unterstützt von maskierten Polizisten, ins Steintorviertel ein. Die Schwarzarbeit-Jäger kontrollieren die Angestellten in der »Sansibar«, zu deren Eigentümern damals Hanebuth gehört.
    Es ist ein erster Nadelstich, weitere werden folgen. Während junge Beamte den Eingang der Kneipe sichern, steht Hanebuth in blau-weißer Flanelljacke auf dem Bürgersteig. So entsteht ein Bild mit Symbolcharakter: Der Staat ist wieder da, der Pate muss zugucken.
    Die Behörden setzen da an, wo die Rocker besonders empfindlich sind: beim Geld. Die Ermittler wollen die Macht der Gang eindämmen. Im Oktober 2011 ruft der designierte Polizei-Vize-Präsident von Hannover, Thomas Rochell, dazu auf, nicht mehr am Steintor zu feiern: »Jeder, der das tut, muss wissen, dass er damit die Position der Rocker und ihres Chefs stärkt.« Es ist keine sensationelle Neuigkeit, dass die Rocker in dem Viertel abkassieren, weiß in Hannover jeder. Dennoch macht der öffentliche Boykottaufruf es für Hanebuth zunehmend schwierig, seine beiden Rollen als geachteter Eventmanager und gefürchteter Unterweltboss miteinander in Einklang zu bringen.
    Nur einen Monat später handelt der König von Hannover und dankt ab. Zumindest teilweise. Hanebuth erklärt öffentlich, die Firma »Bodyguard Security« verlasse das Viertel, außerdem verkaufe er seine Anteile an der »Sansibar«. Die Bordelle allerdings behält er. Jetzt muss der Rechtsstaat reagieren und ein Machtvakuum verhindern. Die Polizei installiert eine mobile Wache im Amüsierviertel.
    Das letzte Mal kann Hanebuth seine zwei Gesichter am 5. Mai 2012 zeigen. Zusammen mit 30 Rockern aus Hannover rollt er an diesem Samstagabend nach Halle an der Saale, wo eine Kickbox-Gala steigt. Das hört sich zwar unspektakulär an, doch das wird es in diesem Fall nicht sein.
    Einige Tage zuvor hat ein Bandidos-Sympathisant einen jungen Rocker-Anführer des Underdogs MC angeschossen, dessen Gang wohl zu den Höllenengeln wechseln wollte. Das Opfer wiederum sollte an diesem Abend in den Ring steigen, weshalb die Hells Angels nun Solidarität am Geviert demonstrieren und ein Signal an die Bandidos senden: Achtung, wir sind auf deren Seite!
    Hanebuth und seine Mannschaft bleiben allerdings nicht lange im Osten, denn der Rockerboss hat noch einen Termin mit einer anderen Mannschaft. Am 5. Mai 2012 endet die Bundesliga-Spielzeit, und das Team von Hannover 96 hat sich zum Feiern im Steintor angesagt. Schließlich pflegt der Hüne Hanebuth einen besonders guten Draht zu dem einen Kopf kleineren Mittelfeldspieler Altin Lala, der an dem Tag sein letztes Spiel für die Roten macht.
    Danach endet Hanebuths Leben als angesehener Mann: Am 24. Mai 2012 seilen sich GSG-9-Polizisten aus einem Hubschrauber ab und stürmen sein Anwesen vor den Toren Hannovers. Sie erschießen seinen Hund und fesseln den Zwei-Meter-Koloss.
    Der filmreife Einsatz gehört zu einem Großeinsatz gegen die Hells Angels »Kiel«. Gegen die Truppe um den Hanebuth-Vertrauten Dirk R. wird ermittelt, nachdem ein ehemaliger Unterstützer der Hells Angels ausgepackt hatte. Steffen R. belastet den Hannoveraner, er soll von einem Mord gewusst haben.
    Etwas später verschärft der Kronzeuge seine Anschuldigungen vor Gericht, vor dem er sich unter anderem wegen Menschenhandels verantworten muss. Nun erzählt er Folter- und Killergeschichten, die ein Dutzend dankbare Reporter in ihre Blöcke kritzeln. Und die größte Sensation: Hanebuth sei für diese Untaten verantwortlich gewesen, er habe sogar einen Mord in Auftrag gegeben. Der Hells Angel aus Hannover weist alle Vorwürfe entschieden zurück: Er kenne weder Steffen R. noch das angebliche Mordopfer, teilt

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